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Dark Swan: Schattenkind (German Edition)

Dark Swan: Schattenkind (German Edition)

Titel: Dark Swan: Schattenkind (German Edition)
Autoren: Richelle Mead
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Kapitel 1
    Ohio ist bestimmt eine total schöne Ecke, wenn man sich erst mal eingewöhnt hat. Für mich kam es zu Anfang aber einem der inneren Höllenkreise gleich.
    »Wie kann es sein«, wollte ich wissen, »dass die Luftfeuchtigkeit hier dermaßen hoch ist? Da kommt man sich ja vor wie in einem Schwimmbecken.«
    Meine Schwester, mit der ich gerade in der Spätnachmittagssonne zu Fuß unterwegs war, grinste. »Halte sie dir eben mit deiner Magie vom Leib.«
    »Zu viel Arbeit. Sie kommt ja eh gleich wieder zurück«, schimpfte ich. Jasmine war wie ich in der trockenen Hitze von Arizona aufgewachsen; darum konnte ich auch nicht verstehen, wieso sie den monsunartigen Hochsommer im Mittleren Westen so locker wegsteckte. Wir beherrschten beide die Wettermagie, nur lag bei ihr der Fokus auf Wasser, was vielleicht ihre arrogante Art erklärte. Vielleicht wurde sie auch nur dank ihrer jugendlichen Vitalität so gut damit fertig, schließlich war sie zehn Jahre jünger als ich. Oder vielleicht, ganz vielleicht, verdankte sie es auch nur der Tatsache, dass sie nicht im fünften Monat schwanger war und keine zehn oder noch mehr Pfund Nachwuchs mit sich herumschleppte, der anscheinend voll darauf abfuhr, mich in Schweiß ausbrechen zu lassen, meine Reserven aufzuzehren und mir auch die allerkleinste banale Aktivität richtig schön zu vermiesen.
    Außerdem machten mich möglicherweise die Hormone ein ganz klein wenig reizbar.
    »Wir sind fast da«, sagte eine höfliche Stimme auf meiner anderen Seite. Sie gehörte Pagiel. Er war der Sohn von Ysabel, einer der zickigsten Feinenfrauen, die ich kannte – und sie konnte sich noch nicht mal mit durchdrehenden Hormonen herausreden. Zum Glück hatte Pagiel ihr Temperament nicht geerbt; auch wechselte er mit einer Leichtigkeit zwischen der Anderswelt und der Menschenwelt, wie ich sie sonst von Jasmine und mir kannte. Er war in demselben Alter wie meine Schwester, und die Tatsache, dass ich für meine Arzttermine auf eine Teenie-Eskorte angewiesen war, machte alles, was ich in den letzten Monaten hatte aushalten müssen, nur noch schlimmer.
    Einen Block weiter vor uns stand die Hudson-Frauenklinik zwischen ihren sorgsam gestutzten Birnbäumen und ordentlichen Geranienbeeten. Die Klinik befand sich direkt an der Grenze zwischen den Geschäfts- und Wohnvierteln der Stadt und versuchte sich den Anstrich zu geben, dass sie zu Letzteren gehörte. Es war nicht die schöne Landschaftsgestaltung, derentwegen ich immer wieder in diese Sauna zurückkehrte und einen Spaziergang von einer halben Meile zwischen dem Tor zur Anderswelt und der Klinik zurücklegte. Es war nicht einmal die medizinische Versorgung, die, soweit ich das beurteilen konnte, sehr gut war. In Wirklichkeit besaß dieser Ort letzten Endes den Riesenvorteil, dass mich hier bisher niemand zu ermorden versucht hatte.
    Diese verfluchte feuchte Hitze sorgte dafür, dass ich in Schweiß gebadet war, als wir bei dem Gebäude ankamen. Ich war Schwitzen von der Wüste her gewöhnt, aber das hiesige Klima sorgte irgendwie dafür, dass ich mich ekelhaft klebrig fühlte. Zum Glück wehte uns klimatisierte Luft an, als wir durch die Tür traten. Für mich war es herrlich, aber für Pagiel das reinste Wunder. Ich sah immer wieder gern sein Gesicht, wenn ihn dieser erste Schwall traf. Er war in der Anderswelt aufgewachsen, wo die Magie der Feen – oder Feinen, wie ich sie lieber nannte – wahre Wunder schuf. Magische Glanzleistungen, die einen Menschen mit offenem Mund dastehen lassen würden, entlockten ihm nicht einmal ein Wimperzucken. Aber das hier? Kalte Luft, die von einer Maschine erzeugt wurde? Es haute ihn noch jedes Mal aus den Socken. Nicht etwa, dass er welche trug.
    »Eugenie«, sagte die Frau an der Anmeldung. Sie war mittleren Alters, mollig und hatte eine herzlich-nachbarschaftliche Art. »Wieder in Begleitung der Familie, wie ich sehe.«
    Wir hatten Pagiel, um die Sache nicht unnötig kompliziert zu machen, als unseren Bruder ausgegeben. Tatsächlich fiel es nicht weiter schwer, sich uns als verwandt vorzustellen. Jasmines Haare waren rotblond, meine leuchtend rot und Pagiels rotbraun. Wir hätten glatt Werbung für die Solidaritätsgruppe amerikanischer Rotschöpfe machen können, falls es so etwas gab. Anscheinend fand es in der ganzen Klinik niemand seltsam, dass ich meine jüngeren Geschwister mitbrachte, also war das vielleicht ganz normal.
    Wir setzten uns ins Wartezimmer, und Pagiel wand sich kurz unbehaglich in
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