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Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)

Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)

Titel: Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)
Autoren: Katherine Pancol
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sicher?«
    »Wirke ich nicht vollkommen glücklich?«
    »Vor allem heute Abend …«
    Er rang sich ein Lachen ab und streckte die Hand aus, um ihr Haar zu zerzausen und der Situation ein wenig von ihrem Ernst zu nehmen. Sie stieß ihn zurück, als müssten sie, bevor ein weiterer Kuss sie fortriss, bevor sie für eine Weile den Verstand verlor, ein Abkommen schließen, das ihnen gegenseitigen Respekt und Wohlverhalten zusicherte.
    Es war nicht der Moment für Scherze.
    »Ich habe ein für alle Mal beschlossen, dass ich kostbar bin, einzigartig, wundervoll, außergewöhnlich, zum Niederknien schön, clever, kultiviert, originell, begabt, superbegabt … und was sonst noch?«
    »Ich glaube, du hast nichts vergessen.«
    »Danke. Schick mir eine Nachricht, falls ich eine meiner Vollkommenheiten ausgelassen haben sollte …«
    »Darauf kannst du dich verlassen …«
    Sie nahmen ihren Weg durch die Dunkelheit wieder auf, aber der rechte Fuß und der linke Fuß hatten ihre Verbundenheit aufgekündigt, und ihre Hände streiften einander, ohne zusammenzufinden. In der Ferne erkannte Hortense den Gitterzaun des Parks und die hohen Bäume, die sich sacht im Wind wiegten. Sie war durchaus bereit, sich von einem Kuss den Boden unter den Füßen wegziehen zu lassen, aber sie wollte sich nicht in Gefahr begeben. Das musste Gary wissen. Im Grunde war es nur ehrlich, ihn zu warnen. Ich will nicht leiden, ich will nicht leiden, wiederholte sie stumm und beschwor die Wipfel der hohen Bäume, ihr die gewöhnlichen Qualen der Liebe zu ersparen.
    »Verrate mir eines, Hortense Cortès: Wo bleibt bei all dem das Herz? Du weißt schon, dieses Organ, das schlägt, Kriege verursacht, Attentate auslöst …«
    Sie blieb stehen und wies mit triumphierendem Finger auf ihren Kopf.
    »Das verschiebe ich an den einzigen Platz, den es einnehmen sollte, und zwar genau hierhin … in mein Gehirn … so habe ich es jederzeit absolut unter Kontrolle … Clever, was?«
    »Erstaunlich … Auf den Gedanken bin ich noch nie gekommen …«, sagte Gary, und sein Rücken krümmte sich ein wenig.
    Sie ließen nun etwas Abstand zwischen sich, um einander besser einschätzen zu können.
    »Angesichts dieser bewundernswerten Kunstfertigkeit frage ich mich bloß, ob …«
    Hortense Cortès’ Blick ließ von den Baumwipfeln ab und richtete sich auf Gary Ward.
    »Ob ich einer solchen Perfektion gewachsen sein werde …«
    Hortense lächelte nachsichtig.
    »Das ist reine Übungssache, weißt du … Ich habe sehr früh damit angefangen.«
    »Und weil ich mir dessen nicht sicher bin, weil ich noch an ein paar Details feilen muss, die nicht ganz perfekt sind und die mich in deinen Augen unmöglich machen könnten, lasse ich dich, glaube ich, lieber allein nach Hause gehen, meine schöne Hortense … und ziehe mich in meine eigenen vier Wände zurück, um mich in der Kunst des Krieges zu vervollkommnen!«
    Sie blieb stehen, legte eine Hand auf seinen Arm, lächelte zögerlich, wie um zu sagen, das ist doch ein Scherz, oder? Das meinst du nicht ernst … Sie drückte seinen Arm etwas fester … Und plötzlich spürte sie, wie sich ein Abgrund in ihrem Inneren auftat, wie diese ganze wundervolle Wärme hinausfloss, die unzähligen kleinen Flämmchen, das Kribbeln, die überschäumende Freude, die sie den rechten Fuß hatte aufsetzen lassen, wenn er den rechten Fuß aufsetzte, den linken Fuß, wenn er den linken aufsetzte, die sie fröhlich und unbeschwert durch die Nacht hatte gehen lassen …
    Sie fiel zurück auf den grau-schwarzen Asphalt, und eine eisige Kälte raubte ihr den Atem.
    Ohne ein weiteres Wort öffnete er die Eingangstür des Hauses, in dem er wohnte.
    Drehte sich um und fragte, ob sie Geld für ein Taxi habe oder ob er ihr eines rufen solle.
    »Denn ich bin ein Gentleman, und das vergesse ich nicht!«
    »Ich … Ich … Ich brauche weder deinen Arm noch …«
    Und als sie nicht mehr wusste, was sie sagen sollte, als ihr die verletzenden, die demütigenden, die mörderischen Worte, nach denen sie suchte, nicht einfielen, ballte sie die Fäuste, füllte ihre Lungen mit kaltem Zorn, ließ aus ihrem tiefsten Inneren einen Tornado aufsteigen und brüllte, brüllte durch die dunkle Londoner Nacht: »Fahr zur Hölle, Gary Ward, ich will dich nie wiedersehen! Nie wieder!«
    … weil
    Das war alles, was sie sagen konnte. Alles, was ihr auf der Zunge lag. Alles, was sie hervorbrachte, wenn man ihr Fragen stellte, die sie nicht beantworten konnte, weil sie sie nicht
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