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Der Hueter und das Kind

Der Hueter und das Kind

Titel: Der Hueter und das Kind
Autoren: Vampira VA
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sie an reich gedeckter Tafel, verfielen und gingen zugrunde.
    Timot war der letzte Überlebende der Delhi-Sippe, doch er empfand es nicht als Gnade. Er sehnte sich danach, das Schicksal seiner Blutgeschwister zu teilen - und zu einem Teil tat er es auch. Er starb eben jenen leidvollen Tod, der auch ihr Dasein beendet hatte, denn auch Timot belebte das Elixier aus menschlichen Adern nicht länger. Doch er erwachte immer wieder, weil etwas ihn erweckte, und er war gezwungen, die Stunden der Nacht damit zu verbringen, auf den nächsten Tod zu warten .
    Ein schauderhaftes Grinsen verzerrte die verweste Fratze des Vampirs, als ihm ein von Menschen geprägter Spruch in den Sinn kam. Sie sprachen davon, daß jemand, der Höllenqualen auszustehen hatte, »tausend Tode starb« .
    Nun, er selbst würde diese Zahl irgendwann erreicht haben. Doch damit würde sein Sterben noch lange nicht zu Ende sein .
    Timot definierte den Begriff »Ewigkeit« seit kurzem anders. Er erschloß sich ihm in neuer, entsetzlicher Dimension .
    *
    Es war nicht mehr gewesen als ein Spiel. Ein Spiel jedoch, das er verloren hatte. Und er hatte darauf reagiert, wie es wohl jedes Kind seines Alters tat.
    Gabriel war wütend geworden.
    Doch seine Wut war nicht die eines Kindes gewesen.
    Nicht einmal die eines Menschen .
    Der Zorn einer unsagbar fremden und unvorstellbar gewaltigen Macht hatte ihn erfüllt - und das Ausmaß dieses Gefühls hatte den Jungen beinahe selbst erschreckt.
    Weil er nicht gewußt hatte, daß er zu solchem Empfinden fähig war.
    Nicht gewußt..., echote es in dem Knaben.
    Es gab so vieles, was er nicht wußte. Obwohl das Wissen um so vieles spürbar in ihm war. Vielleicht alles Wissen der Welt - und mehr.
    Und doch vermochte er es nicht anzuwenden, nicht einmal zu verstehen. Etwas schützte dieses Wissen vor seinem Zugriff. Noch. Ir-gendwann würde es anders werden, würde er das Wissen begreifen und nutzen dürfen.
    Wenn sein Geist bereit war, all dies zu verkraften.
    Wenn seine Macht groß genug geworden war, um mit all dem umzugehen, wie es Sinn und Zweck sein würde. Und auch dieser Sinn und Zweck würde sich ihm erst dann gänzlich erschließen.
    Das Kind hatte nicht warten wollen, bis es soweit war.
    Es hatte mit dem Teil der Macht, der ihm jetzt schon zugänglich war, gespielt. Wie es die Art eines Kindes war, hatte es Verbotenes versuchen wollen, hatte es diesem besonderen Reiz nicht widerstehen können.
    Niemand hatte den Knaben daran gehindert.
    Wer hätte es auch tun sollen? Niemand war auch nur diesem kleinen Teil jener Macht gewachsen. Niemand, der auf Erden weilte und wandelte .
    Auf die Insel, die von den Menschen Nova Scotia genannt wurde, hatte das Kind sich mit seiner Amme zurückgezogen. Dort hatte Gabriel in Ruhe und Geborgenheit in sich aufgenommen, was Jennifer Sebree ihm hatte geben können: Energien, die seine Reife anfachten.
    Zuvor, als Säugling noch, hatte er sich an Wesen gelabt, deren Seelenverwandtschaft er sofort erkannt hatte: Vampire. Aber es waren Todgeweihte, Sterbende gewesen, die ihn nur dank ihrer großen Zahl nähren konnten. Er hatte ihre ausgemergelten, verfaulenden Seelen in sich aufgenommen und war gewachsen, an Körper und Geist.
    Doch das war viel zu langsam und mühsam geschehen. Gabriel wußte, daß es auch andere Wege gab. Wege, die schneller ans Ziel führen würden. Er hatte schon gekostet von den Quellen solcher Energien, ohne sie vollends auszuschöpfen.
    Vielleicht, so hatte er hinter den Mauern jenes alten Schlosses, in dem er sich vor der Welt verborgen gehalten hatte, überlegt, sollte ich es tun. Erneut aus diesen Quellen trinken und sie bis zur Neige leeren ...
    Den Entschluß hatte er mit kindlicher Spontaneität gefaßt. Den Plan selbst mit perfider Bösartigkeit und in kalter Berechnung vorbereitet.
    Er hatte jene zu sich gelockt, deren Kraft er schon probiert hatte. Und sie waren gekommen.
    Es war so leicht gewesen. Seine Macht war ihm schon jetzt, da sie noch ganz am Anfang gestanden hatte, grenzenlos erschienen.
    Gabriel hatte sich die Zeit genommen, ihre Energien in besonderer Weise aufzubereiten. Er hatte mit ihnen gespielt, ehe er ihnen ihr Leben hatte nehmen wollen - und damit alles, was ihm selbst von exis-tentieller Wichtigkeit war.
    Ihnen .
    Lilith Eden.
    Raphael Baldacci.
    Sie waren keine normalen Menschen gewesen. Natürlich nicht, sonst hätten ihre Energien ihn nie und nimmer reizen können. Es wäre die Mühen, sie sich nutzbar zu machen, nicht wert
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