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Der Hundertjaehrige Krieg

Der Hundertjaehrige Krieg

Titel: Der Hundertjaehrige Krieg
Autoren: Joachim Ehlers
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Liebfrauenkirche zu Brügge und in der Jakobskirche zu Den Haag sind sie heute noch zu sehen.
    Am 26. August 1350 starb Philipp VI., und sein Nachfolger Johann II. versuchte nach den Erfahrungen von Crécy eine Heeresreform, indem er Einheiten von leichtbewaffneten Reitern neben die Ritter stellte, die Zahl der Armbrustschützen vermehrteund ein kleines Bognerkorps aufstellte. Gegen Unzuverlässigkeit und Desertion ging er mit schärferen Kontrollen und Solderhöhungen vor, die Ritterschaft sollte durch die Gründung des Sternenordens neu motiviert und integriert werden.
    Kleinere Siege in der Bretagne und in Aquitanien schienen auf den Erfolg dieser Maßnahmen zu deuten, aber Eduard III. gewann mit König Karl von Navarra einen neuen Bündnispartner, der künftig sehr nützlich sein sollte. Karl war durch seine Mutter Johanna, die Gemahlin Philipps von Évreux, ein Enkel König Ludwigs X. von Frankreich; er besaß mehrere französische Grafschaften und hatte durch seine Mutter Erbansprüche auf die Champagne. Den 1328 mehr oder minder erzwungenen Thronverzicht seiner Eltern hatte er niemals anerkannt, sich aber zunächst dem Königshof angeschlossen und sogar eine Tochter Johanns II. geheiratet. Als man ihm aber das versprochene Heiratsgut seiner Gemahlin vorenthielt, bot er Eduard III. ein Militärbündnis an und fand sich erst 1354 gegen große Entschädigungen in der Normandie im Vertrag von Mantes zur Versöhnung mit Johann II. bereit. Dennoch blieb er das Haupt einer beachtlichen Adelsfraktion, die in den nächsten Jahren, zwischen Eduard III. und Johann II. lavierend, Autonomie gegenüber der französischen Kronverwaltung zu gewinnen hoffte.
    Englisch-französische Friedensverhandlungen führten im April 1354 zu dem Vorschlag, Aquitanien und die Loiregrafschaften Touraine, Anjou und Maine Eduard III. zu übergeben, der im Gegenzug auf seinen französischen Thronanspruch verzichten sollte. Bevor ein entsprechender Vertrag in Avignon ratifiziert werden konnte, nahm Johann II. das Angebot zurück und lehnte jeden territorialen Verzicht ab. Daraufhin traf Karl von Navarra im Winter 1354/55 in Avignon mit Heinrich von Grosmont zusammen, dem ersten Herzog von Lancaster und wichtigen Berater Eduards III.; das von beiden ausgehandelte Abkommen versprach Karl für den Fall eines englischen Sieges die Normandie, die Champagne und den größten Teil des nördlichen Pyrenäenvorlandes. Im Sommer 1355 sollte ein Zangenangriff beginnen, den der englische König von Norden, eine zweite Armee von der Guyenne aus vortragen sollte. Ungünstige Windeaber hielten die königliche Flotte in Portsmouth fest, so daß der Feldzug nur von Süden her geführt werden konnte.
    Eduard Prinz von Wales, der «Schwarze Prinz» († 1376)
Grabmal in der Kathedrale von Canterbury
    Im Sommer 1355 landete der englische Thronfolger Eduard mit seinem Heerführer John Chandos bei Bordeaux. Eduard war seit Crécy kriegserfahren und hatte sich in der Folgezeit als begabter Truppenführer erwiesen; mit großem persönlichen Mut und weit entwickeltem Sinn für kultivierte Hofhaltung war er eine der glänzendsten Gestalten der ritterlichen Welt des späten Mittelalters. Sein früher Tod im Jahre 1376, ein Jahr vor dem Ende seines Vaters, war ein schwerer Verlust für die englische Monarchie. Während Eduard einen mit großen Verwüstungen verbundenen Zug ins französische Languedoc bis Narbonne und Carcassonne unternahm, mußte Johann II. die in Paris versammelten Stände des nördlichen Frankreich, der Languedoïl, um Hilfsgelder bitten. Der Sprecher des Bürgertums Étienne Marcel, Tuchhändler und Vorsteher der Pariser Kaufmannschaft, verlangte als Gegenleistung eine gewisse Beteiligung der Stände an der Finanzverwaltung und die Zusage, daß der König sie wieder einberufen würde. Mit einer ersten Einschränkung der monarchischen Gewalt mußte Johann II. seinen Abwehrkrieg bezahlen.
    Im September 1356 zog Eduard von seiner Basis Bordeaux aus durch Périgord, Limousin, Berry und die Touraine in Richtung auf die Loire, die er bei Amboise erreichte. Schon Anfang des Monats hatte Johann II. die französische Ritterschaft, verstärkt durch lothringische, deutsche, schottische und Schweizer Söldner, in Chartres versammelt und marschierte am 8. September südwärts ab. Bei Maupertuis, 10 km südöstlich von Poitiers, traf Eduard am 19. September mit etwa 10.000 Mann auf die etwa doppelt so starke Armee Johanns II. und überzog deren
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