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Der Junge mit den blauen Haaren

Der Junge mit den blauen Haaren

Titel: Der Junge mit den blauen Haaren
Autoren: Doris Loesel
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und erkläre es ihm. Ganz langsam … zum Mitschreiben!
„Ich wurde von Mrs. McMillan begrüßt“, erläutere ich und verziehe bei dem Gedanken an die Internatsleiterin mein Gesicht.
„Mich hat Miss Viola willkommen geheißen.“ Miss Viola … soso … „ Die Lateinlehrerin“, erklärt Kay, der meine gerunzelte Stirn falsch deutet – glücklicherweise. Denn warum, um alles in der Welt, kämpfe ich gerade gegen das irrationale Gefühl der Eifersucht an?
„Aha“, sage ich nicht sehr intelligent. Dann räuspere ich mich und fahre mit meinen Erklärungen fort. „Wenn Miss Viola …“, ich versuche, mein Gesicht nicht angeekelt zu verziehen, „also, wenn sie nur meinen Namen gelesen hat, dann dachte sie vielleicht, ich sei auch ein Junge.“
Kay grinst mich an.
„Was?“
„Nix!“ Himmel! Der Typ macht mich wahnsinnig. „Und wenn Mrs. McMillan von dir ebenfalls nur den Namen kennt, denkt sie vermutlich, dass du ein Mädchen bist.“
Jetzt endlich begreift Kay. Er verzieht sein Gesicht.
„Was?“, frage ich, während ich ungeduldig mit meinem Fuß wippe.
„Ich bin froh, dass ich kein Mädchen bin“, antwortet Kay und sieht mich seltsam an.
„Was ist so schlimm daran, ein Mädchen zu sein?“, fauche ich.
„Nichts, hey, komm mal wieder runter“, lacht er, „aber … ach lassen wir das. Ich habe nur gerade erkannt, dass es sehr viel mehr Spaß macht, ein Junge zu sein.“
Ich schenke ihm ein nichtssagendes Brummen.
„Ähm, sollen wir noch länger hier rum stehen, oder möchtest du jetzt erst mal dein Zimmer sehen?“ Scheiße! Wir werden doch wohl hoffentlich nicht … „ Ich glaube, dein Zimmer liegt direkt neben meinem“, kichert Kay, der peinlicherweise genau zu wissen scheint, was ich denke … oder hat er meine Gedanken …? Kim, du wirst paranoid! „Ja, ich glaube, ich muss mich ran halten“, murmele ich vor mich hin, „ich wollte mich gerne noch etwas frisch machen, bevor es Zeit ist zum Abendessen.“
Kay nickt.
„Ja, pünktlich um 8:00 Uhr“, grinst er und ich grinse zurück.
Ich packe meinen Trolli.
„Soll ich dir helfen?“, bietet Kay, ganz Kavalier, sich an.
„Danke, nicht nötig. Ich habe das Monstrum 126 Stufen hoch gezerrt, da werde ich die letzten zwei Meter auch noch schaffen.“
Kays Lachen schallt über den Flur.
„Was?“, fauche ich ihn an – schon wieder.
„Du hast die Stufen gezählt?“ Er kichert noch immer, kriegt sich kaum ein.
„Ja! Na und?“
Natürlich weiß ich selbst, wie doof das klingen muss. Aber wenn man fast sein ganzes Leben alleine verbracht hat, dann ist es ja wohl erlaubt, sich die ein oder andere Macke zuzulegen, oder? Nur, dass er das ja nicht wissen kann Kim! „Hey!“, lenkt er ein, „ich wollte dich nicht beleidigen! Tut mir wirklich leid!“
„Boah, jetzt entschuldige dich nicht ständig für jeden Scheiß!“ Warum bin ich nur so zickig in seiner Nähe? Kay hebt seine Hände in typischer Tut-mir-leid-Manier und ich zerre meinen Trolli zur Türe. Während ich nach dem Schlüssel suche, den ich in meinen Shorts verstaut habe, spüre ich noch immer Kays Blick auf mir ruhen.
Mit zittrigen Fingern gelingt es mir beim dritten Anlauf, den Schlüssel ins Schloss zu stecken. Den Ellenbogen zu Hilfe nehmend drücke ich die Türklinke nieder und öffne die Türe mit dem rechten Fuß. Ich vernehme ein verhaltenes Kichern. „Twilight-Fan, hm?“
„Häh?“
Kay sieht bedeutungsvoll auf meine Füße. Ach so … die Chucks „Ja“, gebe ich zu und bin nicht im Mindesten unangenehm berührt. Die Bücher waren und sind mir das Liebste, das ich habe. Ich habe sie immer und immer wieder gelesen. Und dass ich die Filme noch nie gesehen habe, würde mir eh kein Mensch abkaufen. „ Okay“, sagte Kay, um die unangenehme Phase zu beenden, „ich geh mich dann auch mal für das Abendessen fertigmachen. Ähm …“
Ich sehe ihn an. „Ja?“
„Wollen wir zusammen zum Essen gehen?“, fragt er dann und sieht auf seine Fußspitzen.
Da erst fällt mir auf, dass er barfuß ist. Und verdammt hübsche Füße hat. Oh mein Gott! Jeans und barfuß … wie geil ist das denn, bitteschön? Bevor ich Schnappatmung bekomme, gebe ich meinem Trolli einen Tritt, um ihn in mein Zimmer zu befördern. Meine Hormone sind eindeutig außer Rand und Band. Ich schenke Kay ein gnädiges Nicken.
„Gerne. Du darfst mich um kurz vor acht abholen!“
Kay grinst und salutiert.
„Ich werde pünktlich zur Stelle sein, um Mylady sicher nach unten in den Speisesaal zu
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