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Der Jäger

Der Jäger

Titel: Der Jäger
Autoren: Andreas Franz
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erzählen. Ich glaube, ich hab sie sogar erlöst. Was sollte sie noch hier auf der Erde? Sie wäre über kurz oder lang sowieso zugrunde gegangen.«
    Sie machte eine Pause, zündete sich eine Zigarette an, lehnte sich zurück. Sie sprach so ruhig und gelassen weiter wie zuvor.
    »Judith Kassner und Vera Koslowski waren die einfachsten Fälle. Ich habe beide gekannt und wusste, dass beide allem Neuen gegenüber sehr aufgeschlossen waren, wie man so schön sagt. Ich habe gewartet, bis van Dyck am Sonntagabend die Wohnung von Judith verlassen hatte, dann habe ich einfach bei ihr geklingelt. Sie hat mir natürlich sofort aufgemacht, schließlich war ich keine Fremde. Wir haben ein bisschen gespielt, sie hat sich von mir fesseln lassen, na ja … Bei Vera war es nicht viel anders. Außer, dass sie eine Menge gesoffen hat. Wenn sie gefickt hat, war sie immer ziemlich voll, hat sie mir jedenfalls mal erzählt. Auch an diesem Abend war sie ziemlich voll. Sie hat, glaub ich, gar nicht mal gemerkt, wie sie gestorben ist. Vielleicht doch, vielleicht auch nicht. Egal.« Carmen Maibaum zuckte die Schultern.
    »Egal? Was ist egal?«, schrie Durant sie an und sprang auf. »Nichts ist egal, hören Sie, gar nichts! Sie haben diese Frauen kaltblütig und ohne jede Hemmung und Gefühlsregung umgebracht, obwohl sie Ihnen persönlich überhaupt nichts getan haben! Und Sie faseln was von egal! Es ist zum Kotzen!« Sie fühlte immer mehr Zorn in sich hochkommen, hatte Mühe, nicht die Beherrschung zu verlieren, auch wenn Richter ihr geraten hatte, die Gefühle unter Kontrolle zu halten.
    Carmen Maibaum saß regungslos da, sah Durant direkt in die Augen, zog die Stirn in Falten. »Sind Sie jetzt fertig? Gut, dann kann ich ja endlich weitermachen. Kommen wir zu Maria. Irgendwiewar sie die Einzige, die mir Leid tat, ehrlich. Ich meine, nicht so richtig, aber immerhin ein bisschen mehr als die anderen Drecksweiber. Aber ich hatte keine große Auswahl, Skorpionfrauen mit Aszendent Löwe findet man nicht gerade wie Sand am Meer. Sie haben Recht, sie war auf eine gewisse Art unschuldig, aber ich weiß auch, sie hätte sehr schnell gelernt, ihre tödlichen Waffen einzusetzen. Ich erinnere mich noch, wie ich zu ihr gesagt habe, dass sie, wenn sie nur zwei Wochen später geboren worden wäre, nichts zu befürchten gehabt hätte. Wie viele Kinder werden zu früh oder zu spät geboren! Meine sind zwölf Wochen zu früh gekommen. Bei Maria hätten es doch zwei Wochen später auch getan. Für sie ist halt alles sehr dumm gelaufen.«
    Sie hielt inne und brach eine neue Schachtel Zigaretten an. Durant hätte sie ihr am liebsten aus der Hand geschlagen, sie hätte sich am liebsten auf dieses kalte, zynische Ungeheuer gestürzt, um ihr die Hände um den Hals zu legen und langsam zuzudrücken. Aber vielleicht war es genau das, was Carmen Maibaum wollte – dass Julia Durant die Beherrschung verlor. Und eben diesen Gefallen würde die Kommissarin ihr nicht tun. Sie erinnerte sich mit einem Mal nicht nur der Worte Richters, sondern auch der psychologischen Seminare, die sie besucht und in denen man ihr beigebracht hatte, dass gewisse Täter nur ein Ziel hatten – zu provozieren. Sie setzte sich wieder, zündete sich ebenfalls eine Zigarette an und versuchte sich ihre Wut nicht zu sehr anmerken zu lassen.
    »Nun noch als krönenden Abschluss Jeanette Liebermann. An sie ranzukommen war die schwerste Aufgabe. Es hat mich viel Geduld und Mühe gekostet. Aber es hat sich gelohnt. Sie war ja nicht oft in Frankfurt, zum Beispiel war sie im vergangenen Jahr, als das mit Carola und Juliane passierte, gerade im Ausland. Also habe ich mich entschlossen, mir die restlichen fünf für diesen Herbst aufzusparen. Jeanette hat nicht mal gewusst, dass ich Alexanders Frau bin. Sie hat mich nie mit ihm in Verbindung gebracht.Ich habe sie vor gut anderthalb Jahren auf einem Empfang kennen gelernt. Wir haben uns unterhalten, und ich habe schnell rausgekriegt, dass sie tatsächlich ein Luder war. Sie war die verkommenste von allen. Für sie zählten nur Ruhm, Geld und Sex. Und sie war diejenige, die meinem Mann den Todesstoß versetzt hat, symbolisch natürlich. Sie war durch und durch schlecht. Sie war eine Selbstdarstellerin, wie ich noch keine zuvor kennen gelernt habe. Eine Darstellerin auf der Bühne und im Kino, und eine Darstellerin, wo immer sie sich in der Öffentlichkeit zeigte. Schaut her, da bin ich! Bin ich nicht göttlich, bin ich nicht wunderschön?! Ich bin die
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