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Der Hexer - NR42 - Die vergessene Welt

Der Hexer - NR42 - Die vergessene Welt

Titel: Der Hexer - NR42 - Die vergessene Welt
Autoren: Verschiedene
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Licht zu erkennen, das wie eine winzige böse Sonne sehr tief unter dem Meeresspiegel aufglomm. Dann zerbarst das Meer, als wäre es von einer unsichtbaren Götterfaust getroffen. Eine Säule aus Wasser und Schaum und schwarzem Schlamm erhob sich brüllend zwei-, dreihundert Yards weit in die Höhe und fächerte zu einem Pilz auseinander. Ich sah der Woge, die sich vom Fuß der Wassersäule her ausbreitete, mit fast wissenschaftlichem Interesse zu. In einer täuschend langsam wirkenden Bewegung rollte sie heran, hob das Floß ganz sacht in die Höhe –
    und dann traf ein ungeheurer Schlag unser Gefährt, schleuderte es empor und ließ es um alle drei Achsen gleichzeitig wirbeln. Himmel und Meer vollführten einen irrsinnigen Veitstanz um mich herum, für einen Moment hatte ich das bizarre Gefühl, direkt in den Himmel hinaufzustürzen, dann sah ich Sill, die mit hilflos schlagenden Gliedern an mir vorüberfiel wie ein großer schwarzer Vogel, dann das Meer...
    Der Aufprall war entsetzlich.
    Wer immer behauptet hat, Wasser habe keine Balken, ist noch nie aus zwanzig Yards Höhe ins Meer gestürzt. Es war, als fiele ich auf eine Glasscheibe herab, die unter mir zerbarst. Wie ein Stein sank ich gut zehn Yards weit in die Tiefe, spürte den Wasserdruck. Ein ungeheurer Sog packte mich, wirbelte mich herum, schleuderte mich wieder in die Höhe und aus dem Meer heraus.
    Ich fiel so schnell zurück, daß ich kaum Zeit für einen hastigen Atemzug fand.
    Diesmal versank ich nicht ganz so tief, und diesmal war ich geistesgegenwärtig genug, hastige Schwimmbewegungen zu machen, die mich wieder an die Oberfläche tragen sollten.
    Wie gesagt: sollten.
    Es ging nicht.
    Eine unsichtbare Kraft zerrte an meinen Beinen, riß mich herum und weiter in die Tiefe. Der Druck auf meine Lungen wurde unerträglich. Die Wassergrenze glänzte wie ein zerbrochener Silberspiegel über mir, unendlich weit. Und sie entfernte sich immer weiter.
    Meine Sinne begannen zu schwinden. Ich spürte, wie meine Bewegungen schwächer wurden und der Sog mich immer heftiger herumwirbelte, sah Farben und Formen wie in einem irrsinnigen Kaleidoskop um mich herumwirbeln, dann etwas Schwarzes, Großes, das mir vage vertraut vorkam, das ich aber nicht mehr einzuordnen wußte. Dann ergriff irgend etwas meinen Fuß und zerrte daran.
    Plötzlich war das tobende Wasser verschwunden. Harter Fels schrammte an meinem Gesicht entlang, etwas Weiches, Ekelhaftes berührte meine Hände.
    Und dann konnte ich atmen.
    Länger als zwei Minuten saß ich einfach da, den Kopf gegen den Felsen gepreßt und mit geschlossenen Augen, und sog gierig den Sauerstoff in meine gemarterten Lungen. Ich hockte noch immer bis zu den Hüften im Wasser, jeder einzelne Knochen im Leib tat mir weh, und der Boden unter meinen Füßen zitterte. In meinen Ohren war ein apokalyptisches Dröhnen und Rauschen, zweifellos der Lärm des Riesenstrudels, der mich in die Tiefe gezerrt hatte. Aber ich konnte atmen, und das war alles, was zählte.
    Es dauerte sehr lange, bis ich mir meiner Umgebung wieder halbwegs bewußt wurde. Der Felsspalt, in den Sill mich gezerrt hatte, war breiter, als ich im ersten Augenblick angenommen hatte. Er bot nicht nur festen Halt und eine Luftblase (wo immer sie herkommen mochte), sondern auch Schutz gegen das Wasser, das nur wenige Zentimeter hinter mir vorbeistürzte; ein bizarrer Wasserfall unter der Meeresoberfläche. Ich hörte Sills Stimme, daß der Spalt in einen anderen Raum führen würde, versuchte zu antworten und bekam nur ein würgendes Keuchen heraus. Und sie sprach von einer Gefahr, die auf uns lauerte. Aber das war mir in diesem Augenblick völlig egal. Ich war so fertig, daß ich nicht einmal mehr denken konnte. Ich rang gequält nach Luft, und versuchte irgendeine Stelle an meinem Körper auszumachen, die nicht weh tat.
    An Sill dachte ich erst wieder, als mir plötzlich zu Bewußtsein kam, daß ich allein war. Warum hatte sie nicht auf mich gewartet?
    Mühsam richtete ich mich auf, fuhr mir mit beiden Händen über die Augen und versuchte, in dem dämmerigen Halbdunkel irgendwelche Einzelheiten zu erkennen.
    Viel gab es ohnehin nicht zu sehen. Der Felsspalt verlief noch ein Stück geradeaus und erweiterte sich dann zu einer Höhle, in der ich jedoch keine Einzelheiten ausmachen konnte. Es mußte eine pure Laune der Natur sein, daß es atembare Luft in diesem unterseeischen Riff gab. Vielleicht auch ein schlechter Witz, denn ich begann mich zu fragen, wie um
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