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Der Hollywood-Mord

Der Hollywood-Mord

Titel: Der Hollywood-Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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den Kopf hängen. Er sah auf, und seine Augen waren gerötet.
    Der riesige Detective schaute Al Mackey an und sagte: »Marty war wirklich 'n netter Kerl.«
    Captain Woofer kam dann aus seinem Büro, gerade in diesem Moment, sehr dienstlich, und schrie: »Frettchen! Sie und das Wiesel sofort zu mir!«
    Captain Woofer machte sich noch nicht mal die Mühe, die Tür zu seinem Büro zu schließen, als er die beiden Drogenfahnder, die immer noch ihre schlecht sitzenden Anzüge und schmutzigen Krawatten trugen, die sie zur Beerdigung angelegt hatten, zur Sau machte.
    Captain Woofer fluchte und stöhnte über all die Fixer und Dealer, die das Frettchen und das Wiesel nicht verhaftet hätten, weil sie statt dessen ihre Zeit mit dem Fall Nigel St. Claire verschwendet hätten, wo man sie nun wirklich überhaupt nicht gebraucht habe. Und das war eine unausgesprochene Drohung, ihnen in die Eier zu treten und auf die Schwänze zu schlagen, wenn sie nicht umgehend ein paar handfeste Erfolgsmeldungen von der Straße vorweisen könnten. Pronto.
    Das Frettchen und das Wiesel waren finster und entschlossen, als sie aus Captain Woofers Büro kamen. Die Drogenfahnder begannen sofort, ihre Krawatten und Jacketts abzulegen, und während der Squadroom zur Tagesroutine zurückkehrte, flüsterten sie ausgesprochen wütend miteinander.
    Seit dem Sabotageanschlag auf seine Bruyerepfeife achtete Captain Woofer ungewöhnlich sorgsam auf das, was er im Dienst rauchte. Tatsächlich hatte Lieutenant Fossback, ein Nichtraucher, auf Empfehlung des Captains tapfer das Pfeiferauchen angefangen. Captain Woofer beobachtete erst mal vorsichtig die Symptome bei Lieutenant Fossback, bevor er dann seine eigene Pfeife mit Tabak aus derselben Dose stopfte und anzündete. So gesehen würde deshalb nur Lieutenant Fossback so grün und gelb im Gesicht werden wie seinerzeit der kleine Keksklauer. Alle sagten, Captain Woofer und Lieutenant Fossback würden sich aufführen wie die Borgias beim Essen. Es wäre so gut wie unmöglich gewesen, nochmals eine Ladung Stoff in Captain Woofers Pfeife zu schmuggeln, ohne nicht gleich auch seinen Lieutenant zu treffen.
    Aber als Gladys Bruckmeyer sich jetzt beeilte, Captain Woofer mit einer frischen Kanne Kaffee aus seiner schlechten Stimmung herauszuhelfen, kriegte sie plötzlich unerwartet Hilfe von einem freundlichen Frettchen, das die Tasse des Captains abtrocknete und ihr beim Einschenken half.
    Gladys Bruckmeyer persönlich brachte dem Captain seinen Nachmittagskaffee und begann sofort zu zittern, als er einen Schluck trank und sagte: »Verdammt, Gladys, dieser Kaffee ist bitter! Ich hab Ihnen gesagt, daß es unwirtschaftlich ist, ihn zu stark zu machen!«
    »Tut mir leid, Captain«, sagte die betagte Dame. Sie war noch sechs Monate von ihrer Pensionierung und von Apple Valley entfernt. Sie zitterte inzwischen – und gerade in diesen Tagen – wegen jeder Kleinigkeit.
    Während der Captain nörgelte und seinen bitteren Kaffee trank, gingen das Wiesel und das Frettchen zu ihren Schränken, schlüpften wieder in ihre Dienstkleidung und kamen dann in den Mannschaftsraum zurück.
    Noch bevor die beiden Drogenfahnder den Squadroom betraten, wußten die anderen Detectives, daß mit Captain Woofer irgendwas Schlimmes passiert war. Er hatte in seinem Büro ein sehr lautes und wütendes Gespräch begonnen. Und er war ganz allein.
    Alle Detectives und Gladys Bruckmeyer hörten auf zu arbeiten, als der Captain ausgesprochen hysterisch über einen Witz gackerte, den der nichtexistierende Besucher ihm gerade erzählt hatte.
    »Dem Captain muß was passiert sein!« schrie Gladys Bruckmeyer.
    »Ehrlich gesagt, meine Liebe, interessiert mich das einen Scheißdreck«, sagte das Wiesel, wobei es sich genauso anhörte wie Clark Gable.
    »Nehmen Sie die üblichen Verdächtigen fest«, sagte das Frettchen, wobei es sich genauso anhörte wie Claude Rains.
    Dann traten das Wiesel und das Frettchen von der Bühne ab und machten sich nicht mal die Mühe, das Finale abzuwarten, das sich damit ankündigte, daß der Captain es satt hatte, mit seinem Phantomfreund herumzustreiten, unsicher schwankend aus seinem Büro kam und mit Pupillen, so groß wie Schrotkörner vom größten Kaliber, in den Raum mit den erwartungsvollen Detectives starrte.
    Unmittelbar bevor er dem armen alten Cal Greenberg in den Schoß kippte, der diesmal auf ihn wartete wie ein Catcher auf einen Schulterwurf, zeigte er mit einem drohend erhobenen Finger auf die schlotternde

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