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Der Hollywood-Mord

Der Hollywood-Mord

Titel: Der Hollywood-Mord
Autoren: Joseph Wambaugh
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Menge Hurra und Schulterklopfen im Squadroom. Der Captain hatte sich vom armen alten Cal Greenberg den Elektrorasierer ausgeliehen und putzte sich ungeheuer raus, um einem TV-Nachrichtenteam einen Bericht über den glücklichen Abschluß des Mordfalls Nigel St. Claire geben zu können. Er dachte über verschiedene Phrasen nach, mit denen er seine offizielle Erklärung beenden könnte, soweit sie die Plötzlichkeit betraf, mit der sich dieser Durchbruch ereignet hatte. Er entschied sich für diese: »Gottes Wege sind oft rätselvoll.«
    Und der, dessen Wege tatsächlich rätselvoll gewesen waren, saß in diesem Augenblick im Squadroom und fragte sich, wohin, zum Teufel, Martin Welborn gegangen sein konnte, nachdem er von der Personalabteilung zurückgekehrt war. Al Mackey diktierte Gladys Bruckmeyer gerade das Geständnis auf dem Totenbett, als Martin Welborn zur Tür hereinkam.
    »Also dann, mein Sohn, herzlichen Glückwunsch zur Aufklärung des Falles.« Martin Welborn lächelte.
    »Wo bist du gewesen, zum Teufel? Warum warst du bei der Personalabteilung? Wo biste hinterher gewesen?«
    »Erstens, ich war bei der Personalabteilung, weil sie die Papiere für mein Ausscheiden fertigmachen sollen. Ich nehm zwei Wochen Urlaub bis zu meinem zwanzigjährigen Dienstjubiläum, und dann …«
    »Streichste die Segel?« sagte das Frettchen.
    »Yeah, zwanzig Jahre reichen mir.«
    »Ich hab immer gedacht, du bist 'n Lebenslänglicher«, sagte das Wiesel.
    »Jeder, der seine Meinung nicht mal ändert, hat keine Meinung.« Martin Welborn lächelte.
    »Wo warste für den Rest des Nachmittags?« wollte Al Mackey wissen. »Du hast doch hier angerufen und die Sache mit Bozwell und seinem Kumpel mitgekriegt. Und trotzdem bist du dann noch woanders hingegangen!«
    »Oh, ich mußte unbedingt jemand besuchen. Die letzte Amtshandlung im Fall Nigel St. Claire.«
    »Wen?«
    »Ich mußte Flameout Farrell besuchen.«
    »Weshalb?«
    »Nichts Besonderes. Um ihm zu sagen, daß Peggy nach meiner Meinung jetzt vom Filmgeschäft geheilt ist. Daß sie uns ne Menge geholfen hat. Alles so was.«
    »Ich werd verrückt«, sagte das Frettchen. »Da sind wir nun, die allergrößten Detectives, klären gerade den heißesten Mordfall des Jahres auf, und du machst mit diesem kleinen Buchmacher rum?«
    »Väter machen sich Sorgen um ihre Kinder«, sagte Martin Welborn. »Ich wollte ihn nur noch mal beruhigen.«
    »Da kenn ich mich nicht aus«, sagte Al Mackey. »Ich hab nie eigene Kinder gehabt.«
    »Laßt uns heute einen draufmachen und deine Pensionierung begießen«, sagte Simon.
    »Zum Teufel, ich hau auch in 'n Sack. Dann verschwinden wir beide von diesem Platz des Bösen«, sagte Al Mackey.
    »Welchen Platz des Bösen?«
    »Hollywood, USA.«
    »Al, mein Sohn, Hollywood in Kalifornien ist nicht böser als Hannibal in Missouri. Das Böse gibts nicht. Das Gute auch nicht. Es ist alles nur 'n Zufall.«
    »Laßt uns das in irgend so 'nem stinkfeinen Restaurant feiern«, sagte Schultz. »Wo diese ganzen Filmstars hingehen! Gibt's nicht was, wo wir tanzen können?«
    »Was muß man denn da so anziehen?« fragte das Wiesel.
    »Du kannst anziehen, was du willst. Mit dir tanz ich trotzdem nich«, antwortete das Frettchen.
    »Los, Marty, komm mit. Komm mit uns«, sagte Schultz. »Das Frettchen hat gerade seine Nachmittagsdepression. Wir sollten ihn was aufheitern. Wir werden die Aufklärung des Falles und deine Pensionierung feiern.«
    »Geht ihr ruhig und trinkt einen auf mein Wohl«, sagte Martin Welborn. »Ich muß packen. Ich werd mir für die nächsten zwei Wochen ne Hütte in den Bergen mieten.«
    »Welche Berge?« fragte Al Mackey.
    »Lake Arrowhead. Zu meiner Abschiedsparty komm ich wieder. Ihr gebt doch ne offizielle Party für mich, oder?« lächelte Martin Welborn.
    »Die größte und die beste«, sagte das Wiesel. »Komm, wir gehen los. Ich denk, wir fangen mit Martinis in der Polo Lounge an. Frettchen, lassen die uns ins Beverly Hills Hotel rein mit unseren Hell's-Angels-Jacken?«
    Martin Welborn gab die Telefonnummer der Lake-Arrowhead-Hütte keinem Menschen. Als Al Mackey am nächsten Morgen zu Martys Apartment kam, war er schon weg. Mit Al Mackey passierte etwas in den nächsten beiden Wochen, das niemand für möglich gehalten hätte. Er verlor noch mehr an Gewicht und dachte ständig an den einsamen Martin Welborn in den Bergen. Und dann tat er etwas, was er nicht für möglich gehalten hätte: In der Nacht nach dem Zahltag vögelte er sich die
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