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Der Hexer - NR11 - Engel des Bösen

Der Hexer - NR11 - Engel des Bösen

Titel: Der Hexer - NR11 - Engel des Bösen
Autoren: Verschiedene
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erlosch. Steine regneten rings um uns zu Boden, und mit einem Male war der Friedhof verschwunden, und ich fand mich auf dem Boden einer gigantischen, fensterlosen Steinkuppel wieder.
    Wir waren nicht allein. Shadow, Lady Audley und ich standen im Zentrum eines vielleicht zwanzig Schritte messenden Kreises gebückt dasitzender Männer und Frauen. Auf ihren Gesichtern lag ein angespannter Ausdruck, und alle hatten die Hände erhoben, die gespreizten Finger in unsere Richtung ausgestreckt und die Augen geschlossen. Ein kränkliches, graugrünes Licht umgab die reglosen Gestalten und bildete einen zweiten, flackernden Kreis zwischen ihnen und uns.
    Von allem aber sah ich kaum etwas. Mein Blick hing wie gebannt auf dem abscheulichen Ding, das wie ein ochsengroßes Krebsgeschwür hinter dem Kreis der Betenden hockte. Es war schwarz, groß und häßlich, anders konnte ich es nicht beschreiben. Peitschende Arme und wässerige, auf schwarzen Stielen wippende Augen wuchsen aus dem amorphen Klumpen hervor. Ein unbeschreiblicher Gestank drang mir wie ein Pesthauch in die Nase.
    Das Schrecklichste aber war das Netz.
    Mit Ausnahme des Kreises, den die Männer und Frauen um uns herum bildeten, war der Boden der Halle zur Gänze von einem engmaschigem Netz dünner schwarzer Stränge bedeckt. Im ersten Moment erinnerte es mich an ein übergroßes Spinnennetz, aber dann sah ich die Bewegung, das schwerfällige Zucken und Beben, das unablässig durch die Masse lief, die dünnen Stränge, die an den Körpern der Betenden emporgewachsen waren und überall in ihre Haut eindrangen, und begriff, daß es eine Art Nervengeflecht sein mußte, ein gigantisches lebendes Etwas, dessen Zentrum die schwarze Masse war.
    Shadow richtete sich stöhnend auf. Ihr Gesicht war bleich, und ihre Mundwinkel zuckten unablässig, als litte sie Höllenqualen, aber ihre Gestalt wirkte auch gleichzeitig viel fester und realer als zuvor. Fast war ich erleichtert, wieder einem – wenigstens äußerlich – normalen Menschen gegenüberzustehen.
    »Nicht bewegen, Robert«, sagte sie, als ich mich herumdrehen und auf einen der Knienden zugehen wollte. »Er kann dir nichts tun, solange du den Kreis nicht verläßt«
    Es kostete mich unendliche Überwindung, das schwarze Ding noch einmal anzusehen. Trotzdem zwang ich mich dazu. »Was ist das?« fragte ich.
    Shadow zögerte. Ihr Gesicht verzerrte sich vor Ekel, während sie die schwarze Abscheulichkeit anstarrte. »Das TIER«, sagte sie. »Eine seiner Erscheinungsformen.«
    »Nicht unbedingt die appetitlichste«, murmelte ich. Shadow lächelte schwach und wurde sofort wieder ernst. Eine langsame, kaum merkliche Bewegung lief durch den Kreis aus Körpern und Licht, der uns umgab. Ich war mir nicht sicher, aber ich hatte den Eindruck, daß er sich zusammenzog; ganz langsam, aber unaufhaltsam.
    »Was geschieht hier?« flüsterte ich.
    Shadow biß sich auf die Lippen. »Ich weiß es nicht«, gestand sie. »Er ist... nicht so stark, wie ich befürchtet habe. Im Moment kann er uns nichts tun.«
    »Aber wir können auch nicht weg«, fügte ich hinzu.
    Shadow nickte. »Wenn wir den Kreis verlassen, tötet er uns.«
    »Und wenn nicht, auch«, fügte ich finster hinzu und deutete auf den Wall aus Licht, der uns umgab. »Er wird kleiner.«
    Shadow nickte abermals. Auf ihrer Stirn glitzerte Schweiß. »Ich weiß«, murmelte sie. »Meine... Kräfte lassen nach. Ich kann ihn noch eine Weile aufhalten, aber dann…«
    Sie sprach nicht weiter, aber das war auch nicht nötig. Es konnte noch Stunden dauern, bis Shadows Abwehr brach. Aber sie würde nicht ewig halten. Und was dann mit uns geschah, wollte ich mir lieber gar nicht erst vorstellen.
    »Es... gibt einen Weg«, sagte Shadow plötzlich. »Aber ich brauche Zeit. Nur ein paar Sekunden. Aber diese paar Sekunden wird er uns nicht geben. Er vernichtet uns im gleichen Augenblick, in dem du den Kreis verläßt.« Sie deutete auf eine der knieenden Gestalten und schürzte die Lippen. »Sieh sie dir an, Robert. Hast du Lust, einer von ihnen zu werden?«
    Das hatte ich ganz und gar nicht. Aber ihre Worte ließen eine verzweifelte Idee in mir erwachen. Ich starrte sie an, blickte angeekelt auf die wabbelnde Fleischmasse, die meinen Blick aus ihren gefühllosen Stielaugen erwiderte, und dann wieder in Shadows Augen. »Ich werde dir deine paar Sekunden verschaffen«, sagte ich.
    Shadow wollte widersprechen, aber ich gab ihr keine Gelegenheit dazu, sondern drehte mich herum, zog den
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