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Der Hexer - NR12 - Im Land der GROSSEN ALTEN

Der Hexer - NR12 - Im Land der GROSSEN ALTEN

Titel: Der Hexer - NR12 - Im Land der GROSSEN ALTEN
Autoren: Verschiedene
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grabschten.
    Verzweifelt warf ich mich zur Seite, entging dem tödlichen Zuschnappen seiner Klauen im letzten Moment und entdeckte einen Felsen, der wie eine steinerne Faust aus dem Boden ragte und in der Mitte gespalten war. Blindlings spurtete ich los, hechtete in den Spalt und kroch auf Händen und Knien so tief in den geborstenen Felsen hinein, wie ich nur konnte.
    Mit dem Ergebnis, nach einem knappen Meter wie ein Korken in einem zu engen Flaschenhals steckenzubleiben.
    Meine Trommelfelle schienen zu platzen, als der Raubsaurier einen neuerlichen, trompetenden Schrei ausstieß und mit dem Schwanz auf den Boden schlug. Die Erde, mein Felsenversteck und ich selbst hüpften einen guten halben Yard in die Höhe und fielen krachend zurück. Mein Hinterkopf prallte unsanft gegen den harten Fels; für einen Moment sah ich nichts als farbige Punkte und kreisende Spiralen.
    Als sich das dumpfe Dröhnen zwischen meinen Schläfen legte, hörte ich das Schaben.
    Genaugenommen war es nicht direkt ein Schaben. Es hörte sich eher an, als zertrümmere jemand mit einem riesigen Schaufelbagger einen noch größeren Berg.
    Mühsam drehte ich mich in dem schmalen, nach unten und vorn enger werdenden Spalt herum, riß mir dabei Hemd und Haut an den Schultern auf – und begegnete dem Blick eines faustgroßen, kurzsichtig blinzelnden Schlangenauges.
    Vorhin, als ich den Saurier das erste Mal gesehen hatte, hatte ich den Eindruck gehabt, daß seine Augen winzig wären. Aber in einem Wasserkopf, der die Ausmaße eines mittleren Zweispänners hatte, waren auch winzige Augen von beachtlicher Größe. Und sie waren nicht ganz so kurzsichtig, wie ich es gehofft hatte.
    Zumindest sah er damit genug, um mich zu erkennen.
    Fast eine halbe Minute lang starrte der Saurier auf mich herab. Sein riesiger Schädel pendelte dabei wie der Kopf einer Schlange hin und her, und sein Schwanz trommelte unablässig auf den Boden. Die furchtbaren Krallen an seinen Hinterläufen rissen halbmetertiefe Furchen in das steinhart gebackene Erdreich.
    Schließlich trat er ein Stück zurück, warf den Kopf in den Nacken, stieß ein ungeheuerliches Brüllen aus – und schlug mit aller Macht auf den Felsen ein, in den ich mich verkrochen hatte.
    Seine Vorderklauen, lächerlich klein im Verhältnis zu seinem Körper, aber noch immer doppelt so groß wie Schaufelblätter, trafen den Fels mit der Wucht eines Vorschlaghammers. Ich sah, wie der massive Granit unter dem Hieb barst und Risse bekam. Hastig kroch ich noch ein Stück tiefer in den Felsspalt hinein und riß die Arme über den Kopf, um mein Gesicht vor dem Bombardement von Felssplittern und Steinen zu schützen, das auf mich herabregnete.
    Der Saurier beugte sich vor und lugte mit einem Auge zu mir herein.
    Ich zog meinen Degen, verrenkte mir in der Enge des Spaltes fast den Arm, um ihn zu heben, und stieß die dünne Klinge tief in seine Pupille. Der Saurier brüllte auf, warf den Kopf zurück und verschwand für einen Moment aus meinem Sichtfeld, aber ich hörte, wie er zu toben begann, und der Boden bockte und schüttelte sich wie bei einem Erdbeben.
    Dann tauchte der Koloß wieder über mir auf. Ein dünner Blutfaden lief aus seinem linken Auge, und er blinzelte unablässig, doch er war keineswegs geblendet und noch viel weniger abgeschreckt. Im Gegenteil. Mein Hieb konnte für ihn wirklich nicht mehr als ein Nadelstich gewesen sein; aber ein sehr schmerzhafter Nadelstich, der ihn schier zur Raserei trieb.
    Mit einem Schrei, der mir beinahe die Trommelfelle zerriß, beugte er sich vor, griff mit beiden Pfoten in den Felsspalt und begann zu zerren.
    Der Granitblock stöhnte. Fingerbreite Risse klafften plötzlich in seiner Oberfläche, dann begann das ganze Felsgebilde zu zucken und beben – und brach krachend auseinander. Von einer Sekunde auf die andere war meine Deckung verschwunden, und ich lag auf einem Haufen zermalmter Steine, schutzlos dem Toben der prähistorischen Bestie preisgegeben.
    Wahrscheinlich rettete es mir das Leben, daß das Ungeheuer für einen Moment genauso verblüfft war wie ich und nur blöde auf mich herabglotzte, statt mich zu verschlingen – was es in diesem Augenblick durchaus gekonnt hätte. Als die Erkenntnis, daß zwischen ihm und seinem Frühstück nun nichts mehr war, in sein primitives Bewußtsein drang, war ich bereits auf den Beinen und rannte weiter. Die Steilwand lag noch zwanzig Schritte vor mir. Zwanzig Schritte für mich.
    Für den Saurier
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