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Der Hexer - NR35 - Die seelenlosen Killer

Der Hexer - NR35 - Die seelenlosen Killer

Titel: Der Hexer - NR35 - Die seelenlosen Killer
Autoren: Verschiedene
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dachte er. Selbst für einen Mann wie ihn, der mit dem Übernatürlichen so viel Erfahrung hatte, hatte der Gedanke etwas Bedrückendes.
    Und er war nicht der einzige, der mit solcherlei Gefühlen zu kämpfen schien. Auch Frankenstein war immer stiller geworden, und selbst Rowlf, den normalerweise nichts, was deutlich unter der Größe eines wütenden Elefantenbullen lag, aus der Ruhe zu bringen vermochte, blickte immer öfter nach rechts und links, wo sich die Schatten der kleinen, meist verwahrlosten Grabsteine als bizarre Umrisse in der Dunkelheit abzeichneten.
    Howard war mehr als nur erleichtert, als sie endlich ihr Ziel erreichten und der frisch aufgeschüttete Grabhügel vor ihnen lag. Mit einer Kopfbewegung gebot er den beiden anderen, zurückzubleiben, ging vor dem einfachen Holzkreuz in die Hocke und schnippte sein Sturmfeuerzeug an. Die winzige, flackernde gelbe Flamme verbreitete gerade genug Licht, die Inschrift auf dem Kreuz zu lesen: Robert Craven.
    Weiter nichts. Kein Datum, keine Widmung – sie hatten ihn verscharrt wie einen Hund, dachte er zornig. Nein – wie einen gemeinen Mörder, der er ja in den Augen der Öffentlichkeit auch war.
    Er verscheuchte den Gedanken, richtete sich wieder auf und streckte die Hand nach der Schaufel aus, die Rowlf ihm hinhielt. Ohne ein weiteres Wort begannen sie zu graben, während Frankenstein mit ständig wachsender Nervosität in zwei Schritten Entfernung dastand und abwechselnd sie und die näherkriechende Dunkelheit des Friedhofes betrachtete.
    »Verdammt steinig hier«, murrte Rowlf, stieß aber nichtsdestotrotz das Schaufelblatt nur um so wuchtiger in den Boden und warf eine Ladung Erde hinter sich, daß Frankenstein sich nur noch mit einem fast komisch anmutenden Hüpfer in Sicherheit bringen konnte.
    Howard runzelte mißbilligend die Stirn. »Laß das«, sagte er. »Wir müssen hinterher wieder alles zuschaufeln. Wenn jemand merkt, daß Roberts Lei... daß Robert nicht mehr da ist, verhaftet uns Cohen sofort.«
    »Wahnsinn«, murmelte Frankenstein. »Das Ganze ist Wahnsinn. Es kann nicht gutgehen.«
    Howard ignorierte ihn. Für die nächste Viertelstunde sprach keiner von ihnen ein Wort. Schweigend und ausdauernd schaufelten sie die frisch aufgeworfene Erde aus dem Grab, bis Rowlfs Spaten mit einem dumpfen Laut auf Holz stieß.
    Howards Herz begann zum Zerreißen zu hämmern, während sie das Grab rings um den Sarg freilegten und die bereitliegenden Seile darunter durchzogen.
    »Sie können ruhig mit zufassen«, sagte Howard, an Frankenstein gewandt. Der Arzt gehorchte, wenngleich sein Gesichtsausdruck dabei alles andere als begeistert war, und nach weiteren – diesmal sehr anstrengenden – Minuten hatten sie den einfachen Fichtensarg keuchend aus dem Grab gehoben und neben der Grube abgesetzt. Er stand ein wenig schräg, und trotz des sehr schlechten Lichtes kam Howard schmerzhaft zu Bewußtsein, wie schäbig er war – im Grunde nicht mehr als eine Kiste, auf die man sich nicht einmal die Mühe gemacht hatte, ein Kreuz einzubrennen. Der Deckel war lieblos daraufgenagelt worden. Einer der Nägel war krumm.
    »Mach... ihn auf«, sagte Howard stockend. Seine Hände zitterten so heftig, daß er nicht einmal mehr die Kraft hatte, den Strick zu halten.
    Rowlf nickte, bückte sich nach dem Brecheisen und schob das gebogene Ende unter die dünnen Bretter. Sie brachen wie Sperrholz.
    Howard starrte den Sarg an, als wolle er ihn mit Blicken durchdringen. Obwohl Rowlf sich beeilte und den Deckel rücksichtslos zerfetzte, dauerte es ihm viel zu lange, bis er sich schließlich hob. Ungeduldig schob Howard seinen Diener zur Seite, beugte sich nach vorne, um besser sehen zu können – und fuhr mit einem überraschten Schrei zurück.
    Der Sarg war leer. Auf dem billigen weißen Leinen lag nichts als eine Schütte Stroh, die in den Kleidern steckte, mit denen man Robert begraben hatte.
    »Was ist das?« sagte Frankenstein verstört. Er war auf die andere Seite des Sarges getreten und starrte nun mit kreidebleichem Gesicht auf das Stroh herab. »Wenn... das ein Scherz sein soll«, sagte er unsicher, »dann war es kein guter, Howard.« Sein Blick flackerte, während er abwechselnd den aufgebrochenen Sarg und Howard ansah.
    »Das... das ist...« Howard sprach nicht weiter. Seine Stimme versagte ihm den Dienst. Plötzlich begann sich alles in seinem Kopf zu drehen. Cohen, Robert, die Gerichtsverhandlung, sein Streit mit Viktor – alles wirbelte durcheinander. Der Boden
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