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Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)

Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)

Titel: Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)
Autoren: Katherine Pancol
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Schule, einem Familiensitz, einem eleganten Londoner Viertel, sonst war man ein Niemand.
    Steven studierte an der Filmhochschule und sprach über Truffaut und Kusturica. Er trug eine enge schwarze Jeans, alte Vinylstiefel und eine schwarze Weste mit weißen Punkten über einem weißen Langarmshirt. Sein langes, fettiges Haar schwang bei jeder energischen Behauptung mit. Sein Freund Nick war sauber und rosig, eine bukolische, jüngere Version von Mick Jagger. Er nickte ständig und kratzte sich dabei am Kinn. Wahrscheinlich glaubte er, das ließe ihn wahnsinnig viel älter wirken.
    Sie hatte sie ziehen lassen, nachdem sie ihren Mantel in einem großen Zimmer abgelegt hatte, das als Garderobe diente. Sie hatte ihn auf ein breites Bett geworfen, das mit Kunstpelzen, khakifarbenen Parkas und schwarzen Regenmänteln bedeckt war, hatte vor dem großen Kaminspiegel ihr Haar aufgeklopft und geflüstert, du bist perfekt, meine Liebe, einfach perfekt. Er wird dir wie ein hübscher Goldfisch ins Netz gehen. Ihre Dior-Pumps und das kleine Schwarze von Alaïa, das sie in einem Vintage Shop in der Brick Lane gekauft hatte, verwandelten sie in eine unnahbare Sexbombe. Sexbombe, wenn ich will, und unnahbar, wenn mir danach ist, flüsterte sie in den Spiegel und warf sich eine Kusshand zu. Ich habe noch nicht entschieden, ob ich ihn sofort erledige oder den Gnadenstoß noch ein bisschen hinauszögere … Wir werden sehen.
    Und sie hatte es gesehen. Beim Verlassen des Zimmers entdeckte sie Gary am Arm der Bradsburry, die schallend auflachte, ihren elfenbeinweißen Hals zurückbog und vornehm eine Hand an ihre blassen Lippen legte, um ihren spontanen Heiterkeitsausbruch, dieses derart gewöhnliche Geräusch, zu unterdrücken. Gary zog sie an sich, einen Arm um ihre schmale, so schrecklich schmale Taille gelegt. Sein dunkler Kopf am Kopf der blöden Ziege … Hortense glaubte zu sterben.
    Fast hätte sie auf dem Absatz kehrtgemacht, wäre zurück in die Garderobe marschiert, hätte den Spiegel beschimpft, ihren Mantel genommen und wäre gegangen.
    Doch dann dachte sie daran, wie viel Mühe es sie gekostet hatte, überhaupt in diese Wohnung zu gelangen. Sie biss die Zähne zusammen und ging ans Büffet, wo sie ihre Wut an dem billigen Champagner und dem Kellner mit den rot leuchtenden Pickeln ausließ.
    Und jetzt, fragte sie sich, was mache ich jetzt?
    Mir den erstbesten genießbaren Mann angeln und an seinem Arm herumturteln? Schon tausendmal gemacht. Eine abgedroschene, jämmerliche, mitleiderregende Strategie. Wenn ich mich derart zur Schau stelle, wird Gary wissen, dass ich getroffen bin, und mir mit einem grausamen Lächeln signalisieren: »Versenkt!«
    Und ich werde versinken.
    Nein, nein! Ich setze die zufriedene Miene der Singlefrau auf, die keinen Mann findet, der ihr das Wasser reichen kann, weil sie allen überlegen ist … Presse die Lippen zu einem herablassenden Lächeln zusammen, tue überrascht, wenn ich auf das vermaledeite Paar treffe, und versuche, in der Menge ein, zwei Schnepfen zu finden, mit denen ich wenigstens so tun kann, als würde ich mich unterhalten, ehe ich nach Hause fahre … mit der U-Bahn.
    Mary Dorsey kam ihr da gerade recht. Mary war Single, aber eine von der beklagenswerten Sorte. Eines jener Mädchen, die nur ein Ziel im Leben haben: einen Mann zu finden. Ganz gleich, wen, Hauptsache, er hielte es länger als achtundvierzig Stunden bei ihr aus. Ein ganzes Wochenende war der Beginn der Glückseligkeit. Die meisten Jungs, die Mary Dorsey in ihre Wohnung am Südufer der Themse mitnahm, verschwanden wieder, noch bevor sie Zeit gehabt hatte, sie nach ihrem Vornamen zu fragen. Als Hortense sie das letzte Mal getroffen hatte, auf dem Borough Market, wohin Nicholas sie mitgeschleppt hatte, da hatte Mary ihr zugeflüstert: »Gott, ist der süß! Überlässt du ihn mir, wenn du mit ihm fertig bist?«
    »Hast du seinen Oberkörper gesehen? Viel zu lang!«, hatte Hortense protestiert.
    »Mir doch egal. Am Oberkörper eines Mannes …«
    Mary Dorsey war ein hoffnungsloser Fall. Sie hatte alles versucht: Speed Dating, Slow Dating, Blind Dates, jüdisch, christlich, New Labour, Tory, dirty , Wikipedi, kinky … Sie war zu jedem Risiko bereit, um abends nicht mehr allein zu Hause zu sitzen, Ben & Jerry’s zu essen und schluchzend die letzte Szene von Die große Liebe meines Lebens anzuschauen, wenn Cary Grant endlich erkennt, dass Deborah Kerr unter der großen beigefarbenen Decke etwas vor ihm verbirgt. Ich will
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