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Der Jäger

Der Jäger

Titel: Der Jäger
Autoren: Andreas Franz
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Glück findet. Mehr habe ich nicht zu sagen.«
    Die Tür ging auf, Kullmer kam herein und flüsterte Durant etwas ins Ohr. Sie nickte nur. Kullmer begab sich wieder nach draußen. Durant konnte sich ein maliziöses Lächeln nicht verkneifen, als sie auf Carmen Maibaum zuging.
    »Ihr Mann war eben hier. Er hat etwas zum Anziehen für Sie gebracht.«
    »Alexander war hier? Warum ist er nicht reingekommen?«
    »Er wollte Sie nicht sehen. Ganz einfach. Er hatte eine Nacht und einen Morgen lang Zeit zu überlegen. Ich könnte mir vorstellen, dass er mit einer Mörderin nichts mehr zu tun haben will.«
    »Nein, das kann nicht sein!«, schrie Carmen Maibaum auf, das Gesicht unnatürlich verzerrt. »Was hat er gesagt?«
    »Er hat nur gesagt, er will Sie nicht mehr sehen.«
    »Sie verfluchte Schlampe! Das stimmt nicht, Sie lügen mich an! Alexander liebt mich, er liebt mich mehr als sein eigenes Leben! Alexander!!!«, schrie sie. »Alexander!!!«
    Sie wurde von einem Weinkrampf durchgeschüttelt, schlug ihre Stirn ein paar Mal auf die Tischplatte. »Alexander, ich habe es doch nur für dich getan! Nur für dich!! Bitte, verlass mich nicht! Bitte, bitte, bitte!«, schluchzte sie.
    Julia Durant gab Hellmer ein Zeichen. Carmen Maibaum wurde in ihre Zelle geführt, Durant und die anderen Beamten gingen ins Büro.
    »Sie ist eine harte Frau«, sagte Berger. »Verdammt hart.«
    »Sie gibt sich nur nach außen so«, bemerkte Hellmer. »Ich habe sie die ganze Zeit beobachtet. Ich weiß nicht, was ich von ihr halten soll. Auf der einen Seite stehen diese brutalen Morde, auf der andern Seite wieder dieses Scheißleben, das sie gehabt hat. Und vor allem das, was sie zum Schluss gesagt hat …«
    »Mir ist dieses angebliche Scheißleben so was von egal!«, zischte Durant verächtlich. »Jeder von uns hat sein Päckchen zu tragen, aber nicht jeder massakriert aus irgendeinem Frust heraus andere Menschen! Sie hätte zum Beispiel Maria van Dyck nur einmal richtig in die Augen blicken müssen, und sie hätte gewusst, dass dieses Mädchen keiner Fliege was zuleide hätte tun können. Diese Frau weiß überhaupt nicht, was Liebe ist. Wer wirklich liebt, bringt keinen andern um. Die soll von mir aus in einer dunklen Zelle verrecken, ich werde ihr keine Träne nachweinen. Ich mache mir viel mehr Gedanken um ihren Mann.« Durant zündete sich eine Zigarette an. »Er ist offensichtlich ziemlich labil … Aber wie sie eben zusammengeklappt ist … Wollte ihr Mann sie eigentlich sehen?«, fragte sie grinsend und mit gerunzelter Stirn Kullmer.
    Kullmer zuckte die Schultern. »Er hat nur die Sachen abgegeben, sonst nichts. Und er hat gesagt, er würde sich später am Nachmittag noch mal melden.«
    »Hat er sich irgendwie auffällig benommen? Ich meine, ist er Ihrer Meinung nach suizidgefährdet?«
    Kullmer schüttelte den Kopf. »Nein, er hat einen völlig ruhigen Eindruck gemacht.« Er fasste sich an den Kopf und fuhr mit entschuldigendem Grinsen fort: »Moment, hier, er hat mir noch einen Umschlag für Sie persönlich gegeben.« Er griff in seine Jackentasche und reichte ihn Durant.
    Sie holte den Brief heraus und las ihn.
Werte Frau Kommissarin Durant,
    ich weiß, dass das, was meine Frau getan hat, durch nichts zu entschuldigen ist. Aber ich möchte Ihnen dennoch sagen, dass ich jederzeit zu ihr stehe, und zwar für den Rest meines Lebens. Sie ist meine Frau, und ich liebe sie. Ich weiß aber auch, dass Sie, Frau Durant, diese Liebe nie verstehen werden, denn es gibt Gefühle zwischenMenschen, die nur die betreffenden Personen verstehen. Und weil ich Carmen so sehr liebe, werde ich ihr die besten Anwälte besorgen, die es in Deutschland gibt. Es gibt niemanden, der das Schicksal meiner Frau besser kennt als ich (sie selbst natürlich ausgenommen), und ebenso weiß sie alles über mich.
    Und vielleicht wird es Sie verwundern, wenn ich Ihnen sage, dass sogar ich nicht nur einmal mit dem Gedanken gespielt habe, zumindest Jeanette Liebermann umzubringen. Aber dazu fehlte mir einfach der Mut. Meine Frau ist mir eben in vielen Bereichen ein ganzes Stück voraus, vor allem ist sie nicht so feige wie ich. Aber wenn es überhaupt jemanden gibt, der ihre Beweggründe nachvollziehen kann, dann bin ich es. Und auf eine gewisse Weise bewundere ich sie. Selbstverständlich steht es Ihnen nun frei, auch mich vor Gericht zu stellen, denn ich ahnte zumindest seit einiger Zeit, dass Carmen die Taten begangen hat, vielleicht wusste ich es auch, wer weiß?!
    Welche
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