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Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)

Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)

Titel: Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)
Autoren: Katherine Pancol
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Bradsburry brummte etwas, was weder Hortense noch Gary verstanden, und sie hörten, wie die beiden den Raum verließen, sie schwankend, der Mann sie stützend.
    Gary beugte sich zu Hortense vor und betrachtete sie schweigend. In seinen braunen Augen schien ein Traum zu lodern, ein wildes Funkeln brach aus seinen verschatteten Augen. Es wäre so angenehm, unter Mänteln versteckt zu leben, wir würden Cookies essen und Kaffee durch einen langen Strohhalm trinken, und wir würden nie mehr aufstehen und hektisch herumrennen müssen wie das Kaninchen in Alice im Wunderland . Dieses dauergestresste Karnickel mit seiner Uhr konnte ich noch nie leiden. Am liebsten würde ich mein Leben lang nur Glenn Gould hören und dabei Hortense Cortès küssen, Hortense Cortès’ Haar streicheln, an Hortense Cortès’ Haut riechen, für sie Akkorde erfinden, E - F - G - A - H - C , und sie ihr leise ins Ohr singen.
    Am liebsten würde ich, würde ich …
    Er schloss die Augen und küsste Hortense Cortès.
    Das also ist ein Kuss!, wunderte sich Hortense Cortès. Dieses sanfte Brennen, das in einem den Wunsch weckt, sich auf den anderen zu stürzen, ihn einzusaugen, an ihm zu lecken, ihn auf den Rücken zu werfen, in ihn einzutauchen, zu verschwinden …
    Sich aufzulösen in einem tiefen See, bis der Mund, die Lippen, das Haar, der Nacken auf dem Wasser treiben …
    Alles zu vergessen.
    Zu einem Karamellbonbon zu werden, sich mit der Zungenspitze kosten zu lassen.
    Und den anderen zu kosten und sich dabei Salz und Gewürze vorzustellen, Ambra und Kümmel, Leder und Sandelholz.
    Das also ist es …
    Bis jetzt hatte sie immer nur Jungs geküsst, die ihr nichts bedeuteten. Sie küsste zweckdienlich, sie küsste mondän, sie strich beim Küssen eine federnde Locke zurück und schaute über die Schulter ihres Gegenübers. Sie küsste bei vollkommen klarem Verstand, ärgerte sich über einen Zahnabdruck, über eine kannibalische Zunge, über sabbernden Speichel. Hin und wieder hatte sie auch aus Langeweile geküsst, zum Spaß, weil es draußen regnete oder weil sie immer wieder die kleinen Sprossenfenster gezählt hatte. Oder – es war ihr peinlich, daran zurückzudenken –, um von einem Mann eine Prada-Handtasche oder ein Chloé-Oberteil zu bekommen. Sie zog es vor, das zu vergessen. Es war lange her. Sie war noch ein junges Mädchen gewesen, und er hieß Chaval. Was für ein vulgärer, brutaler Kerl!
    Sie kehrte zu Garys Mund zurück und seufzte.
    Ein Kuss kann also tatsächlich Genuss bereiten.
    Einen Genuss, der sich in den Körper schleicht, kleine Flammen aufzüngeln lässt, tausend Feuer entzündet, an Stellen, von denen sie niemals vermutet hätte, dass sie entflammbar seien.
    Bis unter ihre Zähne …
    Dieser Genuss … Wie wundervoll!
    Und sofort machte sie sich eine geistige Notiz, dass sie sich vor diesem Genuss in Acht nehmen musste.
    Später schlenderten sie zusammen durch die Dunkelheit.
    Durch die weißen Straßen der vornehmen Viertel in Richtung Hyde Park. Durch Straßen, in denen sich die weißen Stufen zu braven Bogen fügten. Zu Garys Wohnung.
    Sie gingen schweigend und hielten einander an der Hand. Besser gesagt, sie schwangen ihre Arme und Beine in einer Bewegung, im gleichen Takt, der linke Fuß des einen zusammen mit dem linken Fuß des anderen, der rechte Fuß des einen zusammen mit dem rechten Fuß des anderen. Mit demselben Ernst und derselben Konzentration wie ein pelzbemützter horse guard Ihrer Majestät. Hortense erinnerte sich an dieses Spiel: nicht den Fuß wechseln, nicht aus dem Takt geraten. Sie war fünf Jahre alt und gab ihrer Mutter auf dem Heimweg von der Denis-Papin-Schule die Hand. Sie wohnten in Courbevoie; sie mochte die Laternen entlang der großen Durchgangsstraße nicht. Sie mochte die große Durchgangsstraße nicht. Sie mochte das Haus nicht. Sie mochte seine Bewohner nicht. Sie hasste Courbevoie. Sie schob die Erinnerung von sich und wandte sich wieder der Gegenwart zu.
    Drückte Garys Hand, um sich fest in dem zu verankern, was – davon war sie überzeugt – ihre Zukunft sein würde. Ihn nie wieder loslassen. Den Mann mit den dunklen Locken, der wechselnden Augenfarbe, mal grün, mal braun, mal braun, mal grün, den eleganten Raubtierzähnen, den Lippen, die Feuersbrünste entzündeten.
    Das also ist ein Kuss …
    »Das also ist ein Kuss«, sagte sie beinahe flüsternd.
    Die Worte lösten sich in der dunklen Nacht auf.
    Er erwiderte ihren Druck mit leichter, zärtlicher Hand. Und zitierte
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