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Der höchste Preis (German Edition)

Der höchste Preis (German Edition)

Titel: Der höchste Preis (German Edition)
Autoren: Wolfgang Schweiger
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drückte die Kippe aus, brachte seine Kleider in Ordnung und erhob sich von dem Baumstumpf, der ihm die letzten zehn Minuten als Sitzgelegenheit gedient hatte.
    Ehrengard blickte ihn mitfühlend, verbunden mit einer Spur Neugierde, an.
    „Wie fühlen Sie sich?“, fragte er.
    Gruber brauchte nicht lange zu überlegen. „Ausgezeichnet“, erwiderte er kurzangebunden.
    „Möchten Sie darüber sprechen?“
    Gruber schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht, vielleicht. Aber nicht jetzt.“
    „Sind Sie sicher?“
    Gruber nickte nur.
    „Gut. Sie wissen ja, wo Sie mich finden können.“
    „Ja, sicher. Danke.“
    Hinter Ehrengard erschien Bischoff, ein dickes Buch in der Hand.
    „So wie es aussieht, ist Hauser noch auf seinem Bauernhof“, sagte sie. „Eine Zivilstreife hat das gerade gecheckt. Jetzt riegeln sie weitläufig die Gegend ab und ...“
    „Sind die Kollegen vom SEK schon verständigt?“, unterbrach Gruber sie.
    „Ja. Sind in einer halben Stunde vor Ort.“ „Na dann ...“
    Sie starrten sich sekundenlang wortlos an. Dachten beide dasselbe: Der Tag war noch nicht zu Ende.
    „Was hast du denn da?“, fragte Gruber schließlich.
    „Ein Fotoalbum, habe ich in seinem Schlafzimmer gefunden.“
    Gruber nahm das Album entgegen und schlug es auf. Es enthielt vielleicht siebzig oder achtzigFotos, manche schwarzweiß, die meisten farbig, und alle zeigten Borsche in Uniform oder Räuberzivil und mit einer Waffe in der Hand, meist einer Maschinenpistole.
    „Ganz schön eitel gewesen, der Mann“, bemerkte er.
    „Ja. Und so wie es aussieht, war er nach seiner Zeit bei der Fremdenlegion als Söldner in Jugoslawien unterwegs. Ein echter Killer, den du da erledigt hast. Möchte nur wissen, wie Hauser an den Kerl gekommen ist?“
    „Fragen wir ihn doch.“

46
     
    Es war gegen alle Gepflogenheiten und Wahnsinn obendrein, sich erneut diesem Druck auszusetzen, das war Gruber klar. Aber nachdem Doktor Werner grünes Licht gegeben hatte und auch Bischoff darauf brannte, Hauser höchstpersönlich zu kassieren, trafen sie ihre Vorbereitungen. Zumal es gute Gründe für ihr Vorgehen, für diese Taktik gab. Sie waren sowohl mit Hauser als auch mit den Örtlichkeiten vertraut und konnten darauf setzen, dass er bei ihrem Auftauchen erst mal keinen Verdacht schöpfen würde, trotz ihrer vormittäglichen Auseinandersetzung. Dass er vermutlich annehmen würde, sie wollten ihn wegen seiner Frau, Monika Hochstätter oder sonst wen befragen. Es sei denn, er war längst über alles informiert und hatte sich bereits abgesetzt, war irgendwie durch die Absperrung geschlüpft und weg. Oder schlimmer noch: Er hatte sich auf seinem Anwesen verschanzt und wartete nur darauf, dass sie ihn holen kamen. Um dann so viele mit in den Tod zu nehmen wie er nur könnte. Aber danach sah es im Augenblick nicht aus. Die Haustür stand sperrangelweit offen und Hausers neuer Wagen, wieder ein schwarzer BMW-Gelände wagen, war im Hof geparkt. Alles wirkte ganz normal und friedlich. Gruber gab denFeldstecher an Bischoff weiter und überprüfte seine neue Pistole, die ihm, wie es nach einem Schusswaffengebrauch Vorschrift war, ausgehändigt worden war. Es war dasselbe Modell wie seine alte, so richtig wohl fühlte er sich dennoch nicht damit. Acht Schuss im Magazin, eine im Lauf. Dazu zwei Reservemagazine. Er überlegte kurz, ob er eine weitere Waffe einstecken sollte, entschied sich aber dagegen. Die kugelsichere Schutzweste müsste reichen. Außerdem hätte er ja Bischoff an seiner Seite. Zu zweit würden sie das schon packen.
    Er blickte nach hinten, wo in einer Senke am Waldrand die zwei BMW-Limousinen des SEK-Teams geparkt waren, um sie herum das halbe Dutzend der Beamten, in voller Montur und bereit zum Zuschlagen. Was unter normalen Umständen auch völlig richtig gewesen wäre. Aber nachdem zu befürchten war, dass Hauser selbst bei einem Sturmangriff Zeit bleiben könnte, auf sein Waffenarsenal zurückzugreifen, hatte er vorgeschlagen, es auf seine Weise zu versuchen.
    Dem SEK-Leiter, der etwas abseits stand, war dennoch anzumerken, dass er verstimmt war. Gruber hatte vollstes Verständnis dafür. Diese Jungs übten und übten, bereiteten sich tagtäglich auf so eine Situation vor, und dann kam so einkleiner, alter und fetter Kripokommissar und schnappte ihnen den Pokal vor der Nase weg. Oder erhielt einen netten Nachruf.
    Doktor Werner drückte zuerst Bischoff, dann Gruber die Hand. „Seien Sie vorsichtig, ja. Sie haben heute schon genug
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