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Der Hexer - NR11 - Engel des Bösen

Der Hexer - NR11 - Engel des Bösen

Titel: Der Hexer - NR11 - Engel des Bösen
Autoren: Verschiedene
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–«
    »Ich weiß, was Sie sagen wollen«, unterbrach ihn Cohen. »Man hat gerade vor ein paar Jahren erst angefangen, die Untergrundbahn zu bauen.«
    »Soviel ich weiß, sind gerade erst ein paar Meilen fertig«, bestätigte Howard. »Aber ein Gang, den kaum noch jemand kennt, bedingt ein ziemliches Alter.«
    »Ich weiß«, antwortete Cohen. »Aber Sie werden schon sehen, was ich meine. Kommen Sie – wir haben nicht viel Zeit.«
    Sie gingen weiter. Howard hielt sich dicht hinter Cohen, und trotz der Dunkelheit und der Massen von Schutt und Abfall, die den Boden bedeckten und das Gehen teilweise zu einem halsbrecherischen Abenteuer werden ließen, kamen sie schnell voran. Howards Orientierungssinn war genauso durcheinander geraten wie sein Zeitgefühl, seit sie das unterirdische Labyrinth betreten hatten, aber sie mußten weit mehr als eine Meile zurückgelegt haben, als Cohen abermals stehenblieb, den Zeigefinger auf die Lippen legte, seine Fackel löschte und Howard mit Gesten bedeutete, es ihm gleichzutun.
    Howard legte gehorsam die Fackel zu Boden und hob den Fuß, zögerte aber, sie auszutreten. Für einen kurzen Moment glaubte er einen Totenschädel zu sehen, aus dessen leeren Augenhöhlen schwarze Ratten hervorquollen. Er schüttelte die Vorstellung ab, aber es gelang ihm nicht vollkommen; ein dumpfes, bohrendes Gefühl der Beunruhigung blieb zurück, das beinahe schlimmer war als wirkliche Angst. Die Vorstellung, hier unten schutzlos der Dunkelheit ausgesetzt zu sein, war ihm unerträglich. Aber es mußte sein. Cohen hatte ihm lang und breit genug erklärt, wie licht- und geräuschempfindlich sie waren. Was ihnen beiden geschehen konnte, wenn ihr Vorhaben fehlschlug, hatte er ihm nicht erklärt.
    Aber das war auch nicht nötig. Howards Phantasie reichte durchaus, es sich in allen Einzelheiten auszumalen. Leider. »Nun machen Sie schon!« flüsterte Cohen ungeduldig, als Howard noch immer unentschlossen von der ohnehin nur noch glimmenden Fackel und der Wand aus Schwärze hin und her blickte, die den Gang wenige Schritte vor ihnen abschloß. Mit einem resignierenden Seufzen senkte er den Fuß auf das Ende der Fackel.
    Die Dunkelheit schlug wie eine erstickende Woge über ihnen zusammen. Und danach – wie in einem zweiten, noch wuchtigeren Hieb – die Furcht. Es war ein bizarres Gefühl: für Sekunden hatte Howard seine Gedanken nicht mehr unter Kontrolle, und seine überreizte Phantasie gaukelte ihm Dinge vor, die nicht da waren – das Rascheln und Schleifen großer pelziger Leiber, die sie in der Dunkelheit umschlichen; ein leises, irgendwie boshaftes Quieken und Zischeln, das fast übermächtige Gefühl, beobachtet, nein, schlimmer noch – belauert zu werden...
    Howard preßte die Kiefer so fest aufeinander, daß seine Zähne hörbar knirschten. Sekundenlang blieb er noch mit geballten Fäusten und fast krampfhaft zusammengekniffenen Lidern stehen, ehe er es wagte, sich zu entspannen und vorsichtig die Augen zu öffnen.
    Im ersten Moment sah er weiter nichts als undurchdringliche Schwärze, dann glaubte er einen sanften Hauch grünlichen Lichtes zu erkennen, irgendwo vor und unter ihnen, in unbestimmbarer Entfernung. Stoff raschelte, direkt neben ihm bewegte sich ein Schatten, und eine Hand berührte ihn an der Schulter.
    »Alles wieder in Ordnung?« fragte Cohen leise.
    Howard nickte, dann fiel ihm ein, daß Cohen die Bewegung in der Dunkelheit schwerlich sehen konnte, und er sagte: »Ja. Aber wie... wie kommen Sie darauf, daß irgend etwas mit mir nicht in Ordnung wäre?«
    Cohen löste die Hand von seiner Schulter, richtete sich neben ihm zu seiner vollen Größe auf und lachte leise. Es klang nicht sehr belustigt. »Weil Sie halb verrückt sind vor Angst, Lovecraft«, antwortete er. »Sie brauchen es gar nicht abzustreiten. Das geht hier unten jedem so. Selbst mir. Ich war schon unzählige Male hier unten, und es ist jedesmal genauso schlimm wie am ersten Tag.« Er schwieg einen kurzen Moment, und als er weitersprach, war seine Stimme hörbar verändert.
    »Ich weiß nicht, was es ist«, sagte er. »Es muß irgend etwas mit diesen Gängen zu tun haben. Vielleicht eine Art Gas, das hier unten in der Luft liegt.« Seine Stimme hörte sich nicht so an, als glaube er selbst an die Begründung, die er sich zurechtgelegt hatte. Aber die Worte brachten Howard auf etwas anderes, das Cohen gesagt und was er schon fast vergessen hatte.
    »Wie meinen Sie das – diese Gänge? Vorhin –«
    »Ich weiß, was
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