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Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)

Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)

Titel: Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)
Autoren: Katherine Pancol
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einen Mann, der meine Decke anhebt und mich in seinen Armen davonträgt!, jammerte Mary dann, allein, in einem ausgewaschenen Jogginganzug, ein wogendes Meer aus zerknüllten Papiertaschentüchern um sich herum. Und da sie nicht nur mehrere Becher Eis verschlungen, sondern auch eine ganze Flasche Drambuie geleert hatte, fügte sie mit von Tränen und Wimperntusche verschmiertem Gesicht hinzu: »Es gibt einfach keinen Cary Grant mehr auf der Welt, diese Zeiten sind vorbei, vorbei … die echten Männer sterben aus«, ehe sie schluchzend vom Sofa zwischen ihre zerknüllten Taschentücher auf den Parkettboden rollte.
    Sie liebte es, diese jämmerlichen Szenen zu schildern, die sie nicht gerade im besten Licht erscheinen ließen. Sie behauptete, man müsse erst ganz tief in seinen Selbstekel hinabtauchen, bevor man wieder auf die Beine kommen könne.
    Die Erinnerung an diese Unterhaltung ließ Hortense, die gerade eine Hand auf Mary Dorseys Schulter hatte legen wollen, abdrehen. Stattdessen wandte sie sich einer blonden, bildschönen, erstaunlichen Gestalt zu …
    Und erkannte Agyness Deyn. Agyness Deyn persönlich. Das It-girl. The girl , kurz und bündig. Die Frau, die Kate Moss von den Laufstegen verdrängen würde. Die Muse von Burberry, Giorgio Armani, Jean-Paul Gaultier, die mit den Five O’Clock Heroes sang und auf unzähligen Covern von Vogue , Elle und Grazia abgebildet war. Da stand sie, sehr blond, sehr dünn, ein sehr marineblaues Tuch in ihrem sehr blonden, sehr kurz geschnittenen Haar, in einer sehr roten Strumpfhose und sehr weißen Sneakern, einem kurzen Kleid mit Spitzenrüschen und einer knappen ausgewaschenen Jeansjacke.
    Göttlich!
    Und mit wem redete Agyness Deyn da, mit einem strahlenden, wohlwollenden Lächeln, offensichtlich interessiert, auch wenn ihr Blick auf der Suche nach weiteren Gesprächspartnern durch den Raum glitt? Mit Steven und Nick, den beiden Filmfans, die ihr als Eintrittskarte gedient hatten.
    Hortense schob eine Hüfte vor und bahnte sich einen Weg durch die Menge. Sie erreichte die kleine Gruppe und mischte sich ins Gespräch.
    Nick, der Ansehnlichere der beiden, erzählte gerade, wie er bei der Pariser Fashion Week für Hedi Slimane gelaufen war. Agyness Deyn fragte ihn, was er von Hedis Kollektion halte. Nick antwortete, dass er sich kaum noch an die Modenschau erinnere, eher an das Mädchen, dem er es unter der Treppe eines Pariser Nachtclubs besorgt habe.
    Sie brachen in Gelächter aus. Hortense zwang sich, es ihnen gleichzutun. Dann zog Agyness einen Filzschreiber aus ihrer winzigen roten Handtasche und notierte den Namen des Clubs auf ihren weißen Sneakern. Hortense beobachtete sie fasziniert. Sie fragte sich, ob man von Weitem auch sah, dass sie zu der Gruppe gehörte, und trat noch etwas näher heran, um jeglichen Zweifel auszuräumen.
    Ein weiteres Mädchen gesellte sich zu ihnen, schnappte sich Nicks Glas und leerte es in einem Zug. Dann lehnte es sich an Agyness’ Schulter und faselte: » I’m so pissed off! Was für eine ätzende Party! Mann, übers Wochenende in London zu bleiben, ist echt nur was für Arme! Ich wäre besser raus aufs Land gefahren! Wer ist die denn?«, fragte sie und deutete mit einer rot lackierten Kralle auf Hortense.
    Hortense stellte sich vor und bemühte sich, ihren französischen Akzent zu unterdrücken.
    » French? «, keifte die neu Hinzugekommene und verzog das Gesicht zu einer Gorgonenfratze.
    »Dann kennen Sie Hedi Slimane?«, fragte Nick mit weit aufgerissenen kohlschwarzen Augen.
    Plötzlich erinnerte sich Hortense daran, dass sie sein Foto in der Métro gesehen hatte, wie er am Arm von Amy Winehouse mit einem Spuckbeutel auf dem Kopf einen Nachtclub verließ.
    »Äh … nein!«, stotterte sie, vom bartlosen Nick eingeschüchtert.
    »Oh«, entgegnete er enttäuscht.
    »Was bringt es einem dann, Französin zu sein?«, bemerkte das Mädchen mit den roten Klauen achselzuckend. » Anyway , im Leben bringt einem sowieso nichts jemals etwas, man kann nur abwarten, dass die Zeit vergeht und irgendwann der Tod kommt … Hast du vor, noch lange hier zu bleiben, oder sollen wir uns woanders volllaufen lassen, darling ?«, fragte sie die wundervolle Agyness und hielt sich gierig eine Bierflasche an den Mund.
    Hortense fiel keine Antwort darauf ein, und wütend auf sich selbst beschloss sie, diesen in der Tat ätzenden Ort zu verlassen. Ich gehe nach Hause, ich habe genug eingesteckt, ich hasse Inseln, ich hasse Engländer, ich hasse England,
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