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Der Hexer - NR11 - Engel des Bösen

Der Hexer - NR11 - Engel des Bösen

Titel: Der Hexer - NR11 - Engel des Bösen
Autoren: Verschiedene
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diesen Gedanken als lächerlich von sich gewiesen, aber die vierbeinigen schwarzen Killer, die die Katakombenstadt zu Millionen bevölkerten, waren schließlich alles andere als normale Ratten.
    Kurzentschlossen griff Howard noch einmal an seine Wange, biß die Zähne zusammen, als die Berührung einen neuerlichen heißen Schmerz durch sein Gesicht schießen ließ, und streckte seine blutverschmierte Hand nach der Ratte aus.
    Ein weißglühender Schürhaken hätte kaum eine größere Wirkung haben können. Die Ratte stieß ein panikerfülltes Quieken aus, huschte in Todesangst zwischen seinen Beinen hindurch und verschwand aus der Zelle.
    Sekundenlang starrte Howard dem Tier nach. Dann richtete er sich auf und hob abermals die Hände an den blutenden Kratzer auf seiner Wange.
    Der Schmerz trieb ihm die Tränen in die Augen. Aber als er sein Gefängnis verließ, waren seine Hände und sein Gesicht rot von glitzerndem, frischem Blut.

    * * *

    Fassungslos starrte ich auf die Wand aus massiver Schwärze, die sich dort erhob, wo ich vor Minuten noch ebenes Land und die Lichter einer Stadt gesehen hatte. Der Wind hatte sich gelegt, und erst jetzt spürte ich, wie warm und stickig die Luft in den letzten Augenblicken geworden war.
    Entsetzt fuhr ich herum und blickte in die Richtung zurück, aus der wir gekommen waren. Der Friedhof hatte sich nicht verändert, aber der Hügel mit dem sonderbaren Bauwerk darauf, den ich zuvor hinter seiner jenseitigen Umfriedung gesehen hatte, war verschwunden. Auch hinter der gegenüberliegenden Grenze des Gottesackers erstreckte sich nichts als wesenlose Schwärze.
    »Illusion, Robert.« Ich hörte Shadows Worte ganz deutlich. »Es ist nichts als Illusion. Schein und Wirklichkeit sind eins. Nur zwei verschiedene Seiten eines Ganzen.«
    Ich war nicht sehr überrascht, als sich die Dunkelheit teilte und eine rotglühende, geflügelte Gestalt ausspie. Flammende Blutaugen starrten auf mich herab.
    »Du hattest deine Chance«, sagte der Dämon. »Du hättest gehen sollen. Aber du hast es vorgezogen, bei mir zu bleiben.«
    Ich begriff nur langsam. Und als ich die Wahrheit erkannte, taumelte ich fast vor Schreck. »Dann sind wir... nicht entkommen?« fragte ich. »Das hier ist –«
    »Das Nichts, Robert Craven. Die ewige Verdammnis, für dich, für mich« – er deutete auf den reglosen Körper Lady Audleys, den ich noch immer in den Armen hielt – »für sie. Das andere Ich, das du kennengelernt hast, zeigte dir den Weg, aber du mußtest ja den Helden spielen und zurückbleiben.« Er lachte. Es klang häßlich. »Vielleicht wird es ganz kurzweilig werden, die Ewigkeit mit dir zu teilen, Craven.«
    Behutsam legte ich Lady Audley zu Boden, richtete mich wieder auf und sah der Schreckensgestalt fest in die Augen. Ihr Blick war Haß und Bosheit, aber etwas war darin, was nicht hineingehörte.
    »Dann töte mich, wenn du kannst«, sagte ich. »Töte mich, Shadow. Ich werde nicht mehr kämpfen.«
    Der Dämon stieß ein wütendes Fauchen aus, hob die Krallen – und erstarrte. Sein Blick flackerte.
    »Du kannst es nicht«, sagte ich ruhig. »Du warst zu lange Mensch, Shadow. Ich weiß nicht, ob die Shadow, die ich kennengelernt habe, oder ob dies deine wahre Gestalt ist, aber das spielt auch keine Rolle mehr. Du warst zu lange Mensch, um aus purer Lust zu töten.«
    Shadows Hände zitterten. Langsam näherten sich ihre schrecklichen Klauen meinem Gesicht. Aber ich spürte, daß sie nicht zuschlagen würde. Ein ganz sanfter Schimmer von Weiß glühte unter dem feurigen Rot ihrer Haut.
    »Was tust du?« keuchte sie. Ihre Stimme bebte. Das geronnene Blut ihrer Augen verblaßte zu einem hellrosa Schimmer. Ihre Lederflügel knisterten. Weiße Flecken erschienen auf ihrer Haut. Sie wankte, krümmte sich wie unter einem Schlag und richtete sich mit einem Ruck wieder auf. Ihr Gesicht verzerrte sich.
    »Was tust du mit mir?« stöhnte sie noch einmal.
    »Nichts«, antwortete ich ruhig. »Du selbst bist es, Shadow. Der Teil von dir, der Mensch geworden ist. Du kannst mich nicht mehr töten.«
    Shadow krümmte sich. Ihr Körper begann sich immer schneller und schneller zu verwandeln, flackerte, zuckte, war Engel und Teufel, dann wieder Engel und wieder eine grauenhafte Mischung aus beiden – und wurde zu dem eines Menschen.
    Im gleichen Augenblick erschütterte ein dumpfes Grollen den Boden. Ein Laut wie ein ungeheurer Wutschrei peinigte meine Ohren, und plötzlich war die Luft voller Staub. Der Himmel
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