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Der höchste Preis (German Edition)

Der höchste Preis (German Edition)

Titel: Der höchste Preis (German Edition)
Autoren: Wolfgang Schweiger
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bewaffnet war, und davon war auszugehen, war er ein toter Mann, wenn er hier weiter blindlings durch die Gegend stolperte. Zumal er nicht wusste, ob sich nicht weitere Personen im Haus aufhielten. Besser also, er machte einen Rückzieher und sie hielten draußen Wache, bis Verstärkung eintraf. Borsche war erledigt, so oder so. Doch er hatte kaum den ersten Schritt rückwärts, in Richtung Haustür gemacht, als ihm etwas hart gegen den Hinterkopf gestoßen wurde.
    Die Mündung einer Waffe, ganz eindeutig.
    Ich bin tot, dachte er.
    Aber der Schuss blieb aus. Nur seine Knie wurden weich.
    „Ganz ruhig, Dicker“, sagte Borsche mit leiser, aber ungemein scharfer Stimme. „Und jetzt weg mit der Knarre, aber schön langsam.“
    Gruber nickte nur, noch immer wie gelähmt vor Schreck.
    „Was ist, wird’s bald.“
    Die Heckler & Koch entglitt Grubers Hand und landete auf dem abgetretenen Teppich zu seinen Füßen.
    „Wunderbar. Und jetzt ruf deine Kollegin herbei und keinem passiert was, klar?“
    Gruber, mittlerweile in Schweiß gebadet, tastete nach seinem Handy. Doch das Gerät flutschte wie ein Fisch durch seine Finger und fiel ebenfalls zu Boden.
    „Tut mir leid“, sagte er.
    Der Druck an seinem Hinterkopf verschwand, und als er sich umdrehte, sah er Borsche breitbeinig und gut zwei Meter entfernt dastehen, in der rechten Hand eine schwerkalibrige Pistole, die auf seine Brust gerichtet war.
    „Mach schon“, sagte Borsche. „Und sag ihr, dass sie keinen Scheiß machen soll. Ich will nur weg von hier, okay?“
    Gruber nickte, bückte sich und nahm das Handy auf. Er tippte mit zittrigen Fingern Bischoffs Nummer ein und ließ es gut zehn Mal klingeln, doch Bischoff ging nicht ran. Was soll das, dachte er, will sie mich umbringen. Oder nur besonders schlau sein? Borsche, der unterdessen an Gruber vorbeigeschlüpft war und Gruber nun als Deckung zur Haustür hin benutzte, verzog das Gesicht zu einer wütenden Grimasse. Schnellte dann vor und versetzte Gruber mit dem Pistolengriff einen heftigen Schlag an die Stirn. Gruber zuckte schmerzerfüllt zusammen und fiel auf die Knie.
    „Los, kommen Sie her, oder Ihr Kollege muss dafür büßen“, rief Borsche laut zur Haustür hinaus.
    „Und dann?“, erklang sofort Bischoffs Stimme. Beruhigend sachlich und kühl, wie Gruber empfand.
    „Ich will nur weg von hier, sonst nichts“, erwiderte Borsche. „Ich werde Sie nur in den Keller sperren und da bleiben Sie dann, bis Ihre Kollegen Sie befreien. Und keinem passiert was.“
    „Und was haben wir für Garantien?“
    „Sie haben mein Wort. Oder glauben Sie vielleicht, ich lege Wert auf zwei tote Bullen?“
    „Und das soll ich Ihnen glauben?“
    „Warum nicht? Fragen Sie doch Ihren Kollegen, was er davon hält.“
    „Bist du okay, Andreas?”
    Nichts ist okay, dachte Gruber.
    „Rede mit ihr, du Arschloch“, sagte Borsche zu ihm.
    „Und was?“
    „Ist mir doch scheißegal. Irgendwas. Dass sie endlich aufgeben soll ...“
    „Ich würde sagen, Sie sollten aufgeben. Oder glauben Sie vielleicht, meine Kollegin hat nicht längst Verstärkung angefordert?“
    „So, meinst du?“
    „Ja ...“
    „Ich kann dich jederzeit umlegen und hinten raus verschwinden. Was dann, Bulle?“
    „Sie wären trotzdem erledigt. Aber dann ohne jede Chance, jemals wieder freizukommen.“
    „Ich gebe Ihnen jetzt noch genau zehn Sekunden“, rief Borsche wieder zur Tür hinaus. „Dann haben Sie einen Kollegen weniger. Also ich zähle. Eins, zwei, drei, vier ...“
    „Mach schon, Ulrike“, schrie jetzt auch Gruber zur Haustür hinaus. „Der bringt mich sonst um.“ Gleichzeitig beugte er sich nach vorne und tat so, als würde er sich vor Schmerzen krümmen. Borsche ließ ihn gewähren, wich nur ein wenig zurück. Nicht im geringsten darauf gefasst, dass Gruber im nächsten Augenblick mit beiden Händen den Teppich packte und mit voller Wucht an sich riss, und Borsche damit buchstäblich den Boden unter den Füßen wegzog.
    Borsche kippte nach hinten weg, Gruber warf sich zur Seite und schnappte sich seine Pistole. Er hatte die Waffe kaum in der Hand, als Borsche seinen Kopf anhob und mit benommenen Gesichtsausdruck zu ihm herschaute. Gruber wollte etwas sagen, fand aber keine Worte. Stattdessen starrte er wie gebannt auf die Pistole, die Borsche nun ebenfalls angehoben hatte, die Mündung aufGrubers Gesicht gerichtet. Gruber war unfähig, sich zu rühren, den Blick auf das dunkle Loch gerichtet, das gleich Feuer und Tod spucken würde.
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