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Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)

Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)

Titel: Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)
Autoren: Katherine Pancol
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H ortense packte die Champagnerflasche beim Hals und steckte sie kopfüber in den Eiskübel. Die Flasche war voll, es gab ein merkwürdiges Geräusch. Das Klirren von Glas gegen Metall, das Knirschen zerdrückter Eiswürfel und dann ein Gluckern, gefolgt vom Prickeln der Bläschen, die an der Oberfläche in durchsichtigem Schaum zerplatzten.
    Der junge Kellner, in weißer Jacke und schwarzer Fliege, zog eine Augenbraue hoch.
    »Widerliches Zeug!«, schimpfte Hortense auf Französisch und schnippte gegen den Flaschenboden. »Bloß weil man sich keine erstklassige Marke leisten kann, braucht man seinen Gästen noch lange nicht eine zu servieren, von der sie Magenkrämpfe kriegen.«
    Sie griff nach einer zweiten Flasche und wiederholte ihren Sabotageakt.
    Das Gesicht des Kellners lief rot an. Fassungslos sah er zu, wie die Flasche langsam leer lief, und schien sich zu fragen, ob er Alarm schlagen solle. Er warf einen Blick in die Runde und suchte nach einem Zeugen für die Zerstörungswut dieses Mädchens, das fluchend die Flaschen auskippte. Er schwitzte, und der Schweiß betonte die eitrigen Pusteln, die sich über seine Stirn zogen. Noch so ein englischer Bauerntrampel, der beim Anblick der Traubenbrause ins Sabbern gerät, dachte Hortense, während sie sich eine widerspenstige Strähne hinters Ohr strich. Er ließ sie nicht aus den Augen, bereit, sie mit beiden Armen zu umklammern, sollte sie zur nächsten Flasche greifen.
    »Was ist los? Willst du ’n Foto von mir?«
    Heute Abend wollte sie Französisch sprechen. Heute Abend wollte sie Bomben zünden. Heute Abend wollte sie einen Unschuldigen massakrieren, und alles an diesem Jungen prädestinierte ihn zum Opfer. Es gibt solche Menschen, die man einfach nur kneifen, demütigen, quälen möchte. Er hatte bei der Geburt schlechte Karten zugeteilt bekommen. Pech für ihn.
    »Wie kann man nur so hässlich sein? Von den roten Blinklichtern auf Ihrer Stirn kriegt man ja Augenschmerzen!«
    Der Kellner schluckte, räusperte sich und fauchte zurück: »Hey, bist du immer so biestig, oder gibst du dir bei mir extra viel Mühe?«
    »Sie sind Franzose?«
    »Aus Montélimar.«
    »Nugat ist schlecht für die Zähne … und für die Haut. Sie sollten lieber die Finger davon lassen, sonst explodieren Ihre Pestbeulen noch …«
    »Du blöde Kuh! Was hast du denn eingeworfen, dass du so unausstehlich bist?«
    Eine Beleidigung. Ich musste eine Beleidigung hinnehmen und habe mich immer noch nicht davon erholt. Wie konnte er es wagen? Vor meinen Augen. Als sei ich unsichtbar. Er hatte gesagt – was hatte er noch mal gesagt? … Und ich habe ihm geglaubt. Ich bin die hundert Meter in unter acht Sekunden gelaufen. Ich bin genauso bescheuert wie dieses knallrote Pickelgesicht mit seiner Nugatfresse.
    »Normalerweise sind Leute fies zu anderen, weil sie selbst unglücklich sind …«
    »Schon gut, Padre Pio, vergiss die Soutane und gib mir eine Cola.«
    »Ich hoffe, der Kerl, der dich in diesen Zustand versetzt hat, lässt dich noch richtig schön leiden!«
    »Meine Güte, auch noch ein Psychologe! Hältst du’s eher mit Lacan oder mit Freud? Los, sag schon, dann wird die Unterhaltung mit dir endlich interessant!«
    Sie nahm das Glas, das er ihr reichte, prostete ihm zu und entfernte sich mit wiegenden Hüften durch die Menge. Mein Gott, das ist wieder einmal typisch für mich! So viel Glück muss man erst mal haben! Ein Franzose! Abstoßend und verschwitzt. Obligatorisches Outfit: schwarze Hose, weißes Hemd, kein Schmuck, das Haar zurückgegelt. Fünf Pfund die Stunde, und dafür wird er behandelt wie ein räudiger Hund. Ein Student, der sich etwas dazuverdient, oder ein abgebrannter Typ, der irgendwann die Fünfunddreißig-Stunden-Woche hingeschmissen hat, um richtig Kohle zu scheffeln. Ich habe die Wahl. Das Problem ist nur, dass er mich nicht interessiert. Kein bisschen. Für den habe ich nicht dreihundert Euro in ein Paar Schuhe investiert! Nicht mal ein Paar Schnürsenkel würde ich für den kaufen!
    Sie wäre beinahe ausgerutscht, konnte sich gerade noch abfangen, drehte ihren roten Krokopump um und bemerkte, dass ein rosa Kaugummi den lila Bakelitabsatz zierte.
    »Das hat mir gerade noch gefehlt!«, schimpfte sie. »Meine nagelneuen Diors!«
    Fünf Tage hatte sie gefastet, um sie sich leisten zu können. Und ein knappes Dutzend Knopflöcher für ihre Freundin Laura gezeichnet.
    Schon kapiert, das ist heute einfach nicht mein Tag. Ich gehe lieber nach Hause und lege mich ins
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