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Der Hundertjaehrige der aus dem Fenster stieg und verschwand

Der Hundertjaehrige der aus dem Fenster stieg und verschwand

Titel: Der Hundertjaehrige der aus dem Fenster stieg und verschwand
Autoren: Jonas Jonasson
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unvergesslicher Erlebnisse bescherte.
    Allan indessen packte in der Wohnung in Moskau seinen Koffer und teilte der Verwaltungsabteilung der amerikanischen Botschaft mit, dass er sich für immer verabschiedete. Erst da entdeckte man, dass dem Angestellten Allen Carson aus unerfindlichen Gründen in den dreizehn Jahren und fünf Monaten seiner Dienstzeit immer nur Spesen ausgezahlt worden waren.
    »Haben Sie denn nie gemerkt, dass Sie gar kein Gehalt bekommen?«, fragte ihn der Verwaltungsangestellte.
    »Nein«, sagte Allan. »Ich esse nicht viel, und der Schnaps war hier ja recht billig. Ich fand das durchaus ausreichend.«
    »Dreizehn Jahre lang?«
    »Unglaublich, wie die Zeit vergeht, nicht wahr?«
    Der Mann sah Allan ganz komisch an und versprach, dass man ihm das Geld per Scheck auszahlen würde, sobald der Herr Carson – oder wie auch immer er in Wirklichkeit heißen mochte – die Sache bei der amerikanischen Botschaft in Stockholm meldete.

27. KAPITEL
Freitag, 27. Mai–Donnerstag, 16. Juni 2005
    Amanda Einstein lebte immer noch. Sie war inzwischen vierundachtzig Jahre alt und wohnte in einer Suite in dem Luxushotel auf Bali, das vom Eigentümer, ihrem ältesten Sohn Allan, geführt wurde.
    Allan Einstein war einundfünfzig Jahre alt und außerordentlich intelligent, genau wie sein ein Jahr jüngerer Bruder Mao. Doch während Allan zunächst Betriebswirt (und zwar ein richtiger) und dann Hoteldirektor geworden war (das dazugehörige Hotel hatte ihm seine Mutter zum Vierzigsten geschenkt), setzte sein kleiner Bruder Mao auf den Ingenieursberuf. Seine Karriere ließ sich zunächst etwas mau an, weil er höchst sorgfältig arbeitete. Er hatte eine Stelle in einer der führenden indonesischen Ölfirmen bekommen, und zwar in der Qualitätssicherung. Sein Fehler war, dass er der Jobbeschreibung tatsächlich nachkam. Plötzlich konnten sich die Abteilungsleiter nicht mehr bei den Ausschreibungen für irgendwelche Reparaturaufträge bereichern, denn es gab keine Reparaturaufträge mehr auszuschreiben. Die Effektivität des Unternehmens stieg um fünfunddreißig Prozent, und Mao Einstein wurde die unbeliebteste Person der ganzen Firma. Als das allgemeine Mobbing der Kollegen in unverhohlene Drohungen überging, reichte es Mao, und er nahm eine Stelle in den Vereinigten Arabischen Emiraten an. Dort steigerte er die Effektivität ebenfalls, während der Konzern in Indonesien zur Freude aller Beteiligten bald wieder auf sein altes Niveau zurückgesunken war.
    Amanda war unendlich stolz auf ihre beiden Söhne. Doch ihr wollte nicht in den Kopf, wie die beiden derart schlau hatten werden können. Herbert hatte zwar ab und zu erwähnt, dass es diesbezüglich ganz gute Gene in seiner Familie gebe, aber sie erinnerte sich nicht mehr genau, auf wen oder was er da angespielt hatte.
    Jedenfalls war sie überglücklich, als sie einen Anruf von Allan bekam, und versicherte ihm, dass er und alle seine Freunde auf Bali herzlich willkommen seien. Sie wollte die Angelegenheit nur noch kurz mit Allan junior besprechen, der dann eben ein paar andere Gäste rauswerfen musste, falls das Hotel ausgebucht sein sollte. Und dann wollte sie auch Mao in Abu Dhabi anrufen und ihn zu einem Heimurlaub abberufen. Ja, natürlich servierten sie Drinks im Hotel, mit und ohne Schirmchen. Und ja, Amanda versprach, sich beim Servieren nicht einzumischen.
    Allan meinte, sie würden demnächst alle zusammen auftauchen. Und dann schloss er mit den aufmunternden Worten, dass wohl kein anderer Mensch auf Erden mit einem so begrenzten Verstand so weit gekommen sei wie Amanda. Das habe er schön gesagt, fand Amanda, so schön, dass ihr gleich die Tränen kamen.
    »Kommt nur alle so bald wie möglich her, lieber Allan. Kommt so bald wie möglich!«
    * * * *
    Staatsanwalt Ranelid eröffnete die nachmittägliche Pressekonferenz mit einer traurigen Mitteilung. Es ging um die Polizeihündin Kicki, die an der Draisine bei Åkers Styckebruk Leichengeruch gewittert hatte, was wiederum eine Reihe von Schlussfolgerungen seitens des Staatsanwalts nach sich gezogen hatte – die auch korrekt gewesen wären, wenn der Hund richtig gewittert hätte, die dann aber leider doch so nicht stimmten.
    Inzwischen habe sich nämlich herausgestellt, dass der betreffende Hund kurz vorher den Verstand verloren hatte und man sich nicht mehr auf ihn verlassen konnte. Kurz und gut, am angegebenen Ort habe sich niemals eine Leiche befunden.
    Hingegen war dem Staatsanwalt gerade zur
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