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Der Hundertjaehrige Krieg

Der Hundertjaehrige Krieg

Titel: Der Hundertjaehrige Krieg
Autoren: Joachim Ehlers
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Dienste leisten sollte.
    Das war sogleich im Hinblick auf die Kontrolle der flandrischen Küste von Interesse, weil Ludwig von Male, der Sohn des auf französischer Seite bei Crécy gefallenen Grafen von Flandern, offensichtlich ins Lager Eduards III. übertreten wollte, um bessere Bedingungen für den Wollimport zu erhalten und damit auch die alten Spannungen zwischen dem Grafenhaus und seinen Städten aufzuheben. Seit 1363 bemühte sich der englische König zudem um eine Heiratsverbindung der flandrischen Erbtochter Margarethe mit seinem Sohn Edmund, Herzog von York, dem er Calais sowie die Grafschaften Guînes und Ponthieu übertragen hatte. Dieser drohenden Einkreisung arbeitete Karl V. mit Hilfe Papst Urbans V. entgegen, der den wegen entfernter Verwandtschaft der Brautleute kirchenrechtlich notwendigen Ehedispens verweigerte. Stattdessen sollte es Karl V. 1369 gelingen, Margarethe mit Herzog Philipp dem Kühnen von Burgund zu verheiraten und damit die Position des Hauses Valois durch die absehbare Vereinigung Flanderns mit Burgund beträchtlich zu stärken. Niemand konnte damals voraussehen, daß aus der vergrößerten burgundischen Herrschaft der französischen Krone eine Gefahr erwachsen würde.
    Das größere Konfliktfeld aber lag nach wie vor im Süden. 1362 hatte Eduard III. seinem ältesten Sohn gleichen Namensden Titel eines Herzogs von Aquitanien verliehen, dessen Regierungssitz Bordeaux sein sollte. Eine solche Herrschaft mit fester Residenz hatte man in Aquitanien bisher nicht gekannt, und der Verwaltungsstil des jüngeren Eduard, der im Juli 1363 bei La Rochelle gelandet war und sein neues Land in Besitz nahm, machte ihn bei den Einwohnern alsbald unbeliebt. Als Graf Johann I. von Armagnac sich 1368 zum Sprecher aquitanischer Herren machte, die gegen überhöhte Abgabenforderungen des Herzogs vor dem Pariser Parlement Klage erheben wollten, verweigerte Eduard diesem höchsten Gericht der französischen Monarchie die Anerkennung und forderte damit Karl V. heraus, der sich durch Rechtsgutachten der Universitäten Bologna, Toulouse und Montpellier vergewisserte, daß er Klagen der aquitanischen Stände entgegennehmen durfte. Im Januar 1369 zitierte er den Herzog nach Paris, damit er sich dem Urteil des Parlements stelle. Gern, so ließ der Chronist Jean Froissart den Beklagten antworten, würde er zum angesetzten Termin kommen, allerdings an der Spitze eines Heeres von 60.000 Mann. Daraufhin lud das Parlement die Kläger vor, gab ihnen recht und verurteilte den Herzog als rechtsverweigernden Vasallen wegen Nichterscheinens vor Gericht. Im Gegenzug nahm Eduard III. Anfang Juni in Westminster den Titel eines Königs von Frankreich wieder an, und noch bevor Karl V. am 30. November 1369 das Lehen Aquitanien für die Krone Frankreichs eingezogen hatte, war der Krieg aufs neue ausgebrochen.
    In dieser zweiten Phase des Hundertjährigen Krieges überraschte der König von Frankeich mit ganz neuartig angelegten Operationen. Durch fünf- bis sechsmonatige Feldzüge pro Jahr ließ er die Truppen Eduards III. an verschiedenen Schauplätzen in einen zermürbenden Kleinkrieg verwickeln, den er dank des großen und verhältnismäßig sicheren Jahresbudgets der Krone mit Soldtruppen führen konnte. Von den Heerführern Bertrand Du Guesclin, der seit 1370 Connétable von Frankreich war, den Marschällen Ludwig von Sancerre, Johann von Mauquenchy, genannt «Le Mouton de Blanville», Olivier de Clisson und dem Admiral Johann von Vienne verlangte Karl V. gemäß seiner wohldurchdachten und von Fall zu Fall empirisch überprüftenStrategie, offene Feldschlachten zu vermeiden und grundsätzlich nur bei großer zahlenmäßiger Überlegenheit der eigenen Truppen mit sicheren Siegeschancen anzugreifen. Damit erregte er allerdings den Zorn des Volkes, das dem Feind immer wieder ungeschützt preisgegeben wurde; aber auch die Truppenführer, denen manche Gelegenheit zur Bewährung entging, waren unzufrieden. Der König, der seiner labilen Gesundheit wegen nicht selbst ins Feld ziehen konnte, ließ sich jedoch nicht beirren, spannte ein festes Netz reitender Boten zwischen den einzelnen Kriegsschauplätzen und seiner Hauptstadt aus, erreichte Schritt für Schritt beträchtliche Gewinne. Schon Anfang 1370 hatte er ganze Landschaften erobert: Rouergue, Quercy, Agenais und Périgord.
    Einen Gegenstoß der Truppen Eduards III., den dessen erprobter Armeeführer Robert Knolles von Calais aus durch das Umland von Noyon,
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