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Der Hexer - NR42 - Die vergessene Welt

Der Hexer - NR42 - Die vergessene Welt

Titel: Der Hexer - NR42 - Die vergessene Welt
Autoren: Verschiedene
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Sill leise. Ihre Hand kroch zum Schwert; eine Bewegung, die ganz unbewußt kommen mußte, denn gegen die Ungeheuer, die diese unterseeische See bewohnten, waren unsere Waffen reichlich nutzlos. »Möglicherweise sogar sehr viel schneller.«
    Ich kam nicht einmal mehr dazu, sie zu fragen, wie sie ihre Bemerkung gemeint hatte.
    Denn im gleichen Moment, in dem ich mich herumdrehte, um in die Richtung zu blicken, in die ihr ausgestreckter Arm wies, explodierte die See.

    * * *

    Mereda erwachte, als ihr jemand mit einem feuchten Tuch über das Gesicht strich. Sie öffnete die Augen und sah das besorgte Gesicht ihrer Dienerin Xird über sich.
    »Was war das?«, fragte die Greisin mit zitternder Stimme.
    Im ersten Moment begriff Mereda nicht einmal, was Xird überhaupt meinte. Ihr Kopf war wie leergefegt. Dann schlug die Erinnerung mit schmerzhafter Wucht über ihr zusammen. Sie stöhnte, murmelte eine Verwünschung und quälte sich mit schmerzverzerrter Miene hoch. Ihre Hände, die den Assyrkristall gehalten hatten, waren verbrannt.
    Aber sie vergaß den Schmerz sofort, als sie an Xird vorbei in den Saal blickte.
    Der Beschwörungssaal bot einen entsetzlichen Anblick. Große Teile des Bodens und der Wände waren von einem schwarzschillernden, öligen Belag bedeckt, der einen bestialischen Gestank verströmte. Eine der mächtigen Säulen ragte in bizarrer Weise verkrümmt gegen die Decke, von der in feinen Fäden Staub und Verputz rieselten. Dort, wo der Kreis gestanden hatte, war der Boden verbrannt, mehr noch, geschmolzen und zu mattblinkendem, schwarzen Glas erstarrt. Die Mitglieder des magischen Kreises waren spurlos verschwunden.
    An der Stelle, an der Carda gestanden hatte, gähnte jetzt ein flacher, mit glasig erstarrter Lava gefüllter Krater, als hätten sich die verheerenden Energien des Ancen-Dämons dort mit besonderer Wut entladen.
    Vielleicht, dachte Mereda schaudernd, war es einfach Glück gewesen. daß der Kampfdämon der verhaßten Feinde sich im ersten Moment auf die alte Kreisversteherin konzentrierte, die er ganz instinktiv als die gefährlichste Gegnerin eingeschätzt haben mußte. Hätte er die entsetzlichen Kräfte, die Carda verschlungen hatten, direkt auf sie gerichtet, dann wäre auch von der Adeptin Mereda jetzt nichts mehr geblieben als ein flacher Krater im Boden.
    Dann sah sie etwas, was sie für einen Moment selbst ihr Entsetzen vergessen ließ.
    Auf der ihr zugewandten Seite des verbrannten Steinkreises, dort, wo sie gelegen haben mußte, ehe Xird sie fand und fortschleifte, war ein Flecken des Bodens nicht verbrannt. Ein Fleck, der ziemlich genau die Umrisse eines menschlichen Körpers hatte.
    Ihres Körpers...
    »Mereda.« Xird legte besorgt die Hand auf ihren Arm, und die Berührung und die Worte der Alten riefen Mereda wieder in die Gegenwart zurück. Sie stand auf und drehte sich zu den überlebenden Mitgliedern des Kreises um, den Adepten, die nur zuschauen durften; die nicht im Kreis gewesen waren, als der Kampfdämon angriff...
    Sie las nichts als Angst und Wahnsinn in den weit aufgerissenen Augen der zumeist noch sehr jungen Männer und Frauen; einen Schrecken, der tiefer war als alles, was ein Angehöriger des Conden-Turmes jemals empfunden hatte. Mereda fühlte Mitleid in sich aufsteigen. Mitleid mit diesen Knaben und Mädchen, die kaum die Schwelle zum Erwachsensein überschritten hatten.
    Und das sind also alle, dachte sie matt. Ein Dutzend Kinder, auf deren Schultern nun in Zukunft das Schicksal eines ganzen Volkes ruhen soll. Und sie selbst, kaum an der Schwelle angelangt, hinter der ihre wahre Begabung lag, sie selbst würde nun die Stelle Cardas einnehmen müssen, mit allen Pflichten und Verantwortungen. Sie hatte es sich gewünscht. Oh, wie sehr hatte sie diesen Augenblick herbeigesehnt, in ihren Träumen und Hoffnungen, den Moment, in dem sie, Mereda, die Kreisversteherin war, die Herrin des Conden-Turmes und uneingeschränkte Beherrscherin seines Volkes.
    Jetzt spürte sie nichts als Entsetzen. Sie las das stumme Flehen in den Augen der Adepten, die mit Angst gemischte Hoffnung, mit der das Dutzend Kinder sie ansah, und sie fühlte nichts als eine große, entsetzlich kalte Leere. Wie sollte sie diese Last tragen, allein, ohne Lehrmeisterin, ohne jemanden, der ihr sagte, was sie tun sollte? Am liebsten hätte sie geweint. Aber nicht einmal mehr das durfte sie. Sie mußte Stärke zeigen.
    Obwohl Mereda tief in ihrem Innern einen bohrenden Schmerz über die Niederlage des
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