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Der Hexer - NR42 - Die vergessene Welt

Der Hexer - NR42 - Die vergessene Welt

Titel: Der Hexer - NR42 - Die vergessene Welt
Autoren: Verschiedene
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verbrannte. War die Alte verrückt geworden?
    Aber die Katastrophe, die Mereda befürchtete, kam noch nicht. Vielleicht war es nun Cardas Angst vor einer Niederlage, die sie zu ungeheuerlichen Anstrengungen befähigte. Mereda spürte, wie das blindwütige Suchen und Tasten des Kreises plötzlich zielgerichteter, fordernder wurde.
    Was auch immer den lautlosen Ruf vernahm, es antwortete. Nicht zögernd, wie es andere Dämonen bei früheren Beschwörungen getan hatten, sondern so schnell, so hart und so gierig, daß Carda sich wie unter einem Hieb krümmte. Sie mußte von den beiden neben ihr stehenden Kreismitgliedern gehalten werden, um nicht zu stürzen. Die Konzentration des Kreises litt für den Bruchteil eines Augenblickes.
    Einen Sekundenbruchteil zu lange.
    Mereda spürte die Katastrophe, kurz bevor sie geschah. Aber ihr entsetzter Schrei kam zu spät.
    Mereda hörte das Aufstöhnen der Kreismitglieder und hörte jemand gellend aufschreien und sah, wie sich die achtzehn Adepten wie unter Krämpfen wanden. Eine ungeheuerliche Kraft schien den Kreis zu sprengen, schleuderte die Magier davon wie Spielzeuge. Plötzlich roch die Luft verbrannt. Etwas zischte. Dann sah sie den aus dem Nichts entstehenden Flammenschlauch, der sich wie eine Schlange oder ein unendlich langer Tentakelarm auf Carda zuwand und sie zu packen versuchte. Die Versteherin riß entsetzt die Augen auf und versuchte den Tentakel mit ihren magischen Kräften von sich abzuhalten. Doch diesmal reichte ihre Kraft nicht mehr.
    Mereda reagierte instinktiv. Noch bevor sie begriff, daß sie der verhaßten Carda half, baute sie einen magischen Schild auf, der den zuckenden Flammententakel zurückprallen ließ. Gleichzeitig stimmte sie mit ihrer klaren, kräftigen Stimme einen Zaubergesang an, in den der Kreis (oder das, was davon übrig geblieben war) fast gleichzeitig einfiel. Ihr kleinlicher Streit mit Carda kam ihr jetzt beinahe lächerlich vor. Jetzt ging es um weit wichtigere Dinge.
    Um die Macht des Conden-Turmes.
    Sie mußten den Dämon einfach beschwören. Sie brauchten seine Kräfte im Kampf gegen den Magierkreis des Ancen-Turmes, der übermächtig zu werden drohte, weil es ihm gelungen war, einen Dämon zu erwecken.
    Carda schrie auf, sank zu Boden und begann keuchende Laute auszustoßen. Der Flammenarm kroch weiter auf sie zu, nicht mehr mit ungestümer Macht, sondern langsam und sich windend wie eine wirkliche Schlange, eine verbrannte, rauchende Spur hinterlassend. Etwas Schwarzes nahm dahinter Gestalt an.
    »Sing, Kind!« wimmerte Carda. »Sing, oder wir sind alle verloren.«
    Und Mereda sang. »Sree gegen Sree, Inguré gegen Inguré, Magier gegen Magier, Kreis gegen Kreis, Dämon gegen Dämon, Gott gegen Gott«, flüsterte sie mit blutleeren Lippen, während sie mit beiden Händen ihren eigenen Assyr-Kristall umschloß. Der flammende Tentakelarm erstarrte, kroch ein Stück zurück und verschwand. Aber nur, um einer riesigen, schillernden Wolke Platz zu machen, die im Zentrum des Kreises materialisierte.
    Noch während der Dämon Gestalt annahm, registrierte Mereda voller Entsetzen die geballte Bosheit und den absoluten Vernichtungswillen, die er mit einer solchen Intensität ausstrahlte, daß die Kreismitglieder abermals zurückprallten. Aber sie brauchten einen Kampfdämon gegen den Ancen-Turm. Es war um so besser, je wilder und stärker er war. Ein kraftloses Wesen besaß keine Chance gegen den Dämon, den der Ancen-Kreis beschworen hatte.
    Dann...
    Mereda spürte, wie eine neue Macht nach dem riesigen, quallenartigen Geschöpf griff; eine Macht, die der ihren grenzenlos überlegen war. Entsetzt blickte sie zu Carda hinüber, für einen Moment von der Angst gepackt, daß die Alte wahnsinnig genug sein könne, ausgerechnet diesen Moment auszunutzen, sie anzugreifen. Aber die Kreisversteherin lag noch dort, wo sie gestürzt war, mit schrecklich verdrehten Gliedern und halbgeschlossenen Augen, schauderhafte Töne ausstoßend und blutigem Schaum vor dem Mund. Sie starb.
    Nein, was immer sie spürte, kam nicht von Carda. Und diese neue, fremde Kraft wirkte weder besonders bedrohlich noch boshaft. Mereda glaubte eher so etwas wie Neugier zu spüren. Und einen bodenlosen Spott, der den Kreis und den Dämon zu verhöhnen schien.
    Dann, den Bruchteil eines Gedankens, ehe es geschah, spürte sie, auf welch grausame Weise sie sich getäuscht hatte.
    Noch während sie die fremde Kraft und ihre Quelle zu sondieren versuchte, schlug ein Schwall
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