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Der Jäger

Der Jäger

Titel: Der Jäger
Autoren: Andreas Franz
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ihre Vergangenheit aufzuarbeiten! Am Donnerstag war sie zum ersten Mal überhaupt allein in der Stadt. Wenn ich mir je eine Tochter gewünscht hätte, dann hätte sie wie Maria sein müssen.«
    »Und, was willst du mir damit sagen? Soll ich ein schlechtes Gewissen bekommen? Tut mir Leid, damit kann ich nicht dienen.Mich interessiert nicht, was für ein Leben die andern hatten. Kapiert?«
    »Du tust mir einfach nur Leid, Carmen. Ich wünschte, ich könnte etwas für dich tun. Aber du willst es ja nicht.«
    »Ach, hau ab! Ich kann deine verdammte Fresse nicht mehr sehen! Die andern sollen wieder reinkommen, und dann bringen wir’s hinter uns. Ich wollte eigentlich nur wissen, ob sie dich tatsächlich zu mir schicken, um mich zum Reden zu bringen.« Sie grinste ihn an. »Jetzt bilde dir bloß nichts darauf ein, ich hätte ihnen sowieso gleich alles erzählt. Und nun verschwinde endlich. Du kannst es ja mal bei der lieben Frau Kommissarin versuchen, du weißt schon, was ich meine.«
    »Ich wünsche dir trotzdem alles Gute, Carmen. Sag mir Bescheid, wenn du Hilfe brauchst.«
    »Da wirst du lange drauf warten müssen. Ich hab dich nur benutzt, genau wie Konrad. Ihr wart ein Mittel zum Zweck, nicht mehr und nicht weniger. Aber das erzähl ich denen gleich selbst. Wie ich schon sagte, es gibt nur einen Mann in meinem Leben, den ich liebe, und das ist Alexander.«
    Richter drehte sich um, klopfte an die Tür und ging hinaus. Er sah Durant achselzuckend an. »Sie haben ja alles mitgehört. Ich denke, sie wird, wie sie gerade angekündigt hat, gleich alles erzählen. Das andere vergessen Sie besser.«
    »Danke, Professor. Wir melden uns bei Ihnen.«
    Carmen Maibaum hatte sich an den Tisch gesetzt, die Unterarme aufgestützt, die Hände gefaltet. Durant nahm ihr gegenüber Platz. Hellmer blieb an der Wand stehen.
    »Können wir beginnen?«, fragte die Kommissarin.
    »Von mir aus. Aber machen Sie’s kurz.«
    »Das Warum kennen wir jetzt. Was mich interessiert, ist, wie haben Sie das Vertrauen der Opfer gewonnen?«
    Carmen Maibaum lächelte versonnen, als würde sie noch einmal Rückschau halten und sich daran ergötzen. »Sie glauben garnicht, wie einfach das ist. Carola Weidmann habe ich schon lange gekannt. Ihre Mutter und ich waren eine Zeit lang sogar befreundet. Carola war verlobt, wie Sie ja wissen, aber denken Sie bloß nicht, dass sie glücklich mit diesem Typ war. Sie hasste es, eingesperrt zu sein, seit sie in diesem Internat war. Sie wollte nicht heiraten, aber ihr Vater hat eine Menge Druck auf sie ausgeübt – hat sie mir zumindest erzählt. Und Skorpione sagen immer die Wahrheit, das einzig Positive übrigens, das ich über Skorpione zu sagen habe. Er hat ihr die Boutique gekauft und hat eine Gegenleistung dafür von ihr gefordert. Er hat immer eine Gegenleistung von ihr gefordert, egal, um was es auch ging. Auch das dürfen Sie auslegen, wie Sie wollen. Und dann haben wir uns einmal rein zufällig in der Stadt getroffen. Wir haben uns über Männer und über Sex unterhalten, und ich habe sie gefragt, ob sie schon jemals mit einer Frau geschlafen habe. Erst war sie entsetzt, dann neugierig. Natürlich durfte sie niemandem etwas davon verraten. Tja, und dann hatte ich sie. Genau wie die Albertz. Sie war auf einem Empfang, den van Dyck gegeben hat. Ich habe übrigens dafür gesorgt, dass sie dorthin kommt. Der Typ, in dessen Begleitung sie war, ist ein Bekannter von mir, und ich habe ihn gebeten, sie mitzubringen. Er war ein paar Mal in dem Fitnesscenter, in dem auch sie verkehrt hat, hat sie angesprochen, und sie ist dann tatsächlich mit ihm gekommen. Ich habe mich ein wenig um sie gekümmert und dabei erfahren, dass sie geschieden und allein war. Ihr Leben war so trist wie dieses Scheißwetter draußen. Wir haben uns ein paar Mal getroffen, und bei ihr war es nicht viel anders als bei Carola. Sie hatte von Männern die Schnauze voll und war einem Abenteuer der anderen Art nicht abgeneigt. Doch sie hat nicht ahnen können, dass dieses Abenteuer eine Reise ohne Rückkehr sein würde.«
    Sie lachte wieder auf, als hätte sie eben einen guten Witz gemacht, wurde aber gleich wieder ernst.
    »Erika Müller habe ich auf einer Dessousparty kennen gelernt.Wir waren so ziemlich die Letzten, die gegangen sind, haben vor der Tür noch ein bisschen gequatscht und uns wieder verabredet. Sie hatte einen Säufer zu Hause, und sie hatte von ihrem beschissenen Leben die Nase gestrichen voll. Den Rest brauch ich wohl nicht zu
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