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Der Hexer - NR35 - Die seelenlosen Killer

Der Hexer - NR35 - Die seelenlosen Killer

Titel: Der Hexer - NR35 - Die seelenlosen Killer
Autoren: Verschiedene
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Menschen aussehen und handeln mußten. Trotz aller Konzentration hatte Sarim mehrmals nur um Haaresbreite eine Entlarvung seiner Geschöpfe vermeiden können. Es war ein gewaltiger Unterschied, eine seiner Puppen nur menschenähnlich zu gestalten, oder sie wiederum so zu lenken, daß selbst die engsten Freunde ihrer Vorbilder den Unterschied nicht bemerkten. Sehr lange, das wußte er, würde er die Anspannung nicht mehr ertragen.
    Aber das war auch gar nicht mehr nötig.
    Doch der erste Teil seines Plans war gelungen. Jetzt mußte er den zweiten Teil vorbereiten, der zwar weit komplizierter, aber nicht halb so anstrengend war.
    Doch als er sich aufrichtete, fühlte er sich gar nicht danach, etwas zu tun. Selbst die kleine Anstrengung des Aufstehens war ihm zuviel, und für einen Moment wurde ihm schwindelig. Seine Knie zitterten, und als er einen Schritt gehen wollte, war er so schwach, daß er stürzte. Nur mit Mühe schleppte er sich zur Couch zurück und legte sich darauf. Sein Herz raste, als wolle es jeden Augenblick zerspringen, und vor seinen Augen vollführten dunkle Schatten einen gespenstischen Tanz.
    Seltsamerweise bildeten sie so etwas wie ein Gesicht. Ein schmales, von einem schwarzen, sorgsam gestutzten Vollbart eingefaßtes Gesicht, dessen dunkle Augen ihn mit einer Mischung aus Haß und Verachtung anstarrten.
    Es dauerte einen Moment, bis Sarim begriff, daß es kein Trugbild war, was er sah, sondern das lebensgroße Ölgemälde Roderick Andaras, das an der gegenüberliegenden Wand lehnte. Für einen Moment hatten ihm Schwäche und Übelkeit die Illusion vorgegaukelt, es lebe wirklich.
    Zornig auf sich selbst, stemmte sich Sarim in die Höhe, schüttelte die Benommenheit ab und preßte beide Fäuste gegen die Schläfen. Ein leiser, pochender Schmerz machte sich hinter seiner Stirn breit, aber das Schwindelgefühl und die Schwäche vergingen sofort, und kurz darauf arbeiteten seine Gedanken wieder mit jener fast unheimlichen Klarheit, die sie immer hatten, wenn er sich der neuen Macht in seinem Schädel bediente. Mit einem Male war alles ganz einfach und klar.
    Sarim de Laurec lächelte, lehnte sich zurück und schloß abermals die Augen. Kurz darauf erschlafften seine angespannten Züge. Aber diesmal war es nicht Schwäche, sondern pure Konzentration.
    Während sein Atem immer flacher und langsamer ging, griff ein Teil von Sarim de Laurecs Geist hinaus in die Welt jenseits dieser verzauberten Mauern und nahm Kontakt mit seinen Dienern auf.
    Hätte er auch nur eine einzige Sekunde länger gewartet, wäre ihm vielleicht aufgefallen, daß der Blick des gemalten Gesichtes auf der anderen Seite des Dachbodens plötzlich gar nicht mehr verächtlich wirkte.
    In den dunklen Augen Roderick Andaras – oder war er es gar nicht? – stand jetzt Schmerz geschrieben. Und noch etwas anderes...

    * * *

    »Nein!« Viktor schlug mit der flachen Hand auf den Tisch, daß Tassen und Gläser klirrten, um seine Worte zu bekräftigen. »Nein, nein, und nochmals nein, Howard«, sagte er. Sein Augen blitzten. »Ich habe geschworen, es niemals wieder zu tun, und auch Sie werden mich nicht dazu bringen, diesen Schwur zu brechen, Howard. Das letzte Mal war eine Katastrophe, bei der nur durch ein schieres Wunder nicht mehr Menschen zu Schaden gekommen sind, und –«
    »Das letzte Mal«, unterbrach ihn Howard zornig, »war etwas ganz anderes, und das wissen Sie, Viktor! Sie haben Fehler gemacht, die Sie jetzt nicht mehr begehen würden. Sie haben genommen, was sie bekamen, zum Großteil untaugliches Material. Das Gehirn eines Verbrechers, der wahrscheinlich schon zu Lebzeiten geisteskrank gewesen ist! Glieder von Menschen, die seit Tagen, wenn nicht Wochen tot waren! Sie hatten eine unzureichende Ausrüstung, Sie –«
    »Ich tue es nicht«, sagte Viktor hart. »Es tut mir leid, Howard. Ich vermute, daß Ihnen dieser Robert Craven sehr viel bedeutet hat, aber ganz gleich, es bleibt bei meinem Nein. Sie müssen das verstehen.« Er seufzte, nippte an seinem Kaffee und wich Howards Blick aus.
    »Gut«, sagte Howard, »Wie Sie wollen, Viktor. Dann bitte ich Sie nicht mehr – ich verlange es. Sie sind es mir schuldig.«
    Der vielleicht vierzigjährige, hellblonde Mann mit den gepflegten Händen eines Arztes und dem sanften Blick eines Poeten wurde bleich. Einen Moment lang suchte er sichtlich nach Worten, dann seufzte er abermals tief, schüttelte noch einmal den Kopf und stellte die Kaffeetasse ab, daß es klirrte. »Verstehen Sie
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