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Der Hypnosearzt

Der Hypnosearzt

Titel: Der Hypnosearzt
Autoren: Heinz G. Konsalik
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der Hand. Und er ließ es zu.
    Sie begriff sofort.
    » Le Castelet ?« Sie griff nach Stefans Arm. Die Fingerspitzen gruben sich so heftig in seine Muskeln, daß es schmerzte.
    »Die wollen uns umbringen …«
    Er schwieg. Es erschien ihm zu unglaublich, zu dramatisch.
    »Uns alle, Stefan. Uns – und deine Frau.«
    »Die roten Striche?«
    »Ja. Das kenne ich … Es stand auch in der Zeitung. Immer gab es diese Warnung mit dem roten Strich. Das kennt hier jeder. Und dann kommt der Mord.«
    »Und wer hat das vor? Mein Patient, der gerade wieder hypnotisiert werden will? Das ist doch … Lachhaft ist das, absurd.«
    Maria hörte nicht zu. Sie sah zum Haus hinüber. Ihr Gesicht hatte einen gelblich blassen Pergamentton angenommen. Die Lippen zitterten.
    »Ich habe Angst, Stefan, solche Angst! Fahren wir weg … Laß uns bloß von hier verschwinden!«
    »Hör zu … bleib ruhig. Ich verstehe dich ja. Aber laß uns erst einmal überlegen …«
    »Nein, nein – weg!« Jetzt zitterte sie am ganzen Körper.
    »Und wohin?«
    »Egal. Bitte, bitte, bloß weg …«
    In diesem Zustand war nicht mit ihr zu reden, Maria befand sich in Panik. Stefan nahm ihr den Schlüssel aus der Hand, ging zur Haustür und schloß sie ab. Dann führte er Maria zu dem wartenden Wagen. Er mußte sie stützen, sonst wäre sie gefallen.
    Lange Zeit hing sie nur in ihrem Sitz, die Augen geschlossen, das Gesicht starr. Stefan hatte versucht, mit ihr zu reden – umsonst. Erst als das Straßenschild Saint-Michel 5 km auftauchte, schien sie zuzuhören, erwachte wieder zum Leben. Für Stefan stand fest: Er würde sie in Saint-Michel absetzen. Es mußte ein Ende haben. Er mußte zu Thomas, und die Migräne war nicht der einzige Grund. Es ging um Lindners verdammte Pläne: was er dachte, was sich in seinem kranken Hirn zusammenbraute, wieviel er wußte, warum die arme Katze abgeschlachtet wurde, was diese grausige Warnung bedeutete …
    Nichts als Wiederholungen, dachte Stefan. Nur die Morde, die bleiben real.
    Die Serpentinen zum Meer hinab begannen. Bergmann zog den Wagen in die erste Kurve, dann in die nächste, eine Rechtskurve, und dort drüben auf der linken Seite erhob sich der Col über dem Meer. Dunkel und exakt wie ein Schattenriß stand er vor dem diesigen Himmel.
    Maria sagte irgend etwas, Stefan gab nicht darauf acht. Wie unter einem Zwang breitete die Erinnerung alles vor ihm aus: Lindners kaltes, gleichgültiges Desinteresse am Tod seines Chauffeurs, des Mannes, der am Hang bei Burgach sterben mußte. Die Geschichte mit den Uranturbinen, die gemeinen, dreckigen Geschäfte, die die Russen auf dem Protokoll enthüllt hatten. Die mafiaähnliche Kaltschnäuzigkeit, mit der sie darüber redeten – über Waffengeschäfte, Drogenverkauf, über den Tod von anderen, der ihnen Geld einbringen konnte, viel, viel Geld.
    Dann die Fotos … Das Foto des toten Lehrers, aufgenommen von seinem Freund, Fabiens ermordetem Vater. Die anderen Fotos: Die großkotzigen Bonzen auf Lindners Yacht, die nackten Frauen an Lindners Swimmingpool, der Police- Inspecteur in Lindners Hubschrauber, dieser Donnet, der seinen Kollegen mit einem manipulierten Auto hatte umbringen wollen. Und schließlich noch der Anschlag auf die beiden jungen Leute, auf Régine und Fabien, das Liebespaar …
    Noch etwas fiel Bergmann in dieser Sekunde ein: »Laß die Finger von diesem Mann!« Christa hatte es gesagt. Sie hatte es instinktiv gewußt. Und sie hatte mit allem nichts zu tun …
    Es reichte.
    Stefan fuhr noch langsamer. Jetzt hörte er auch wieder Marias Stimme.
    »Diese Sache mit der Katze, das hat nicht Thomas ausgeheckt.«
    »Weil es nicht sein Stil ist? Ist es das? Wer dann?«
    » Le Coq natürlich …«
    Das gleiche hatte Stefan auch schon gedacht: Enthauptete Katzen hinter dem Gartenzaun … Nein, Thomas Lindner zog elegantere Lösungen vor.
    »Und wenn!« sagte Bergmann bitter, fuhr den Wagen in eine Ausweichstelle und hielt an.
    Maria griff nach einer Zigarette, zündete sie an, lehnte sich im Sitz zurück, stieß den Rauch aus und schloß die Augen. Ihr Gesicht wirkte sehr ruhig.
    »So was macht nur die Mafia … So was machen die Korsen. Das ist ihre Sprache, Stefan. Die sprechen sie seit Jahrhunderten …«
    »Das ist mir auch klar. Aber wer hat es veranlaßt? Wer gab die Anweisung dazu?«
    »Thomas nicht. Le Coq . Aber das verrät etwas ganz anderes …«
    »So? Was denn?«
    »Daß er mit Le Coq Schwierigkeiten hat. Daß ihm dieses Mörderschwein aus dem Ruder zu laufen
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