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Der Hundertjaehrige Krieg

Der Hundertjaehrige Krieg

Titel: Der Hundertjaehrige Krieg
Autoren: Joachim Ehlers
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hinterließ, erhobensein Halbbruder Johann, Graf von Montfort, und seine Nichte Johanna von Penthièvre Anspruch auf die Nachfolge im Herzogtum.
    Die Erbfolge der Herzöge von der Bretagne
    Johanna war mit Karl von Blois verheiratet, einem Neffen des französischen Königs, Johann von Montfort mit der sehr couragierten Johanna von Flandern, die nach den Worten des französischen Chronisten Froissart einen männlichen Geist und ein Löwenherz besaß. Sie wartete nicht auf einen Schiedsspruch, sondern besetzte Nantes und versicherte sich der Unterstützung Eduards III. Johann von Montfort erklärte sich daraufhin zum Herzog der Bretagne und erkannte Eduard III. als König von Frankreich an, während Philipp VI. die Huldigung Karls von Blois für die Bretagne entgegennehmen konnte. Eigentlich hätte er das nicht tun dürfen, weil sein eigenes Königtum auf dem soeben neuerfundenen Prinzip des Ausschlusses der Frau vom politischen Erbe beruhte, aber das Interesse des Hauses Valois gebot Solidarität mit Karl von Blois. Das Land selbst war gespalten, denn die keltische
Bretagne bretonnante
mit den Diözesen Tréguier, Léon, Quimper und Vannes unterstützte Johann von Montfort, ebenso die meisten Städte; Klerus und Adel in den Diözesen Rennes, Nantes, Dol, St-Malo und St-Brieuc, also die französischsprachige
Bretagne française,
hielten zu Karl von Blois. Damit begann ein Krieg, der dreiundzwanzig Jahre dauerte, Vorspiel und regionaler Nebenschauplatz des Hundertjährigen Krieges.
    Am 7. September 1341 sprach das Pariser Parlement, der oberste Gerichtshof des Königreichs, die Bretagne Karl von Blois zu und beauftragte den ältesten Sohn Philipps VI., Herzog Johann von der Normandie, mit der Exekution des Beschlusses. Dem Prinzen gelang es, mit einer starken, durch italienische Söldner verstärkten Armee, Nantes zu erobern und Johann von Montfort gefangenzunehmen. Damit hielt der französische Hof die Sache für entschieden und räumte voreilig ein Feld, das in den folgenden zwei Jahrzehnten immer wieder Kräfte binden sollte, denn Johanna von Flandern setzte den Kampf mit englischer Hilfe fort. Auch der Tod Johanns von Montfort im September 1345 sollte daran nichts ändern, denn Eduard III. erklärte sich öffentlich zum Anwalt und Protektor von dessen Nachkommen. Weil die Montfort-Partei mit den Hafenstädten Brest, Vannes und Hennebont sowie mehreren starken Burgen des Landes wichtige Plätze behaupten konnte, verfügte der englische König seither über einen weiteren, durch eigene Garnisonen gesicherten Stützpunkt auf dem Kontinent. Angesichts starker Rüstungen Philipps VI. gegen die Bretagne reagierte Eduard III. allerdings vorsichtig und bot Verhandlungen an, die unter Vermittlung päpstlicher Legaten geführt wurden. Am 19. Januar 1343 einigte man sich im Vertrag von Malestroit auf einen Waffenstillstand bis zum Herbst 1346 und beließ es in der Bretagne beim gegenwärtigen Besitzstand: Der größte Teil des Landes im Süden und Westen blieb unter der Kontrolle Eduards III., verwaltet von englischen und bretonischen Adligen, an der Küste durch Schiffe, im Land durch Burgbesatzungen gesichert, mit einem besonderen Militärkommandanten in Brest, das sich unter englischer Verwaltung vom unbedeutenden Fischerdorf zur gut bevölkerten Festungsstadt entwickelte. Diese Statthalter Eduards III., im allgemeinen von geringer Herkunft, langfristig und meist zuverlässig gegen Bezahlung und Kriegsgewinn dienend, verkörperten den neuen Kämpfer- und Soldatentypus, wie ihn der kommende Krieg immer häufiger fordern und entsprechend hervorbringen sollte. Die Herren der ritterlichen Lehnsaufgebote bekamen Konkurrenz.
    Hatte der Vertrag von Malestroit Eduard III. beachtliche Vorteile gebracht, so lag die Schwäche der englischen Position in ihrer Abhängigkeit vom Zustand der verbündeten Regionen. Eduard III. mußte auf Vorgänge reagieren, die er kaum beeinflussen konnte, die der Linie seiner Politik ihre klare Bestimmung nahmen und im Rückblick den Anschein des Verzettelns oder der Untätigkeit erwecken. Mühsam hergestellte politische Gleichgewichte konnten sich binnen kurzem verschieben und damit grundlegend neue Lagen schaffen. Das war in Flandern der Fall, wo die Vormacht Gent zunehmend eigenen Interessen und Gesetzen folgte, so daß die anderen Städte ihre Autonomie beeinträchtigt sahen. Der Graf von Flandern schürte die wachsende Unzufriedenheit und fand vor allem in den kleineren Städten des
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