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Der Hexer - NR35 - Die seelenlosen Killer

Der Hexer - NR35 - Die seelenlosen Killer

Titel: Der Hexer - NR35 - Die seelenlosen Killer
Autoren: Verschiedene
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bekanntesten medizinischen Fakultäten der Welt schicken, desgleichen an eine Anzahl ausgewählter medizinischer Fachblätter – und der Boulevardpresse, nicht zu vergessen.«
    Viktor starrte ihn an. Sein Gesicht verlor alle Farbe. »Das... das meinen Sie nicht ernst«, sagte er. »Es gibt keine Abschrift. Ich habe alles vernichtet. Ich bin –«
    »Sind Sie sicher, Doktor?« Howard lächelte, griff in die Brusttasche seiner Jacke und förderte ein engbeschriebenes, augenscheinlich sehr altes Blatt Papier zutage, das er Viktor über den Tisch reichte. Die Augen des Arztes wurden rund vor Schrecken, als er es auseinanderfaltete und überflog.
    »Woher haben Sie das?« keuchte er.
    »Das spielt doch wohl keine Rolle, oder?« sagte Howard kalt. »Sie können es behalten – ich bin in der Lage, beliebig viele Kopien davon anzufertigen. Nun?«
    Eine Zeitlang wurde es sehr, sehr still im Salon des Hauses 9, Ashton Place. Howard starrte sein Gegenüber an, während sich hinter Viktors Stirn die Gedanken jagten. Sein Gesicht zuckte. Seine Hände spielten nervös an der Tischkante, ohne daß er es überhaupt bemerkte.
    »Es geht nicht«, sagte er schließlich. »Selbst, wenn ich wollte – ich habe nicht die technischen Gerätschaften, die notwendig wären.«
    »Die besorge ich.«
    Viktor lachte. »So etwas ist nicht so einfach zu besorgen, Howard. Es kostet ein Vermögen.«
    Howard griff in die Jacke. »Ich stelle Ihnen einen Scheck aus«, sagte er ungerührt. »Wären eine Million Pfund Sterling genug? Oder lieber zwei?«
    Viktors Augen wurden rund. »Das ist –«
    »Nur ein Bruchteil dessen, was ich aufbringen kann, wenn es sein muß«, sagte Howard ungerührt. »Roderick Andara war ein vermögender Mann, Viktor, und nach dem Tod seines Sohnes bin ich sein Universalerbe. In diesem Zusammenhang möchte ich erwähnen, daß ich Ihnen nach erfolgreicher Beendigung ihres Auftrages eine größere Summe zur Verfügung stellen möchte, damit Sie Ihre Forschungen weiter betreiben können.«
    »Behalten Sie Ihr verdammtes Geld«, fauchte Viktor. »Alles, was ich wirklich will, ist endlich meine Ruhe haben.«
    »Sie können damit machen, was Sie wollen«, antwortete Howard ungerüht. »Meinetwegen verschenken Sie es an die Armen. Jetzt stellen Sie bitte eine Liste der Dinge zusammen, die Sie benötigen. Rowlf wird alles besorgen. Währenddessen werden wir zum Friedhof hinausgehen und Roberts Leichnam bergen.«
    »Und wie?« fragte Viktor zornig. »Denken Sie, wir könnten einfach hingehen und ein Grab ausräumen, ohne daß es jemand merkt?«
    »Oh, da überlasse ich mich ganz Ihrer Führung, Doktor«, sagte Howard lächelnd. »In solcherlei Dingen haben Sie doch Erfahrung. Nicht war, Doktor Frankenstein?«

    * * *

    Ich.
    Nur dieses eine Wort – nein, nicht Wort, denn ein Wort setzt Sprache voraus, Kommunikation, eine komplexe Welt voller Dinge, die da sind und begriffen und beschrieben werden wollen. Nur dieser eine Begriff.
    Ich.
    Ein Satz, den ich einmal in der Schule gehört und danach mehrmals gelesen hatte, ohne seinen Sinn wirklich zu erfassen: cogito, ergo sum.
    Ich denke, also bin ich.
    War ich?
    Erinnerungsfetzen:
    Szenen aus meiner Jugend, die ich längst vergessen zu haben glaubte. Bilder aus meiner Schulzeit, aus den Jahren danach in den New Yorker Slums, Tante Maudes sanft-verständnisvolles Lächeln, ihr Stirnrunzeln, wenn ich etwas getan hatte, das ihr nicht gefiel, meine erste Begegnung mit Howard, mit Priscylla und Shadow, Grays bedauerndes Achselzucken während der Verhandlung, der Blick des Henkers, in dem kein Bedauern, nicht einmal geschauspielertes Mitleid lag – alles wirbelt durcheinander, kommt in falscher Reihenfolge, manchmal gleichzeitig. Dann, mit der Wucht eines Hammerschlages:
    »Henker von London, tu deine Pflicht«, und der entsetzliche Schmerz, als ich in die Tiefe stürze und das Gewicht meines eigenen Körpers mein Genick bricht.
    Ich bin tot.
    Und doch...
    Cogito, ergo sum.
    Ich denke.
    Ich BIN.
    Aber wieso...?

    * * *

    Vor wenigen Minuten hatte Big Ben Mitternacht geschlagen, und obwohl sie Meilen um Meilen von Londons altehrwürdigem Zentrum entfernt waren, war der dumpfe Klang der Glocke fast überlaut an Howards Ohr gedrungen. Selbst jetzt, wo er schon längst verklungen war und die einzigen Geräusche seine, Rowlfs und Viktors knirschende Schritte auf dem Kiesweg waren, glaubte er das vibrierende Dröhnen noch immer zu hören.
    Er lächelte nervös. Mitternacht auf einem Friedhof,
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