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Der Hexer - NR42 - Die vergessene Welt

Der Hexer - NR42 - Die vergessene Welt

Titel: Der Hexer - NR42 - Die vergessene Welt
Autoren: Verschiedene
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Lippen, streckte die Hand nach dem Pfeil aus – und zog sie wieder zurück.
    »Es... wird sehr weh tun«, sagte ich. »Ich glaube, es ist besser, wenn ich dich magisch betäube.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Ich muß bei Bewußtsein bleiben. Vielleicht... waren die Kerle nicht allein.« Sie stöhnte leise und biß die Zähne zusammen. »Außerdem solltest du deine Kräfte sparen.«
    Ich sah Sill beinahe flehend an. Alles in mir weigerte sich, den blutigen Pfeil noch einmal zu berühren und ihr neue Schmerzen zuzufügen. Ich schloß für einen Moment die Augen, um neue Kraft zu sammeln. Ein Gefühl immer stärker werdender Übelkeit breitete sich in meinem Magen aus.
    Als ich die Augen wieder öffnete, hatte sich Sill aufgerichtet und den Pfeilschaft mit der linken Hand umklammert.
    »Was??!« keuchte ich.
    Sill bäumte sich auf, stieß einen gellenden Schrei aus – und zog den Pfeil mit einem einzigen, harten Ruck aus ihrer Schulter.
    Ich konnte gerade noch rechtzeitig hinzuspringen, um sie aufzufangen, als sie das Bewußtsein verlor. Was sie hatte vermeiden wollen, war nun doch eingetreten. Ich konnte mich über ihren Dickschädel nur ärgern – warum hatte sie meine Hilfe abgelehnt?
    Einen Moment lang hielt ich sie einfach in den Armen, sah mich hilflos um und bettete sie schließlich in Ermangelung eines besseren Platzes auf den Sarkophag. Ihre Schulter blutete heftig, so daß ich einen Streifen aus meinem Hemd riß und einen Verband improvisierte. Sill stöhnte vor Schmerz, während ich versuchte, die Blutung zum Stillstand zu bringen, wachte aber nicht auf, und nach einer Weile wurde der Blutstrom tatsächlich dünner und versiegte dann ganz. Schließlich beruhigte sich auch ihr hektisch rasender Pulsschlag ein wenig.
    Ich richtete mich auf, drapierte ihren Burnus so, daß der schwere Stoff die verwundete Schulter nicht berührte, und sah mich unschlüssig in der Kammer um. Der Mann, den ich niedergeschlagen hatte, regte sich noch immer nicht, aber ich hatte für den heutigen Tag wahrlich genug von unangenehmen Überraschungen. Ich ging zu ihm, löste ein paar Lederriemen aus seinem sonderbaren Panzer und band seine Hände und Füße damit zusammen. Erst dann nahm ich mir die Zeit, mich genauer in der Kammer umzusehen.
    Es gab nicht viel zu entdecken. Der Raum war leer bis auf den Sarkophag und den blauen Kristall, und abgesehen von der Tür, durch die ich selbst gekommen war, gab es auch keinen anderen Ausgang. Was bedeutete, daß die Fremden auf dem gleichen Weg hier hereingekommen sein mußten, wie Sill und ich.
    Obwohl mich allein der Anblick schaudern ließ, bückte ich mich nach einem der Dolche und schob ihn vorsichtig unter meinen Gürtel. Das Metall fühlte sich eisig an, obgleich es hier drinnen eher zu warm als zu kalt war.
    Ich überzeugte mich davon, daß der Mann gut verschnürt war, ging zu Sill zurück und beugte mich über sie. Ihr Atem ging jetzt gleichmäßig und ruhig, obwohl ihre Stirn noch immer mit kaltem Schweiß bedeckt war. Ihre Hände zuckten unentwegt. Trotzdem verspürte ich fast so etwas wie Bewunderung für dieses schmale, so täuschend zart gebaute Mädchen. Sie war zäher als mancher Mann, den ich kannte. Aber sie hatte in den letzten Wochen auch mehr durchstehen müssen als so mancher Mann, den ich kannte...
    Als ich mich aufrichtete, fiel mein Blick auf den blauen Riesenkristall am Kopfende des Sarkophages.
    Und im gleichen Moment hörte ich das Flüstern...
    Es war mit nichts zu vergleichen, was ich jemals erlebt hatte: ein überaus unangenehmes, raschelndes Hecheln tief in meinen Gedanken, keine Worte, keine Begriffe, keine irgendwie geartete Kommunikation. Es war ein Gefühl, als striche jemand mit rauhem Sandpapier durch meine Gedanken. Und trotzdem...
    Fast gegen meinen Willen hob ich die Hand und berührte den kalten, blauen Stein.
    Und ich sah... eine stahlblaue Kuppel, die sich wie ein künstlicher Himmel über zwei turmgekrönte Hügel spannte.
    Zwischen den Türmen erstreckte sich ein undurchdringlicher Dschungel, in dessen Mitte ein dunkler See wie ein mattglänzendes Auge lag. Echsenhafte Krieger huschten unter dem grünen Blätterdach des Dschungels umher und hackten mit bizarren Waffen aufeinander ein, und zwischen den Reptilien tauchten immer wieder Männer in stachelbewehrten Lederpanzern auf. Ich konnte in diesem allgemeinen Gemetzel kein System erkennen; offenbar kämpfte einfach jeder gegen jeden. Einmal gerieten zwei der Männer aneinander und
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