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Der Hexer - NR42 - Die vergessene Welt

Der Hexer - NR42 - Die vergessene Welt

Titel: Der Hexer - NR42 - Die vergessene Welt
Autoren: Verschiedene
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bösartiger, ungezügelter Energien in den Kreis ein. Mereda sah für Sekunden, die sich zu Ewigkeiten dehnten, ein Bild von solch abstoßender Häßlichkeit und scheußlicher Blasphemie, daß ihr Herzschlag zu stocken drohte.
    Mereda schrie gellend auf. Wieder vergingen Ewigkeiten, bis sie begriff, daß sie nicht nur ihr eigenes Schreien hörte, sondern das Schreien und Wimmern des ganzen Kreises. Und das Schreien des beschworenen Dämons, der sich wie unter Folterqualen wand. Sekunden später begann der Dämon zu wachsen, erreichte kurze Zeit später die Magier des Kreises, und wuchs über sie hinaus.
    Das Schreien der Zwanzig erstickte in einem röchelnden Seufzen. Einen Augenblick später wurde es in der Halle der Beschwörung still wie in einer Gruft. Aber es war eine böse Stille, ein drohendes, knisterndes Schweigen, wie die Ruhe vor einem entsetzlichen Sturm.
    Der Dämon, zu einer unförmigen, schleimigwolkigen Masse mutiert, hörte auf zu wachsen. Seine Oberfläche zuckte und wand sich und schillerte in allen Farben des Regenbogens. Seine Ausstrahlung hatte all ihre Agressivität verloren. Mereda spürte nur noch eine bodenlose Angst, die sich mit ihrer eigenen Furcht vermischte und sie zwingen wollte, sich umzudrehen und davonzulaufen. Gleichzeitig war sie wie gelähmt. Nur mit einem winzigen, klar gebliebenen Teil ihres Verstandes begriff sie noch, daß sie aushalten mußte, egal, was geschah. Sonst war sie und der Conden-Turm, waren sie alle verloren.
    Mereda bemerkte erst jetzt, daß sie auf die Knie gesunken war und die Hände vor das Gesicht geschlagen hatte. Blut lief über ihre Stirn, wo sie die Fingernägel in die Haut gekrallt hatte, aber sie spürte auch jetzt noch keinen Schmerz. Mit jedem bißchen Kraft, das sie noch aufbringen konnte, versuchte sie sich zu konzentrieren, in den Kampf einzugreifen, die fremde Macht, die nur der Ancen-Turm und seine Magier geschickt haben konnte, zurückzudrängen.
    Mereda erkannte die Gefahr sehr deutlich, doch sie konnte nicht mehr eingreifen. Hilflos mußte sie zusehen, wie der Dämon von unsichtbaren Titanenkräften gepackt und regelrecht in Stücke gerissen wurde. Ein schwarzer, sich rasend schnell drehender Strudel bildete sich, wurde größer und schneller und begann das zerfetzte Ding, das von dem Geistwesen geblieben war, aufzusaugen. Etwas, das wie ein skurriler Hautlappen aussah, wickelte sich heiß und sengend um Meredas Knöchel, als versuche er – fast wie ein ertrinkender Mensch – sich irgendwo festzuklammern.
    Seine Kraft reichte nicht. Gnadenlos wurde er zurückgezerrt, ballte sich im Zentrum des wirbelnden Soges zu einem schmierigen, schwarzen Klumpen zusammen und verging. Für den Bruchteil einer Sekunde glaubte Mereda, einen gellenden Todesschrei direkt in ihrem Schädel zu hören.
    Aber es war noch nicht vorbei. Die fremde Kraft, einmal entfesselt, tobte weiter. Und Mereda spürte, daß sie nicht innehalten würde, ehe nicht jedes menschliche Wesen in diesem Gebäude, ja, der ganze Conden-Turm, vernichtet waren.
    Ein entsetzlicher Schmerz raste durch Meredas Gehirn. Sie schrie auf, fiel rücklings zu Boden und krampfte instinktiv die Hände um den blauleuchtenden Assyrkristall auf ihrer Brust. Wie durch eine grelle Gewitterwand spürte sie die Ruhe der Ewigkeit und die Kraft der Sterne auf sich einwirken.
    Sie atmete tief ein, sammelte alle ihre Energien und konzentrierte sich auf den blauleuchtenden Kristall.
    Sie spürte die rasende Wut der fremden Macht, ihren Hunger, ihre Gier nach Vernichtung und Leben, und sträubte sich nicht länger. Ja, sie zog all diese dunklen Kräfte auf sich, sog sie in sich ein und gab sie im Bruchteil einer Sekunde durch den Assyrkristall wieder frei.
    Einen Herzschlag lang spürte sie noch die Verblüffung der Macht, die sie übertölpelt hatte, dann verlor sie endgültig die Besinnung.

    * * *

    »Wasser«, sagte ich zornig. »Nichts als Wasser! Verdammt nochmal, Sill, ich kann es nicht mehr sehen!« In meiner Stimme waren eine gehörige Portion Wut und ein Vorwurf, von dem ich wußte, daß ich Sill damit unrecht tat, weil sie nichts für diesen Umstand konnte. Aber ich mußte einfach irgend jemanden haben, auf den ich meine schlechte Laune abladen konnte. Und seit annähernd einer Woche war Sill der einzige jemand in meiner Nähe – sah man von den unfreundlichen Bewohnern dieses unterirdischen Ozeanes ab, auf dem unser Floß dahintrieb. Gottlob hatten wir sie bisher nur aus der Ferne gesehen, und das
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