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Der Hexer - NR12 - Im Land der GROSSEN ALTEN

Der Hexer - NR12 - Im Land der GROSSEN ALTEN

Titel: Der Hexer - NR12 - Im Land der GROSSEN ALTEN
Autoren: Verschiedene
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zwei.
    Allerhöchstens.
    Einen davon machte er, als ich knapp die halbe Entfernung überwunden hatte, stand unversehens wieder neben mir und versuchte mir den Kopf abzubeißen. Wieder entging ich dem Tod nur um Haaresbreite, indem ich mich in vollem Lauf zur Seite warf, ein Stück über den betonharten Boden schlitterte und nach einer verzweifelten Drehung wieder aufsprang. Der Saurier knurrte und hieb mit dem Schwanz nach mir.
    Diesmal rettete mich wahrscheinlich die Tatsache, daß mein schuppiger Freund wohl an größere Beutestücke gewöhnt war. Ich duckte mich, ließ seinen Schwanz über mich hinwegpfeifen und rannte im Zickzack weiter. Die Echse blieb stehen und folgte mir mit ihrem Blick. Ihr Schädel pendelte hin und her. Offensichtlich reichten ihre Erfahrungen mit hakenschlagender Beute nicht sehr weit.
    Endlich erreichte ich die Felswand und den Durchbruch, den ich kurz nach meiner Ankunft bemerkt hatte. Mit einer letzten verzweifelten Anstrengung sprintete ich los und warf mich in den Spalt. Der Tyrannosaurus brüllte, stampfte wütend mit dem Fuß auf und begann hinter mir herzuwanken. Ärgerlich trat er drei-, viermal hintereinander gegen die Wand, daß der gesamte Berg zu wanken schien, ließ einen letzten, fast enttäuscht klingenden Laut hören – und trollte sich.
    Es dauerte einen Moment, bis ich überhaupt begriff, daß ich gerettet war. Und selbst dann blieb ich noch mehrere Sekunden reglos stehen und starrte der davonwankenden Raubechse fassungslos nach. Nach der Wut, mit der sie mich verfolgt hatte, erschien es mir fast unglaublich, daß sie jetzt so schnell aufgab.
    »Dieses Verhalten ist typisch für sie, Robert«, sagte eine Stimme hinter mir. »Ihr Gehirn ist kaum so groß wie eine Walnuß, weißt du? Aus den Augen, aus dem Sinn. Aber du hast trotzdem großes Glück gehabt.«
    Langsam, die Hand noch immer um den Degenknauf geklammert, drehte ich mich herum; auf neue Schrecken gefaßt.
    Aber hinter mir stand kein weiteres Ungeheuer, sondern eine schlanke, dunkelhaarige Frau mit sanften Augen. Ein halb erleichtertes, halb amüsiertes Lächeln spielte um ihre vollen, sinnlichen Lippen.
    »Shadow!« flüsterte ich erleichtert. Es war der Engel, der zusammen mit Lady Audley und mir das Tor in Shub-Nigguraths Höhlen betreten hatte.
    »Hast du jemand anderen erwartet?« fragte sie spöttisch.
    Ich wollte antworten, bekam aber nur einen halblauten, krächzenden Ton hervor und trat einen halben Schritt auf sie zu. Ihr Anblick erleichterte mich derart, daß ich für einen Moment ernsthaft in Versuchung war, sie schlichtweg in die Arme zu schließen und an mich zu drücken; aber dann fiel mir wieder ein, wer Shadow wirklich war, und ich führte die Bewegung nicht zu Ende, sondern beschränkte mich auf ein erleichtertes Aufatmen und ein – wenn auch etwas verunglücktes – Lächeln.
    »Shadow!« sagte ich noch einmal. »Du kannst dir nicht vorstellen, wie froh ich bin, dich zu sehen.«
    »Wieso?« fragte sie harmlos. »War dir langweilig?«
    Ich grinste säuerlich, schob den Degen in seine Umhüllung zurück und versuchte, mir den gröbsten Staub aus den Kleidern zu klopfen – was einigermaßen albern war, denn meine Hosen und mein Hemd bestanden ohnehin nur noch aus Fetzen. »Wo warst du?« fragte ich. »Und wo ist Lady Audley?«
    »Nicht weit von hier«, antwortete Shadow mit einer Kopfbewegung tiefer in den Felsspalt hinein. Sie lächelte und beantwortete meine nächste Frage, noch bevor ich sie stellen konnte. »Es geht ihr gut«, sagte sie. »Ich habe für sie getan, was ich konnte.« Sie zögerte. Ein unsichtbarer Schatten schien über ihr Gesicht zu huschen. »Viel war es allerdings nicht«, fügte sie hinzu.
    »Wird sie... sterben?« fragte ich. Etwas in meinem Innern schien zu Eis zu gefrieren, als ich die Worte aussprach. Das Gefühl, daß ich dieser gutmütigen alten Frau entgegenbrachte, ging weit über das normale menschliche Mitgefühl hinaus. Der Gedanke, sie sterben zu sehen – und, wenn auch nur indirekt, mitschuldig an ihrem Tod zu sein – war mir unerträglich.
    »Vielleicht«, antwortete Shadow. »Vielleicht könnte ein Arzt sie retten.«
    »Aber bis zum nächsten Hospital ist es ziemlich weit, nicht wahr?« setzte ich bissig hinzu. »So ungefähr zweihundert Millionen Jahre.«
    »Nicht ganz«, antwortete Shadow.
    Die großen Alten schlafen hinter den versiegelten Toren; seit Jahrmillionen schon. Wäre die Zeit ihrer Macht nicht vorüber, würden wir kaum noch
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