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Der Hueter und das Kind

Der Hueter und das Kind

Titel: Der Hueter und das Kind
Autoren: Vampira VA
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gewesen: schon gewonnene Kraft einzusetzen, um die ihre zu bekommen.
    Lilith Edens Kraft war von jener Art, die ihm seinerzeit den ersten Kräfteschub beschert hatten. Nein, nicht wirklich von dieser Art; sie war nicht wirklich eine Vampirin. Nicht ganz jedenfalls. Ein Teil von ihr stammte zweifelsohne von jener unsterblichen Rasse ab, der andere war das Erbe eines Menschen. Doch gerade diese Kombination machte den Reiz, den Genuß an ihrer Energie aus ...
    Der andere, Raphael Baldacci, war von gänzlich anderer Natur.
    Ein Mensch, zweifelsohne. Aber in ihm war mehr als nur Menschliches. Etwas, das dem Kind vertraut erschienen war, verwandt beinahe. Als wären ihrer beider Energien von nicht völlig unterschiedlicher Art.
    Was Raphael Baldacci wirklich war, hatte der Junge nicht in Erfahrung bringen können .
    Ihre schlimmsten Alpträume hatte er den beiden heraufbeschworen. Und unter dem Keim der Angst waren ihre Energien in Wallung geraten, hatten sich selbst potenziert und wären dem Kind zum Festmahl geraten. Beinahe ...
    Für das Mischwesen namens Lilith Eden hatte der Knabe eine Welt erschaffen, in der ihr verhaßtes Stiefvolk das Regiment führte. Mit keiner furchtbareren Vision wäre sie mehr zu quälen gewesen. Sie, deren Leben ganz dem Kampf und der Vernichtung aller Vampire gewidmet war, war an der vorgegaukelten Wirklichkeit fast zerbrochen.
    Und den letzten Rest gab Gabriel ihr, indem er sie in »seiner« Welt mit ihrem ärgsten Feind vermählen, sie ihm auf ewig Untertan machen wollte .
    Es hatte nicht geklappt.
    Die Nicht-Welt war aus den Fugen geraten.
    Und dafür hatte nicht zuletzt Raphael Baldacci gesorgt.
    Auf einem Wege, den das Kind nicht hatte nachvollziehen können, war er aus der ihm bestimmten Welt entkommen und in die für Li-lith erschaffene eingedrungen. Dort hatte er sie vor dem Schicksal, das der Knabe ihr beschieden hatte, bewahrt - und ihres Zweckes beraubt war jene Welt eingestürzt.
    Und Raphael Baldacci war in ihren Trümmern - gestorben?
    So schien es, und obgleich Gabriel nicht wußte, ob solches überhaupt möglich war, nahm er es als gegeben hin. Seine Zuneigung zu Lilith Eden hatte ihn das Leben gekostet.
    Was nichts daran änderte, daß das Spiel nicht funktioniert, der Plan nicht geklappt hatte! Raphael Baldaccis Kraft war verloren gegangen im Nichts. Lilith Eden war entkommen und verschwunden.
    Doch damit nicht genug, hatte der Knabe seinen Zufluchtsort im Chaos all jener Ereignisse aufgeben müssen. Sein eigenes Heil hatte plötzlich auf dem selbstinszenierten Spiel gestanden, und Flucht erwies sich als die einzige Möglichkeit, es zu retten, wollte er nicht den großen Plan gefährden ...
    Und das durfte er nicht. Unter keinen Umständen.
    Wie ein Tier hatte Gabriel sich in den Tagen danach verkrochen.
    Erschüttert angesichts dessen, was er entfesselt hatte. Scham vor sich selbst empfindend, als stritten sich in ihm tatsächlich das Wesen eines Kindes und etwas ungleich Älteres ...
    Ruhe hatte in sein Denken einkehren müssen. Das Toben aufgewühlter Macht in ihm galt es zu besänftigen. Nichts hatte ihn dabei ablenken dürfen, und irgendwann war es vollbracht gewesen.
    Seine Kraft indes hatte unter all dem gelitten. Schon freigesetztes Wissen hatte sich wieder in Vergessen gehüllt. Das Trachten, fremde Energien zu gewinnen und sie zu seinen eigenen zu machen, war wieder alleinbestimmend geworden.
    Gabriel hatte den Schutz der Wälder verlassen und die Nähe von Menschen gesucht. Fast wahllos zunächst, mir um wieder zu vorheriger Stärke zu finden. Dann besonnener, die Wahl seiner Opfer mit Bedacht treffend.
    Jung mußten sie sein, von innerer Stärke und rein in ihren Gedanken. Als könnte nur, was wirklich Weiß war, in Schwärze verwandelt werden.
    Eine Spur des Todes zeichnete Gabriels Weg durch die Staaten des nordamerikanischen Kontinents nach.
    Bis er darüber nachzusinnen begann, daß es ein zielloser Weg war, den er ging.
    Doch in dem Moment, da er sich dessen bewußt wurde, brach sich neues Wissen in ihm Bahn.
    Das Wissen um sein Ziel. Oder wenigstens doch um die Richtung, die ihn dorthin führen würde.
    Das Mittel, diesen Weg zu beschreiten, fand er rasch.
    *
    Aspen Hill, US-Bundesstaat Maryland Caitlin Appleton tat alles mit mechanisch anmutenden Bewegun-gen. Sie registrierte es selbst als ungewöhnlich, doch irgendwie schaffte sie es nicht, lange genug darüber nachzudenken, um es als wirklich merkwürdig zu empfinden.
    Sie klappte die Briefmappe zu,
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