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Der Hypnosearzt

Der Hypnosearzt

Titel: Der Hypnosearzt
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Beruf verraten und damit alles, was dein Leben war. Jetzt hast du nur noch dich selbst. Von jetzt an wird nie mehr etwas sein, wie es war … Aber wenn sich alles änderte, was war dann noch wichtig?
    »Der Strand«, sagte der Fahrer und hob die Hand. »Da vorn. Wo wollen Sie hin? Der Strand ist ziemlich lang hier. Und das Café ist sowieso zu. Obwohl, da hängen manchmal um diese Zeit ein paar Typen rum. Die bringen sich was zum Picknick mit … Also wohin?«
    Stefan hatte sich weit vorgebeugt, die Arme auf der Rücklehne des Beifahrersitzes. Er blickte den weiten, leeren, nun grau schimmernden Strand entlang: Die Kabinen dort drüben, dann der Parkplatz, das blau gestrichene Café mit den geschlossenen Fensterläden … Nichts. Kein Mensch … Weiter vorn fuhr ein Pritschenwagen. Ein Gabelstapler lud Tang auf. Sie benutzten ihn hier zum Düngen …
    Und sie? Wo war Maria?
    Stefan sah sie nicht – oder doch? Ziemlich weit vorne am Wasser lag ein umgekipptes Tretboot, und darauf saß eine Gestalt, saß einfach da, unendlich allein vor der ganzen Weite.
    »Halten Sie bitte dort am Parkplatz.«
    »Wie Sie wünschen, Monsieur.«
    Die Räder knirschten über Schotter, der Wagen hielt. Stefan stieg aus. Auch der Fahrer schob sich von seinem Sitz. Stefan zog Geld aus der Brusttasche.
    »Also die Spazierfahrt macht für Sie …« begann der Fahrer, die Summe nannte er nicht mehr. Er drehte den Kopf. Auch Stefan wandte sich um und blickte zum Himmel.
    Dort!
    Ein schwarzer Punkt hing am Himmel, das ferne Knattern der Rotoren war deutlich zu vernehmen.
    »Der Hubschrauber«, sagte der Fahrer. »Der Hubschrauber der Villa Wilkinson. Der Hubschrauber des Deutschen.«
    Stefan nickte. Sein Herz schlug nun ganz langsam. Er mußte sich mit dem Rücken gegen das Taxi lehnen, so schwach fühlte er sich. Die Maschine zog einen weiten Bogen über die Bucht, dann nahm sie Kurs nach Westen.
    »Der fliegt zum Col, Monsieur.«
    Sie schwiegen. Beide hatten sie den kleinen dunklen Punkt dort im Blick. Nun löste er sich vom Himmel, ging tiefer, und als die Sonne ihn traf, blitzte ein gläserner Reflex auf.
    »Der fliegt ja direkt auf den Col zu … Das ist der Deutsche, das ist Monsieur Lindner. Manchmal landet er dort …«
    Nein, dachte Stefan, er wird nicht landen. Diesmal nicht!
    Noch einmal konnte er die Maschine deutlich vor der graugrünen, schattendurchwirkten Fläche des Hanges ausmachen. Sie hatte jetzt die Höhe des Klinikbaus und der Brandfläche erreicht, auf der einst Pascal Lombards Haus gestanden hatte.
    Dann – war der Punkt verschwunden!
    Dort aber, wo Stefan ihn eben noch gesehen hatte, am Hang, glühte ein rosafarbenes, dann orangeweißes Licht auf, das rasch zu einer tiefroten Flamme wurde.
    Der Taxifahrer hob den Arm. Er schrie: »O mein Gott – haben Sie's gesehen? Sehen Sie den Rauch?«
    Eine schwarze Wolke hing über dem Col.
    »Es hat ihn erwischt … Es hat den Deutschen erwischt. Der ist gegen den Berg geknallt …«
    Stefan schwieg. Er hielt noch immer die Geldscheine in der Hand.
    »Haben Sie etwas gehört, Monsieur? Nichts, nur ein ›plop‹ wie bei einem Sektkorken …«
    Stefan steckte dem Fahrer die Francs in die Brusttasche und ging über den Sand davon. Auch Maria hatte sich erhoben. Nun hatte sie ihn gesehen und rannte ihm entgegen, unsicher, die Arme ausgestreckt.
    »Stefan!«
    Ihr Gesicht war fahl, die Augen wirkten riesengroß. »Stefan, die Alouette ist abgestürzt … am Col … Mein Gott …«
    Er nickte.
    »Wer flog?« Ihre Stimme zitterte, dann schluchzte sie: »Mein Gott, wer saß da drin? Paco sicher …«
    »Nein.«
    Der Wind vom Meer wehte die Haare über Marias Gesicht, über die glühenden, weit aufgerissenen dunklen Augen. Ihre Züge erstarrten.
    »Nein? Wieso … wieso willst du das wissen?«
    »Ich weiß es.«
    »Du meinst – Thomas?«
    »Das meine ich nicht«, hörte er sich sagen. »Das ist so.«
    »Du … du hast ihn …«
    Er nickte.
    »Du hast es ihm gesagt?« wiederholte sie ungläubig. »Du hast ihm befohlen, daß … daß er das tut? Du konntest das?«
    Er nickte wieder.
    Sie wich vor ihm zurück, machte zwei, drei Schritte, fiel in den Sand. Dort kniete sie und umklammerte mit beiden Händen ihren Kopf. Stefan beugte sich zu ihr und berührte ihre Schultern.
    »Laß mich, laß mich bloß … Geh! Bitte, bitte, geh … Ich kann, ich will dich nicht ansehen … Nie mehr …«
    »Maria!«
    Jäh und mit einer Wildheit, die er nicht erwartet hatte, sprang sie auf, schlug mit den
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