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Der Hexer - NR42 - Die vergessene Welt

Der Hexer - NR42 - Die vergessene Welt

Titel: Der Hexer - NR42 - Die vergessene Welt
Autoren: Verschiedene
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Magierkreises des Turmes – ihres Turmes – empfand, galt diese Trauer nicht den Leuten, die in ihren Augen für diese Schmach verantwortlich waren, sondern allein der Idee, die sie verkörpert hatten. Ganz egal, was geschah – der Conden-Turm mußte weiterbestehen.
    Mit einer knappen Bewegung winkte sie Xird an ihre Seite.
    »Rufe Madur zu mir«, sagte sie. »Er muß noch heute mit seinen Sree aufbrechen und den Ancen-Turm angreifen.«
    »Heute?« Xirds Gesicht spiegelte Unglauben, dann Schrecken. »Aber Mereda... Herrin! Nach allem, was –«
    »Gerade nach dem, was geschehen ist«, unterbrach sie Mereda, hart und ganz bewußt so laut, daß alle anderen ihre Worte verstehen mußten. »Sie halten uns für geschlagen. Für gelähmt vor Schrecken. Wir dürfen ihnen keine Chance geben, den Schlag, den sie uns versetzt haben, auszunutzen. Sie werden bezahlen, Xird, das schwöre ich dir.«
    »Wir sind verloren«, stammelte Xird, als hätte sie Meredas Worte gar nicht gehört. »Was soll nur aus uns werden? Ohne Carda und die anderen sind wir den Ancen-Leuten hilflos ausgeliefert.« Eine einzelne Träne rann aus ihrem Augenwinkel und malte eine Spur in den Staub auf ihren Zügen.
    Mereda schlug sie. Nicht sehr hart, aber mit aller Verachtung, die sie aufbringen konnte. Innerlich hatte sie das Gefühl, zu sterben. Xird war immer gut zu ihr gewesen. Beinahe so etwas wie eine Freundin. Aber es mußte sein.
    »Schweig, du dummes altes Weib!« rief sie. »Noch heute werden wir einen neuen Kreis bilden. Die Leute stehen bereit. Tumral, Alina, Gerem, Ossdh und einige andere sind nicht schwächer, als es die alten Kreismitglieder waren. Ich muß sie nur zu einem Kreis vereinigen.« Sie sah aus den Augenwinkeln, wie die, deren Namen sie genannt hatte, zusammenfuhren. Aber der Stolz, mit dem sie die Worte erfüllen sollten, blieb aus. Mereda gewahrte nur Verwirrung und Furcht. Sie sind Kinder! dachte Mereda entsetzt. Nichts als Kinder! Wie soll ich mit ihnen einen Krieg führen?
    Aber wieder zeigte sich auf ihren Zügen nur ein Lächeln. »Los«, befahl sie, »säubert den Saal und macht alles bereit, damit ein neuer Kreis gebildet werden kann!«
    Ihre bewußt übertrieben zur Schau gestellte Zuversicht zeigte tatsächlich die erhoffte Wirkung. Niemand widersprach, und innerhalb weniger Minuten stand auch Madur vor ihr, ein noch junger, kräftiger Mann in einem metallverstärkten Lederpanzer. Xird mußte ihn direkt aus den Sreequartieren geholt haben, denn ihm haftete der noch scharfe Geruch der Echsen an. Er salutierte lässig vor Mereda und blickte sie aus seinen hellblauen Augen durchdringend an.
    Mereda musterte sein breitflächiges Gesicht, dessen stupider Ausdruck die Intelligenz des Mannes vollkommen verbarg, und nahm sich vor, Madur niemals zu unterschätzen. »Du hast gehört, was geschehen ist?« fragte sie knapp.
    »Nicht direkt«, brummte Madur. »Aber es ist schwer zu übersehen. Sie sind alle tot?«
    »Alle«, antwortete Mereda knapp. »Aber noch sind wir nicht geschlagen. Du wirst den Ancen-Turm angreifen. Noch heute.«
    Sie hatte mit Widerspruch, zumindest Überraschung gerechnet, doch Madur zog nur eine grimmige Grimasse und schlug mit der rechten Hand an den Griff seines Schwertes.
    »Du hast recht, Mereda«, sagte er. »Wir müssen zuschlagen, bevor die Ancen-Leute ihren Vorteil ausnützen können. Ich halte es für besser, es gehen einige Sree-Regimenter vor die Hunde, als daß wir die Feinde im Conden-Turm sehen. Außerdem muß sofort ein neuer Magierkreis ins Leben gerufen werden.« Er grinste hämisch. »Ich nehme an, daß du bereits entsprechende Pläne hast. Oder solltest du darauf verzichten, das Lied der Macht zu singen?«
    Meredas Gesicht verdunkelte sich vor Zorn, während sich ihre rechte Hand unwillkürlich um den blauen Kristall auf ihrer Brust schloß. Nur die neue Kreisversteherin war berechtigt, das Lied der Macht anzustimmen. War sie so leicht zu durchschauen? Sie fragte sich, ob sie Madur als Feind ansehen mußte. Doch sein Gesicht blieb unbewegt, als er ihre Antwort vernahm.
    »Ich werde es singen!«
    »Gut«, sagte Madur. »Wäre es nach mir gegangen, hätte ich den Ancen-Hunden schon längst eine Lektion erteilt. Aber Carda war schwach.« Wieder grinste er, und wieder wirkte es abstoßender als zuvor. »Wir werden uns gut verstehen, denke ich. Noch ehe du das Lied beendet hast, wird es keinen Ancen-Turm mehr geben.«

    * * *

    Für den Bruchteil einer Sekunde glaubte ich ein gleißendes
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