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Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)

Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)

Titel: Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)
Autoren: Katherine Pancol
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Bett, ehe jeder die Worte »dumme Nuss« auf meiner Stirn lesen kann. Was hatte er noch mal gesagt? Bist du am Samstagabend bei Sybil Garson? Das wird ’ne Riesenparty. Wir könnten uns da treffen. Sie hatte das Gesicht verzogen, sich jedoch das Datum und die Formulierung gemerkt. Sich treffen bedeutet, danach Arm in Arm wegzugehen. Es konnte ja nicht schaden, darüber nachzudenken. Und gehst du allein hin oder mit deiner blöden Ziege?, hätte sie beinahe gefragt. Doch sie hatte sich noch rechtzeitig zusammengerissen – auf keinen Fall die Existenz von Charlotte Bradsburry anerkennen, das Beste war, sie einfach zu ignorieren, ignorieren! Stattdessen hatte sie begonnen, die Möglichkeiten auszuloten, eine Einladung zu ergattern. Sybil Garson, Ikone der Boulevardblätter, Engländerin aus bestem Hause, von angeborener Eleganz und Arroganz, würde niemals eine banale Ausländerin einladen – erst recht keine Französin –, wenn sie nicht Charlotte Gainsbourg oder Juliette Binoche hieß oder den wunderschönen Johnny Depp im Schlepptau hatte. Ich, Hortense Cortès, eine Bürgerliche, unbekannt, arm und französisch, habe nicht die geringste Chance. Ich könnte höchstens die weiße Schürze einer Aushilfe anziehen und die Würstchen servieren. Eher sterbe ich!
    Er hatte gesagt, wir treffen uns da. Dieses »wir« bedeutete doch er und ich, ich und er, ich, Hortense Cortès, und er, Gary Ward. Dieses »wir« implizierte, dass Miss Bradsburry nicht mehr aktuell war. Miss Charlotte Bradsburry war abserviert worden oder hatte sich aus dem Staub gemacht. Völlig egal! Eines jedenfalls schien sicher: Sie hatte freie Bahn. Sie war am Zug. Jetzt hatte sie, Hortense Cortès, die Chance auf die Londoner Partys, die Nachtclubs und die Museen, den Teesalon der Tate Modern, den Tisch am Fenster des Design Museum mit freier Sicht auf den Tower, die Wochenenden in prunkvollen Herrenhäusern, die Corgis der Queen, die ihr im Schloss Windsor die Finger leckten, und den Rosinenscone mit Teemarmelade und clotted cream , den sie am Kamin unter einem etwas verblichenen Turner essen und dazu elegant ihre Teetasse heben würde … Und so einen englischen Scone aß man nicht einfach irgendwie! Man schnitt ihn in der Breite durch, bestrich ihn mit Sahne und hielt ihn zwischen Daumen und Zeigefinger. Alles andere entlarvte einen, Laura zufolge, als Bauerntrampel.
    Ich verschaffe mir Zugang zu Sybil Garsons Wohnung, klimpere ein wenig mit den Wimpern, schleppe Gary ab und nehme Charlotte Bradsburrys Platz ein. Ich werde wichtig, berühmt, international, man behandelt mich mit Respekt, man reicht mir geprägte Visitenkarten, kleidet mich von Kopf bis Fuß ein, ich schubse die Paparazzi weg und wähle meine nächste beste Freundin aus. Ich bin nicht länger eine unbedeutende Französin, die sich abrackert, um sich einen Namen zu machen, ich nehme eine Abkürzung und werde eine arrogante Engländerin. Ich versauere schon viel zu lange in der Anonymität. Ich ertrage es nicht mehr, dass die Leute mich nicht für voll nehmen, sich an mir abputzen und mich mit einem Stück Plexiglas verwechseln. Ich will Respekt, Anerkennung, ein Profil und Macht, jawohl, Macht.
    Und noch mehr Macht.
    Aber bevor sie eine arrogante Engländerin werden konnte, musste sie sich etwas einfallen lassen, um auf diese private Party zu gelangen, zu der nur die happy few geladen waren, die sich in den Trashmagazinen der britischen Boulevardpresse tummeln. Noch hast du nicht gewonnen, Hortense Cortès, noch nicht. Vielleicht, wenn ich mich an Pete Doherty ranmache? Auch leichter gesagt, als getan … Ich versuche lieber, mich heimlich bei Sybil Garson einzuschleichen.
    Und sie hatte es geschafft.
    Vor dem Haus am Belgravia Square 3 hatte sie sich an zwei Engländer gehängt, die sich über Filme unterhielten und sich dabei die Nasen rieben. Sie war ihnen gefolgt, hatte so getan, als hinge sie an ihren Lippen, war hinter ihnen in die riesige Wohnung geschlüpft, deren Decke so hoch war wie die Kathedrale von Canterbury, und hatte drinnen weiter wie gebannt Stevens und Nicks Ansichten über Bright Stars von Jane Campion gelauscht. Sie hatten den Film in einer Vorpremiere beim London Film Festival gesehen und berauschten sich an dem Wissen, zu den wenigen Auserwählten zu gehören, die bereits darüber reden konnten. To belong or not to belong schien die Devise aller feinen Engländer zu sein. Man musste einem oder mehreren Clubs angehören, einer bestimmten Familie, einer
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