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Der Hundertjaehrige Krieg

Der Hundertjaehrige Krieg

Titel: Der Hundertjaehrige Krieg
Autoren: Joachim Ehlers
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nach
Jacques Bonhomme,
der Karikatur des biederen Landmannes, war gefährlich, denn sie richtete sich ausdrücklich nicht gegen den König, wohl aber entschieden gegen die Herrschaft des Adels. Die Ritter, so der zentrale Vorwurf der Bauern, waren militärische Versager, die ihr Landvolk nicht mehr schützen konnten, sondern es nur noch unterdrückten. Von dem rhetorischund taktisch begabten Grundbesitzer Guillaume Cale geführt, kämpften die Bauern unter dem königlichen Lilienbanner und erzielten beachtliche Erfolge.
    Als Étienne Marcel sich anschickte, mit den Jacques gemeinsame Sache zu machen, verlor er die Unterstützung Karls von Navarra, der sich an die Spitze des von den Bauern bedrohten Adels stellte und Guillaume Cale in einen Hinterhalt lockte. Durch dessen Hinrichtung in Clermont verloren die Aufständischen ihren Führer und wurden nun grausam verfolgt, während der Dauphin die Belagerung von Paris begann. Die Stimmung in der Hauptstadt hatte sich mittlerweile gewandelt, und bei einem Volksauflauf am 31. Juli wurde Étienne Marcel erschlagen, so daß der Dauphin zwei Tage später in Paris einziehen konnte. Für diesmal hatte er die Krise überwinden können, denn der große Bauernaufstand hatte den Adel wieder fest auf die Seite der Monarchie gebracht und die Stände lernten durch ihre Partizipation an der Finanzverwaltung, die fiskalischen Voraussetzungen des Landes im Krieg realistischer einzuschätzen als bisher.
    Während der Gefangenschaft Johanns II. wurden anglo-französische Friedensverhandlungen geführt, die nahezu gleichzeitig mit dem Ausbruch der Jacquerie im Londoner Vertrag vom Mai 1358 ihren Abschluß fanden. Eduard III. sollte ohne jede Lehnsverpflichtung die Guyenne, die Gascogne und das Poitou bekommen, dazu die Bretagne als Lehen; das Lösegeld für Johann II. wurde auf vier Millionen Écu d’or festgesetzt, Goldmünzen von je 4,53 Gramm Gewicht.
    Der französische Thronfolger mußte angesichts seiner bedrängten Lage den Abreden zustimmen und auf englischen Druck in neue Verhandlungen eintreten, die im März 1359 zu einem zweiten Londoner Vertrag führten, der Eduard III. gegen dessen Verzicht auf die Krone Frankreichs noch die Touraine, das Anjou, Maine und die Normandie einbringen sollten. Johann II. stimmte dem zu, aber diesmal widersprach der Dauphin und erreichte auch ein ablehnendes Votum der Stände, die statt eines solchen Vertrages lieber den Krieg neu aufnehmen wollten. Daraufhin suchte Eduard III. nochmals die militärischeEntscheidung und stand am 4. Dezember 1359 vor Reims. Wahrscheinlich wollte er sich dort zum König von Frankreich krönen lassen, konnte die Stadt aber nicht einehmen und zog im Januar nach Burgund, dessen Herzog Philipp de Rouvre zur Schonung seines Landes am 10. März 1360 einen Waffenstillstand schloß, mit dem er gegen eine hohe Geldzahlung und das Versprechen, Eduard III. nach dessen Krönung als König von Frankreich anzuerkennen, den Abzug der Engländer erreichte.
    Als der Dauphin der offenen Feldschlacht immer wieder auswich und auch Paris nicht eingenommen werden konnte, mußte sich Eduard III. am 1. Mai 1360 in Brétigny nahe Chartres auf Verhandlungen einlassen, die innerhalb einer Woche zum Waffenstillstand führten. Während das englische Heer nach Calais abzog, formulierten die beiden Thronfolger einen Friedensvertrag, der Eduard III. fast das ganze Aquitanien von der Loire bis zu den Pyrenäen zusprach, außerdem Calais mit seinem Umland, die Grafschaften Ponthieu und Guines. Das Lösegeld für Johann II. wurde auf drei Millionen Écu ermäßigt, was immer noch nahezu zwei Jahreseinnahmen der französischen Monarchie entsprach. Nach Zahlung einer ersten Rate sollte der König freigelassen werden, und Eduard III. verzichtete abermals auf die Krone Frankreichs. Am 24. Oktober ratifizierten beide Seiten in Calais den Vertrag. Zum ersten Mal schien es eine reale Hoffnung auf dauerhaften Frieden zu geben.

4. Könige und Heerführer
 (1361–1380)
    Bald nach dem Abschluß des Friedens von Brétigny-Calais stellte sich heraus, daß beide Seiten im Grunde nicht damit einverstanden waren. Eduard III. versuchte mehrfach, die schon ratifizierten Vereinbarungen nachzubessern, obwohl sie doch den Höhepunkt seiner Erfolge in Frankreich bedeuteten. Im November 1361 nahm er die schleppend vollzogene und deshalb noch nicht vollständig abgeschlossene Übergabe der ihm zugesprochenen Gebiete zum Anlaß, seinen Anspruch auf die
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