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Der Hundertjaehrige Krieg

Der Hundertjaehrige Krieg

Titel: Der Hundertjaehrige Krieg
Autoren: Joachim Ehlers
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Crécy-en-Ponthieu, ließ die schwere Reiterei von den Pferden steigen, stellte die Langbogenschützen an den Flügeln auf und erwartete den Gegner. In der Mitte der vordersten Linie stand der Thronfolger Eduard zwischen den Grafen von Warwick und von Northampton, flankiert durch die Spitzen der englischen Aristokratie.
    Der Feldzug Eduards III. 1346
    Am späten Nachmittag des 26. August erreichten die französischen Ritter den Platz und griffen bei einsetzendem Regen aus der Anmarschbewegung heraus wenig geordnet die englische Stellung an, wobei sie ihre Hilfstruppe aus italienischen Armbrustschützen rücksichtslos überritten. Sogleich gerieten sie in die Reichweite der englischen Langbogen, die den Angriff zum Stehen brachten und auch alle folgenden Wellen so erfolgreich abwiesen, daß die Niederlage Philipps VI. durch hohe Verluste seiner Armee noch vergrößert wurde. 1542 gefallene französische Ritter nannten die Herolde, die am folgenden Tag die Toten anhand ihrer Wappen identifizierten, darunter den Bruder des Königs, Graf Karl von Alençon, den Herzog von Lothringen und den Grafen von Flandern. Noch viele andere aber, die auf der Flucht getötet worden waren, lagen in den Feldern um den eigentlichen Schlachtort, und wer kein Wappen führte, blieb ohnehin ungezählt.
    Hauptursache der französischen Niederlage war die notorische Unterlegenheit schwerer Reiterei beim Angriff auf Fußkämpfer in vorbereiteten Stellungen. Wenn Philipp VI. dennoch attackieren ließ, geschah das wider besseres Wissen unter dem Druck einer französischen Öffentlichkeit, die nun endlich Taten sehen wollte, nachdem ihr König samt seiner stolzen Ritterschaft nun schon sechs Wochen lang von den Engländern vorgeführt und bloßgestellt worden war. Ein weiterer Grund für den Sieg Eduards III. war die Überlegenheit der Langbogen; während der Armbrustschütze einen Bolzen verschoß und sein Gerät dann umständlich wieder bereitmachen mußte, schickte der Bogner mindestens drei Pfeile mit hoher Durchschlagskraft und großer Treffsicherheit auf den Gegner.
    Sein strategisches Ziel sollte der englische König allerdings auch in den folgenden Monaten nicht erreichen. Die Schlacht bei Crécy war zwar eine schwere militärische, politische und psychologische Niederlage der französischen Monarchie und ihrer adligen Elite, aber Eduard III. konnte seinen Sieg nicht nutzen, denn ihm fehlten Truppen zur Besetzung der Städte und festen Plätze; das Land des gedemütigten Feindes wurde zwar durchquert, blieb aber nicht unter Kontrolle, und selbst kollaborationswilligeEinheimische waren vor der plündernden und brennenden Armee nicht sicher. Deshalb entschied sich Eduard mit seinen Beratern am 2. September, den Marsch in Richtung Calais zu lenken, auf den denkbar besten kontinentalen Brückenkopf. Am 4. September stand die Armee vor der Stadt und begann eine Belagerung, die sich zur Erbitterung des Königs bis in den August des folgenden Jahres hinziehen sollte, den Ruhm von Crécy allmählich zu verdunkeln drohte und erst zum Erfolg führte, als ein Entsatzheer Philipps VI. Ende Juli 1347 kleinmütig ohne Schwertstreich wieder abzog. Nun bot der Stadtrat Übergabeverhandlungen an, auf die Eduard jedoch nicht einging und stattdessen die bedingungslose Kapitulation forderte. Auguste Rodin hat mit seinem zwischen 1885 und 1895 geschaffenen Denkmal die schon seit dem 15. Jahrhundert in illuminierten Handschriften und auf Gemälden oftmals dargestellte Schlüsselübergabe durch die sechs vornehmsten «Bürger von Calais» vollends in die nationale Mythologie Frankreichs eingehen lassen. Die gesamte Einwohnerschaft wurde vertrieben und durch englische Handwerker und Kaufleute ersetzt, denn die Stadt sollte nicht nur militärischer Stützpunkt sein, sondern auch Handelsstation für den Wollexport werden. Bis 1558 ist Calais englisch geblieben, kirchenrechtlich dem Erzbistum Canterbury zugeschlagen.
    Erschöpfung der Truppe durch den Feldzug und mit der Zeit lauter werdende Forderungen nach Präsenz des Königs in England ließen Eduard schließlich auf Vermittlungsversuche päpstlicher Legaten eingehen, denen am 28. September 1347 der Abschluß eines Waffenstillstands gelang. Das Abkommen garantierte Eduard III. seinen gegenwärtigen Besitzstand und ließ ihn damit zur französischen Binnenmacht aufsteigen. Falls er den Krieg wieder aufnehmen wollte, so waren die Bedingungen dafür durch den Besitz von Calais weitaus günstiger
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