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Der Hundertjaehrige der aus dem Fenster stieg und verschwand

Der Hundertjaehrige der aus dem Fenster stieg und verschwand

Titel: Der Hundertjaehrige der aus dem Fenster stieg und verschwand
Autoren: Jonas Jonasson
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auch, denn für die kunterbunte schwedische Reisegesellschaft in dem balinesischen Hotel hielt das Glück an und wurde immer tiefer. Benny heiratete die Schöne Frau (»Willst du mich heiraten?« – »Ja, zum Teufel! Jetzt und hier!«). Die Hochzeit wurde gleich am nächsten Abend gefeiert und dauerte drei Tage. Die achtzigjährige Rose-Marie Gerdin brachte den Mitgliedern des örtlichen Seniorenclubs bei, wie man das Brettspiel mit der Schatzinsel spielte (aber nur gerade eben so gut, dass sie noch jedes Mal gewann). Der Piranha lag tagein, tagaus unter einem Sonnenschirm am Strand und trank Drinks in allen Regenbogenfarben – mit Schirmchen, versteht sich. Bosse und Julius kauften sich ein Fischerboot, das sie nur noch selten verließen, und Kommissar Aronsson wurde ein beliebtes Mitglied der balinesischen Oberschicht. Er war ja Weißer, bule , außerdem Polizeikommissar und – als wäre das noch nicht genug – stammte aus dem am wenigsten korrupten Land der Welt. Exotischer ging es nicht mehr.
    Allan und Amanda spazierten jeden Tag über den schneeweißen Strand vorm Hotel. Sie hatten immer viel Gesprächsstoff und fühlten sich in der Gesellschaft des anderen immer wohler. Sie ließen es gemächlich angehen, denn sie war immerhin schon vierundachtzig, und er stand schon in seinem hundertundersten Lebensjahr.
    Nach einer Weile fingen sie an, sich bei der Hand zu halten, natürlich nur, um das Gleichgewicht besser zu halten. Dann beschlossen sie, abends nur noch zu zweit auf Amandas Terrasse zu dinieren, denn mit den ganzen anderen wurde es ihnen einfach zu turbulent. Und zum Schluss zog Allan ganz bei Amanda ein. So konnte man Allans Zimmer an einen Touristen vermieten, was ja viel besser für die Bilanz des Hotels war.
    Auf einem der Spaziergänge in den nächsten Tagen brachte Amanda die Frage auf, ob sie es nicht einfach so machen sollten wie Benny und die Schöne Frau, sprich, heiraten, wo sie doch jetzt sowieso schon zusammenwohnten. Allan erwiderte, Amanda sei zwar noch das reinste Kind, aber er könnte sich schon vorstellen, darüber hinwegzusehen. Seine Longdrinks machte er sich inzwischen ohnehin selbst, also gab es von dieser Seite auch keine Bedenken mehr. Kurz und gut, Allan sah keinen Hinderungsgrund für das, was Amanda ihm vorgeschlagen hatte.
    »Also, abgemacht?«, fragte Amanda.
    »Ja, abgemacht«, sagte Allan.
    Und dann nahmen sie sich ganz besonders fest bei der Hand. Nur wegen des Gleichgewichts natürlich.
    * * * *
    Die Ermittlungen zu Henrik »Humpen« Hulténs Tod verliefen kurz und ergebnislos. Die Polizei forschte in seiner Vergangenheit und verhörte unter anderem auch Humpens ehemalige Kumpels in Småland (gar nicht so weit weg von Gunilla Björklunds Sjötorp), doch die hatten nichts gesehen und nichts gehört.
    Die Kollegen in Riga fanden den Trinker, der den Mustang zum Schrottplatz gebracht hatte, aber aus dem war kein vernünftiges Wort herauszubekommen. Einer der Polizisten kam auf die Idee, dem Mann eine Flasche Rotwein zu verabreichen, woraufhin er tatsächlich berichten konnte … dass er keine Ahnung hatte, wer ihn um diesen Gefallen gebeten hatte. Dieser Jemand war einfach eines Tages mit einem Karton Weinflaschen vor seiner Parkbank aufgetaucht.
    »Ich war zwar nicht nüchtern«, erklärte der Trinker, »aber so besoffen, dass ich vier Flaschen Wein ablehnen würde, kann ich gar nicht sein.«
    Nur ein einziger Journalist meldete sich nach ein paar Tagen noch einmal, um zu hören, wie die Mordermittlung zu Humpen Hultén verlief, doch glücklicherweise musste Staatsanwalt Ranelid dieses Gespräch nicht mehr annehmen. Er hatte sich nämlich Urlaub genommen und einen Last-Minute-Charterflug nach Las Palmas bestiegen. Eigentlich hätte er noch viel weiter wegfliegen wollen. Bali sollte ja sehr schön sein, hatte er sich sagen lassen, aber da kriegte er keinen Platz mehr.
    Also musste er sich eben mit den Kanaren begnügen. Und da saß er nun auf seiner Strandliege unter einem Sonnenschirm, mit einem Schirmchen-Drink in der Hand, und überlegte, wo wohl Aronsson abgeblieben sein mochte. Der hatte offenbar gekündigt, seinen gesamten Resturlaub samt Überstunden genommen und war einfach verschwunden.

28. KAPITEL
1982–2005
    Das Gehalt von der amerikanischen Botschaft kam Allan ganz gut zupass. Er fand ein rotes Häuschen, nur wenige Kilometer von dem Ort entfernt, an dem er geboren und aufgewachsen war. Das konnte er beim Kauf gleich bar bezahlen. Dann musste er sich noch
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