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Der Jäger

Der Jäger

Titel: Der Jäger
Autoren: Andreas Franz
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gemacht, was ich wollte. So einfach war das. Ich brauchte ihm die Daten gar nicht großartig aus der Nase zu ziehen, nur ein paar belanglose Fragen zu bestimmten Personen haben schon genügt, und er wurde zu einer richtigen Plaudertasche. Aber er hätte nie für möglich gehalten, dass ich zu solchen Sachen fähig wäre, ich meine, er wäre nie auf die Idee gekommen, dass ich eines Tages seine Femme fatale sein könnte. Nun, da hat er sich gewaltig getäuscht.«
    »Ist Ihnen klar, dass Sie das Gefängnis nie wieder verlassen werden?«
    »Das werden wir ja sehen«, erwiderte sie mit undefinierbarem Lächeln, woraufhin sich Julia Durant sofort der Worte Richters von gerade eben erinnerte.
    »Hatten Sie je auch nur einen Funken Mitleid mit ihren Opfern oder deren Angehörigen?«
    »Nein, außer bei Maria, aber das habe ich Ihnen ja schon gesagt. Hätte ich früher gewusst, dass Sie auch Skorpion-Löwe sind, wer weiß, vielleicht würde Maria dann noch leben. Wie sieht es denn mit Ihrem Sexleben aus? Werden Sie jeden Tag so richtig schön durchgefickt? Es heißt doch, Skorpione brauchen es oft, sonst werden sie ungnädig.«
    Julia Durant ging nicht darauf ein, sie ignorierte den Spott und den Hohn, die Provokation, die in ihren Worten lag.
    »Was, glauben Sie, wird Ihr Mann jetzt tun?«
    »Keine Ahnung. Vielleicht wandert er aus, das hatte er ohnehin vor. Nur wird er ohne mich fahren müssen. Er wird darüber hinwegkommen, so wie er bisher über alles hinweggekommen ist. Aber er wird wohl keine Frau mehr finden, die so zu ihm steht wie ich. Na ja, vielleicht begegnet er einer, der Sex nichts bedeutet. Solche soll es auch geben.«
    Julia Durant zündete sich eine Zigarette an. Sie hatte Kopfschmerzen, dieses typische Stechen in der linken Schläfe, ein Zeichen für Überarbeitung und Nervosität.
    »Wir legen jetzt eine Pause ein. Ich lasse Sie in Ihre Zelle zurückbringen. Wir machen heute Nachmittag weiter.«
    »Nur noch eins«, sagte Carmen Maibaum. »Richter ist ein hervorragender Psychologe, aber er ist ein lausiger Mensch. Ich kenne nur einen einzigen Menschen, von dem ich behaupten möchte, dass er durch und durch gut ist, und das ist mein Mann. Was ich getan habe, habe ich für ihn getan.«
    »Nein, Frau Maibaum«, erwiderte Durant zynisch, »was Sie getan haben, haben Sie allein für sich getan. Sie haben Ihre ganz persönliche Rache vollzogen, und Sie allein sind dafürverantwortlich. Sie ganz allein! Ihr Mann hat damit nichts zu tun …«
    »Halten Sie doch den Mund! Sie wissen ja gar nicht, was wahre Liebe ist. Ich werd’s Ihnen aber sagen – wahre Liebe ist, alles für den andern zu tun, wenn er sich nicht mehr helfen kann.«
    »Dann hat Ihr Mann also gewollt, dass Sie die Frauen umbringen, oder? Hat er Sie gar beauftragt, es an seiner Stelle zu tun?« Lächeln. Schweigen.
    »Sehen Sie, das meine ich. Wahre Liebe ist für mich nämlich, alle Höhen und Tiefen gemeinsam durchzustehen. Dazu braucht man keinen Menschen zu töten. Sie hatten einen perfiden Plan, und Ihr ganzes Denken war nur noch darauf ausgerichtet, diesen Plan auch umzusetzen. Und leider ist es Ihnen sogar gelungen. Sie haben fast perfekt gearbeitet.«
    »Soll ich das als Kompliment auffassen?«, fragte Carmen Maibaum grinsend.
    »Das Letzte, was ich Ihnen machen werde, sind Komplimente. Am liebsten würde ich Ihnen ins Gesicht spucken, aber das darf ich leider nicht. Doch ich werde dafür sorgen, dass Sie für den Rest Ihres verdammten Lebens hinter Gittern bleiben.«
    Carmen Maibaum sah die Kommissarin nachdenklich an, senkte schließlich den Blick und erklärte in sanftem Ton: »Es ist mir egal, was Sie tun. Ich kann Ihnen nur eines sagen: Alexander hatte ein sehr schweres Leben. Seine Eltern sind vor mehr als zwanzig Jahren bei einem furchtbaren Unfall umgekommen, und ich glaube, er hat es bis heute nicht verkraftet. Sie sind bei lebendigem Leib im Auto verbrannt. Er ist sein Leben lang nur gedemütigt worden. Er, der niemals einer Fliege etwas hätte zuleide tun können. Er wurde ausgenutzt und ausgenutzt und … Ich liebe ihn, und ich werde ihn immer lieben. Ich habe es wirklich für ihn getan. Vielleicht auch ein bisschen für mich, ich weiß es nicht. Aber das spielt jetzt keine Rolle mehr. Ich denke, trotz aller Liebe, die wir füreinander haben oder hatten, war es eine unseligeBeziehung. Wahrscheinlich hätte ich all das nicht getan, wenn wir uns nicht über den Weg gelaufen wären. Ich hoffe nur inständig, dass er jetzt sein
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