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Der Hexer - NR11 - Engel des Bösen

Der Hexer - NR11 - Engel des Bösen

Titel: Der Hexer - NR11 - Engel des Bösen
Autoren: Verschiedene
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verschwimmen. Er stöhnte, tastete mühsam mit den Fingern nach Halt an der rauhen Wand und zog sich taumelnd wieder auf die Füße. Irgendwo in dem dumpfen Etwas, das sein Denken abgelöst hatte, war die Erinnerung an den grünen Kreis, der über ihm schimmerte. Er glaubte sich darauf zu besinnen, daß dieser Kreis wichtig war.
    Blindlings griff er nach oben. Hartes Eisen war unter seinen Fingern, und der winzige Rest von Bewußtsein, der ihm geblieben war, zwang seine Hände, sich darum zu schließen und seinen Körper Stück für Stück in die Höhe zu ziehen.
    Als er die Hälfte des Schachtes überwunden hatte, hörte er die Stimmen und das Geräusch von Schritten. Jemand schrie, dann peitschte ein Schuß, und Metall explodierte funkensprühend dicht neben seiner Schulter an der Wand.
    Die Schüsse gaben ihm noch einmal Kraft. Verzweifelt kletterte er weiter, überwand den senkrechten Schacht und sank erschöpft an seinem Rand zusammen. Unter ihm begannen die Metallringe zu klirren, als seine Verfolger ebenfalls mit dem Aufstieg begannen. Howard drehte mühsam den Kopf und starrte in die Tiefe. Grünes Licht füllte den Schacht aus wie gefärbtes Wasser, und ein spitzes Rattengesicht starrte voller Haß zu ihm herauf.
    Howard kam schwankend auf die Füße, lief zwei, drei Schritte und fiel erschöpft auf die Knie herab.
    Dicht hinter ihm erscholl ein triumphierender Schrei, und als er sich herumwälzte und zurücksah, erblickte er einen breitschultrigen Riesen mit einem schwarzen Rattengesicht, der sich brüllend aus dem Schacht zog und ein altertümliches Gewehr schwang.
    Ein Schuß krachte. Zwischen den Augen des Rattenmannes war plötzlich ein kleiner, beinahe harmlos aussehender roter Kreis. Sein spitzes Rattenmaul öffnete sich, aber kein Laut kam über seine Lippen. Polternd fiel sein Gewehr zu Boden. Dann kippte er lautlos nach hinten und verschwand in der grünleuchtenden Tiefe.
    Howards Bewußtsein begann zu schwinden. Er begriff, daß er gerettet war, aber dieser Umstand erschien ihm mit einem Male sonderbar unwichtig. Er wollte nur noch schlafen.
    Ein Gesicht tauchte über ihm auf, breit und von roten Stoppelhaaren gekrönt, und ein Paar dunkler Augen blickte auf ihn herab. Er kannte dieses Gesicht, und wieder hatte er das Gefühl, etwas Dringendes tun oder sagen zu müssen. Aber er war so müde. So unglaublich müde. »Rühr mich... nicht an, Rowlf«, murmelte Howard noch. »Faß mich... nicht mit bloßen Händen an. Niemals.«
    Das war alles, was er noch sagen konnte. Dann verlor er das Bewußtsein.
    Er spürte nicht mehr, wie Rowlf ihn wie ein Kind auf die Arme hob und zurücktrug.

    * * *

    Diesmal dauerte es endlos. Wie zuvor hatte ich das Gefühl, keinen Körper mehr zu haben, bloß noch Geist und vielleicht nicht einmal mehr das zu sein. Aber anders als bei den Toren, die ich zuvor benutzt hatte, spürte ich das Verstreichen der Zeit wie das ruhige Dahinfließen eines mächtigen, tiefen Stromes. Jahrhunderte glitten an mir vorüber wie Sekunden, Jahrtausende wie Tage, schließlich Jahrmillionen, Ewigkeiten...
    Irgendwann war es vorbei, und aus dem Nichts wurde wieder grauer Nebel. Ich spürte die Berührung warmer Luft wie das Streicheln einer trockenen Hand, und kurz darauf war unter meinen Füßen wieder fester Boden.
    Mit einem erleichterten Seufzen taumelte ich nach vorne, ließ mich auf die Knie sinken und sah zurück. Der Kreis aus grauem Nebel, aus dem ich hervorgetreten war, begann bereits zu zerfasern.
    Was immer auf der anderen Seite des Tores sein mochte, würde mir jetzt nicht mehr folgen können. Ich war in Sicherheit.
    Minutenlang hockte ich einfach da, preßte die Lider aufeinander und genoß das Gefühl, noch am Leben zu sein. Erst dann wagte ich es, die Augen wieder zu öffnen und mich umzusehen.
    Es war ein bedrückender Anblick.
    Ich hockte dicht vor einer schier himmelhohen, senkrechten Wand aus grauem Basalt. Und rechts und links hinter mir erstreckte sich die ödeste Landschaft, die ich jemals erblickt hatte. Es war eine Ebene, so flach wie ein Brett und von einer fast weißen, unglaublich heiß vom Himmel brennenden Sonne seit Ewigkeiten ausgedörrt, denn der Boden war überall gerissen. Es gab vereinzelte Flecken von dornigem Grün, aber die schienen die Lebensfeindlichkeit meiner Umgebung eher noch zu betonen.
    Ich schauderte. Wo immer ich war – es war nicht mehr die Welt, die ich kannte.
    Langsam stand ich auf, wischte mir den Schweiß von der Stirn und sah mich
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