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Der Jäger

Der Jäger

Titel: Der Jäger
Autoren: Andreas Franz
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erfahren.«
    »Über mich gibt es nicht viel zu berichten. Aber gut, holen Sie mich um halb neun ab. Muss ich mir etwas Besonderes anziehen oder …«
    »Egal, das überlasse ich Ihnen. Ich werde jedenfalls keine Krawatte tragen, falls Sie das wissen wollen.«
    »Fein. Dann bis morgen Abend.«
    Sie drückte den Aus-Knopf, legte den Kopf zurück, lächelte. So beschissen der Tag auch verlaufen war, so versöhnlich endete er. Sie rief noch kurz bei ihrem Vater an und teilte ihm mit, dass sie die Mörderin gefasst hatten. Dann aß sie eine Kleinigkeit, legte sich auf die Couch, schaltete den Fernseher an. Irgendwann fielen ihr die Augen zu. Sie wachte erst am nächsten Morgen auf.

Mittwoch, 8.00 Uhr
     
    Julia Durant kam als eine der Letzten ins Büro. Berger sah kurz auf, brummte ein »Guten Morgen«. Hellmer saß bei Kullmer, sie unterhielten sich und lachten dabei.
    Die Kommissarin hängte ihre Tasche über den Stuhl, holte eine Zigarette heraus, setzte sich, schlug die Beine übereinander und sagte nach einem kurzen Moment: »Ich werde für eine Weile Urlaub machen.«
    Berger sah auf und schüttelte den Kopf. »Wie denken Sie sichdas? Sie waren im Sommer fünf Wochen weg. Sie können jetzt keinen Urlaub nehmen.«
    »Doch, ich kann. Und zwar unbezahlten. Ich weiß nicht, wie lange, ein halbes Jahr, ein Jahr, vielleicht auch länger. Ich muss etwas Abstand gewinnen, ich gehe sonst noch kaputt.«
    »Aber Sie sind mein bester Mann, Entschuldigung, meine beste Frau! Wie soll der Laden hier ohne Sie laufen? Wie stellen Sie sich das vor?«
    »Ich bin keine Alleinunterhalterin. Hellmer und Kullmer und auch einige andere sind sehr fähige Beamte. Und ich werde Ihnen auch bestimmt regelmäßig eine Ansichtskarte schicken. Aus Südfrankreich.«
    »Was in aller Welt wollen Sie in Südfrankreich?«
    »Meine beste Freundin wohnt dort, falls Sie das vergessen haben sollten. Ich komme zurück, wenn mir danach ist. Am besten, wenn das neue Präsidium im Herbst 2001 fertig ist. Ich kann den Muff in diesen Räumen sowieso nicht mehr ertragen.«
    »Sie meinen es also tatsächlich ernst. Und Sie lassen sich durch nichts von diesem Entschluss abbringen?«
    »Nein. Ich sag doch, vielleicht bin ich schon in einem halben Jahr wieder hier. Betrachten Sie es einfach als eine etwas längere Kur.«
    »Und Sie werden bestimmt wiederkommen?«
    »Garantiert. Ich kann doch ohne diese kaputten Typen hier überhaupt nicht leben«, sagte sie grinsend.
    »Was hör ich da?« Hellmer stand in der Tür, Kullmer schräg hinter ihm. »Du willst uns verlassen?«
    »Nur für eine Weile. Ich komm schon wieder, keine Angst. Tja, das wollte ich nur loswerden. Ich habe den Entschluss schon seit längerem ins Auge gefasst, und gestern ist mir endgültig klar geworden, dass es sein muss. Ich bin eigentlich nur gekommen, um Ihnen das zu sagen.«
    »Moment, Sie wollen doch nicht schon jetzt gehen? Wir habennoch eine Menge Arbeit vor uns«, erklärte Berger mit entsetztem Gesicht.
    »Die Soko besteht aus sechzig Beamten. Da kommt es auf einen mehr oder weniger auch nicht an. Ich fahr jetzt wieder nach Hause.«
    »Augenblick, Sie müssen erst einen Antrag einreichen.«
    Sie zog ein Blatt Papier aus der Tasche und reichte es ihm. »Hier, der Antrag.«
    »Und wovon wollen Sie in der Zeit leben?«, fragte Berger, nachdem er das Schreiben durchgelesen hatte.
    »Ich habe einiges gespart. Und bei Susanne Tomlin kann ich umsonst wohnen. Machen Sie sich wegen meiner finanziellen Situation keine Gedanken. Ich komme schon über die Runden. Und nun wünsche ich allen noch einen schönen Tag und frohes Schaffen. Tschüüüss.«
    Hellmer kam ihr nachgerannt. »Sag mal, bist du jetzt total übergeschnappt? Du kannst doch nicht einfach so mir nichts, dir nichts abhauen und uns im Stich lassen! Überleg’s dir noch mal, bitte.«
    »Es gibt nichts mehr zu überlegen. Mein Entschluss steht fest. Ihr schafft’s auch ohne mich. Außerdem ist Südfrankreich nicht aus der Welt. Und bevor ich fahre, verbringen du, Nadine und ich noch einen richtig schönen Abend.«
    Hellmer umarmte sie, drückte sie an sich. »Mein Gott, Julia. Das hätte ich nicht erwartet. Es wird ganz schön langweilig werden ohne dich. Aber du meldest dich, versprochen?«
    »Natürlich, Blödmann. Ich werde auch ab und zu hierher kommen, um nach dem Rechten zu sehen. Und in spätestens zwei Jahren gehe ich wieder auf die Jagd. Ehrenwort.«
    »Mach’s gut, und halt die Ohren steif. Ich vermisse dich jetzt
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