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Der höchste Preis (German Edition)

Der höchste Preis (German Edition)

Titel: Der höchste Preis (German Edition)
Autoren: Wolfgang Schweiger
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Befehle zu erteilen? Er musste unwillkürlich lächeln. Ausgerechnet er, der immer gemacht hatte, was er wollte, ohne Rücksicht auf Verluste. Ohne Rücksicht auf andere. Auf seine kleine Schwester zum Beispiel. Sein Lächeln erstarb. Als ihm jemand auf die Schulter tippte, zuckte er zusammen. Er drehte den Kopf, und erblickte Hauser neben sich, die halbgeleerte Flasche Cola in der rechten, eine zerknüllte Serviette in der linken Hand.
    „Sag mal, bist du nicht der Schott Walter aus dem Seehuberweg?“, fragte Hauser.
    Schott nickte mit zugeschnürter Kehle.
    „Hätte dich beinahe nicht erkannt, so von der Seite her. Aber dann dachte ich mir: Mensch, diesen Zinken kennst du doch von irgendwoher.“
    Arschloch, dachte Schott. Er räusperte sich, sagte dann mit brüchiger Stimme: „Vielleicht hätte ich auch so zulegen müssen wie du, Gerd. Dann würd’s vielleicht weniger auffallen.“
    Hauser nickte, stellte seine Flasche auf dem Tisch ab und setzte sich neben Schott. Er wischte sich mit der Serviette den Mund ab und fragte: „Bist du schon länger in Traunstein?“
    „Seit ein paar Tagen ...“
    „Du bist damals doch weg, weil du nicht zum Bund wolltest, oder?“
    „Genau.“
    „Und bist dann in Berlin geblieben, soweit ich gehört habe?“
    „Mehr oder weniger.“
    Hauser beugte sich vor und blies Schott seinen säuerlichen Atem ins Gesicht.
    „Waren doch schon andere Zeiten damals, was? Nicht so wie heute, wo man nur von Problemen hört und alle darüber reden, wie man die Welt retten kann. An so einen Krampf haben wir damalskeinen einzigen Gedanken verschwendet, oder?“
    „Nicht unbedingt ...“ Schott fluchte längst innerlich vor sich hin. Wieso musste ausgerechnet dieser Scheißkerl ihn wiedererkennen? Wo doch der Brandl Peter, den er viel besser gekannt hatte, gestern einfach an ihm vorbei gelaufen war. Dass er hier mit Hauser an einem Tisch gesehen wurde, war genau einer der kleinen dummen Fehler, die einen Kopf und Kragen kosten konnten.
    „Tja, ich wünsche mir auch manchmal, ich hätte einfach so abhauen können“, sagte Hauser dann. „Raus aus diesem Provinzmief. Aber mit Familie und so. An die Monika erinnerst du dich bestimmt noch, oder?“
    „Ja, sicher ...“
    „Und, was machst du so beruflich?“
    „Ich schreibe Drehbücher. Fürs Fernsehen.“ Hauser nickte anerkennend. „Nicht schlecht. Und, wie verdient man da so?“
    „Ganz gut eigentlich ...“
    Hauser deutete zu dem Gebäude, in dem sich seine Büroräume befanden. „Ich habe eine kleine Firma. Anlagenberatung und alles, was so dazu gehört. Also, wenn du mal nicht weißt, wohin mit deinem Geld, ich wüsste da ein paar interessante Möglichkeiten.“
    „Auch legale?“, rutschte es Schott heraus.
    Hauser grinste vielsagend. „Das auch ...“ Schott schüttelte den Kopf. „Tut mir leid, aber so gut verdient man in der Branche nun auch wieder nicht.“
    „Und jetzt, bleibst du länger hier?“
    „Keine Ahnung. Mal sehen, was sich ergibt.“
    „Na ja, die Stadt ist mehr oder weniger die gleiche geblieben, würde ich mal sagen.“
    „Die Stadt vielleicht ...“
    „Also dann, ich muss zurück, habe gleich einen Termin.“
    Hauser erhob sich schwerfällig, nahm Serviette und Colaflasche an sich und entsorgte beides am Kiosk. Wieder bei Schott am Tisch, kramte er in seiner Brieftasche nach einer Visitenkarte und reichte sie Schott. „Aber melde dich doch mal, ja?“
    „Mache ich“, sagte Schott. „Mache ich ganz bestimmt.“

2
     
    Gruber warf die Haustür hinter sich zu, stellte seine Aktentasche ab und betrat das Badezimmer. Während er sich die Hände wusch, musterte er sein Spiegelbild. Er war nicht gerade erfreut über das, was er erblickte. Als hätte er eine Nacht lang durchgesoffen. Das Gesicht grau und aufgedunsen, die Augen klein und gerötet, die Stirn noch faltenreicher als sonst. Ein alter Sack, der nichts mehr auf die Reihe brachte. Aber gut, dies war auch definitiv nicht sein Tag gewesen, soviel stand fest. Sieben Stunden Autobahn inklusive zweimal durch München, und dann dieser Reinfall.
    Eiskalt, gerissen und hochintelligent, so schätzten die Spezialisten vom LKA den Täter ein. Dafür sprach allein schon seine Vorgehensweise: In keinem Fall gab es Zeugen, Spuren oder gar eine Leiche. Drei Mädchen, die im Verlauf von zwölf Jahren einfach im Nichts verschwunden waren. Und was hatten ihm die Kollegen im Schwabenland präsentiert: Einen Verlierer, wie er im Buche stand. Arbeitslos, keine
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