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Der Hypnosearzt

Der Hypnosearzt

Titel: Der Hypnosearzt
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Ausnahme.
    »La plage publique «, sagte sie. Und dann: »Da ist jetzt niemand … Ich warte dort. Aber das sage ich dir: nicht länger als eine Stunde.«
    Der Hubschrauber stand dort, wo er hingehörte. Der Lack des Gestänges funkelte, die Kabine wirkte wie ein einziger großer, in der Sonne leuchtender Glastropfen. Auch sonst war alles, wie es sein sollte: frisch abgespritzte braune Steinplatten, aus deren Fugen sorgsam geschnittenes Gras wuchs, Blumenrabatten, Palmen und Zypressen und der ganze protzige Rest, der noch dazugehörte: Säulen, Terrassen, Pools.
    Das Tor hatte sich bei der Annäherung des Taxis automatisch geöffnet und den Eingang freigegeben. Nun hatte es sich bereits wieder geschlossen.
    Stefan bezahlte den Taxifahrer und drückte ihm zwei Extrascheine in die Hand. »Hören Sie, es ist jetzt vierzehn Uhr zehn. Kommen Sie in, sagen wir, einer Stunde wieder und holen mich hier ab.«
    Der Chauffeur war ein älterer Mann mit einem freundlichen, faltenreichen Gesicht. »Wird gemacht, Monsieur!« Er tippte den Zeigefinger an die Schläfe. »Bis in einer Stunde …«
    In einer Stunde … Stefan dachte es, als er auf die Haupttreppe zuging, die zu der Terrasse führte, wo sich die Eingänge zu den Wohnräumen befanden.
    Noch während der Fahrt im Taxi hatte sein Gehirn wie ein Computer alle Argumente und Fakten wiedergegeben. Er hatte es sich überlegt: Es gab keine andere Chance, keinen Ausweg. Der Name Burgach auf der Karte hatte endgültig den Ausschlag gegeben. Wo und zu welcher Zeit auch immer ihre Gegner zuschlagen wollten, konnten sie es tun. Das hatte schließlich das Attentat auf Lindners damaligen Chauffeur bewiesen. Und wer sagte Stefan, daß Christa nicht das nächste Opfer sein würde?
    Christa, Régine, wir alle … Es gab nur eine einzige Möglichkeit, das Spiel zu beenden.
    Stefan stieg die breiten Marmorstufen hinauf und spürte die Wärme des Steins durch seine dünnen Sohlen. Vögel sangen, ein Hund bellte, unter der Terrasse in ihren Büros arbeiteten in weißen Kitteln Lindners Sklaven, und weiter hinten tickten die Geräte. Bisher hatte Bergmann niemanden gesehen; alles war so ruhig, so still, so friedlich.
    Er erreichte die letzte Stufe, als sich einer der schweren Türflügel öffnete. Ronny tauchte auf, wie immer in schneeweißer, makellos gestärkter Jacke und mit hingebungsvoll strahlendem Lächeln. Nur, daß es so echt wirkte wie ein frisch aus dem Kopierer gezogener Hundert-Dollar-Schein: »Monsieur le Docteur , wie schön, Sie zu sehen! Herr Lindner wird froh sein, daß Sie kommen. Sehr froh, glauben Sie mir …«
    Stefan glaubte ihm alles. Der junge Butler zog die Tür ganz vor ihm auf, und er ging durch die riesige Empfangshalle. Auch hier waren die Läden geschlossen, doch es herrschte ein angenehm gedämpftes, bräunliches Licht. Stefan war schon einige Male hiergewesen, aber noch nie waren ihm die Einzelheiten der Einrichtung so ins Bewußtsein gedrungen wie jetzt: endlose Meter matt schimmernder Palisander-Täfelung, schwere Sessel, der gewaltige Gobelin an der Wand, die Teppiche unter seinen Füßen …
    Unwillkürlich war Bergmann langsamer gegangen. Nun waren es nicht mehr die Kannellierungen, die Lüster, die Gemälde, die er sah. Ein anderes Bild war in ihm aufgestiegen, ein anderer Thomas Lindner als der, der sich hier in diesem Haus bewegte. Maria hatte ihn geschildert: der kleine achtjährige Thomas, der sich im Kleiderschrank seines winzigen Mansardenzimmers versteckte, in einer Art Höhle, in der er jedes Mal, wenn er hineinkroch, einen Lampion anzündete, um dann dort im Dunkel von dem Tag zu träumen, an dem er einer der größten Männer Deutschlands, nein, der ganzen Welt werden würde.
    »Bitte, Monsieur …«
    Sie gingen weiter. Wie beim letzten Mal öffnete Ronny ganz behutsam und vorsichtig die Tür zu Thomas Lindners Schlafzimmer. Und wie beim letzten Mal brannte in dem großen dunklen Raum nichts als eine kleine Lampe auf einem kleinen Tisch …
    Dieses Mal blieb Stefan am Kopfende des Bettes stehen. Er sah auf Lindner herab – und lächelte.
    Dessen Gesicht war von Ödemen angeschwollen, wieder war der Mund verzerrt, die Haare waren schweißnaß, in der Luft hing ein feiner Dunst von Schweiß, Erbrochenem und Herrenparfüm. Lindner litt schlimme Schmerzen. Der hochrote Kopf bewies es ebenso wie die Tatsache, daß er Stefan anzusehen versuchte und nicht einmal das schaffte.
    Lindners Lider schlossen sich, seine Stimme war kaum zu verstehen. »Trotz
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