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Der Hundertjaehrige Krieg

Der Hundertjaehrige Krieg

Titel: Der Hundertjaehrige Krieg
Autoren: Joachim Ehlers
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Vorhut sogleich mit dichten Salven seiner irischen und walisischen Bogenschützen. Im englischen Vorstoß auf die Hauptmacht Johanns fielen so viele französische Ritter durch Tod oder Gefangenschaft aus, daß der König drei seiner Söhne vorsorglich aus der Schlacht führen ließ. Seine restliche Truppe verstand das als Eingeständnis der Niederlage und wandte sich zur Flucht. Zusammen mit seinem vierzehnjährigen Sohn Philipp,nachmals Herzog von Burgund, ließ sich der König von Frankreich auf dem Schlachtfeld gefangennehmen.
    War das ein Fehler? Vielleicht glaubte Johann II., durch tapfere Verweigerung der Flucht das Ansehen der Monarchie über die Katastrophe hinweg bewahren zu können. Wenn das seine Absicht war, so ist es ihm gelungen, den Volkszorn auf einen des Versagens und der militärischen Unfähigkeit geziehenen Adel abzulenken, der in eine schwere Legitimationskrise geriet, weil er seine Sonderstellung aus der ritterlich-militärischen Leistungsfähigkeit ableitete. Zweimal aber hatte er versagt. Noch immer mußte er mit standesbedrohenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten kämpfen, darüber hinaus beklagten die meisten Familien Tote, versorgten Invalide und brachten große Lösegeldsummen für Gefangene auf.
    Der englische Thronfolger ging mit seinem königlichen Gefangenen zunächst nach Bordeaux, wo am 23. März 1357 ein Waffenstillstand geschlossen wurde, der bis zum 9. April 1359 befristet war. Dann überführte man Johann II. nach London, während der achtzehnjährige Dauphin Karl, der spätere König Karl V., als Stellvertreter seines Vaters gegen eine starke Opposition zu kämpfen hatte. Gefahr ging nicht nur von der in Fraktionen gespaltenen Bevölkerung seiner Hauptstadt aus, die sich zunehmend an den Erfolgen der oppositionellen flandrischen Städte orientierte, sondern auch von den alten Gegnern des Hauses Valois. Sie sammelten sich um Karl von Navarra, der nun mit englischer Unterstützung zum Bundesgenossen der bürgerlichen Opposition von Paris wurde.
    Im Oktober 1356 rief der Dauphin die Stände der Languedoïl in Paris zusammen und stand einer wütenden Menge gegenüber, als deren Sprecher Étienne Marcel nichts weniger als eine Reichsreform forderte, Absetzung unfähiger Berater und Amtsträger der Krone, Kontrolle des Königs durch einen Rat von Repräsentanten der drei Stände. Unter der Mitherrschaft dieses Rates sollte der Krieg fortgesetzt und durch erhebliche Geldbewilligungen zu einem raschen und siegreichen Ende gebracht werden. Die bisherige Politik des Verhandelns und der Waffenstillstände wollte man getrost aufgeben. Der Dauphin legte sichnicht fest, entließ die Versammlung mit der Zusage, an einem späteren Termin zu antworten, und begab sich zu einem Treffen mit Kaiser Karl IV. nach Metz. Als er sah, daß hier keine Unterstützung zu erwarten war, rief er die Stände wieder zusammen, entsprach ihren Forderungen weitgehend und erließ im März 1357 die Große Ordonnanz, die unter anderem eine Aufnahme von Ständevertretern in den königlichen Rat vorsah. Johann II. verweigerte aus der Gefangenschaft zwar seine Zustimmung, aber unter dem Druck der Verhältnisse setzte sich Karl darüber hinweg und beruhigte die Lage, bis die Stände im Februar 1358 neue Forderungen stellten, die im wesentlichen den Absichten der Pariser Bürgerschaft entsprachen.
    Damit der König nicht durch einzelne Provinzialstände unterstützt werden konnte, sollten alle regionalen Ständeversammlungen zugunsten der einen, von Paris beherrschten Generalversammlung der Languedoïl verboten werden. Um das zu erzwingen, stürmte am 22. Februar während eines von Étienne Marcel inszenierten Aufruhrs eine wütende Menge den Königspalast und ermordete unter den Augen des Dauphins die Marschälle der Normandie und der Champagne. Karl verhielt sich notgedrungen passiv, erreichte aber in Geheimverhandlungen zunächst die Hilfe einiger regionaler Stände und gewann am 4. Mai auch die nach Compiègne berufene Generalversammlung der Languedoïl für sich, der die Dominanz Étienne Marcels und der Pariser Bürgerschaft zu mißfallen begann.
    Während sich die politischen Kräfte zugunsten des Dauphins neu gruppierten, brach Ende Mai 1358 im Umland von Beauvais ein Aufstand los, der schnell den ganzen Norden Frankreichs erfaßte. Schon seit längerem hatten sich die Bauern bewaffnet, weil Karl ihnen Selbstschutz gegen streifende Banden entlassener Söldner empfohlen hatte. Die «Jacquerie», benannt
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