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Der heulende Müller

Titel: Der heulende Müller
Autoren: Arto Paasilinna
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Landstraße gelangen, ehe die Soldaten die Gegend unsicher machten.
    Aber die Grenzjäger hatten schnell und geübt eine Kette gebildet. Sie bewegten sich geräuschlos durch den Wald, und so lief ihnen der kleine schwitzende Briefträ­ ger direkt in die Arme. Der Spürhund heulte und hätte den kleinen Mann in Stücke gerissen, hätte nicht der Hundeführer eingegriffen und dem Hund einen Maul­ korb angelegt.
    Man brachte Piittisjärvi und seine Branntweinkanne ins Stationsdorf zur Kommandozentrale des Kommis­ sars. Jaatila verhörte ihn kurz, danach durfte Portimo ihn in die Arrestzelle bringen. Der Schnaps wurde kalt­ blütig auf die Erde geschüttet. Dem Briefträger traten die Tränen in die Augen.
    Am Nachmittag fanden die Grenzer Huttunens Lager, zerstörten es und brachten dem Kommissar die von Piittisjärvi hinterlassene Botschaft. Jaatila marschierte stehenden Fußes in die Arrestzelle und verpaßte Piittis­ järvi mit dem bleigefüllten Schlagstock saftige Hiebe. Piittisjärvi weinte und jammerte, flehte um Gnade, aber umsonst. Der Kommissar verlangte Informationen über Huttunen, doch Piittisjärvi schwieg. Man zeigte ihm Huttunens Korrespondenz – die Lehrbriefe der Fernaka­ demie, einige Liebesbriefe und Happolas letzte Nach­ richt. Auf welchem Weg war die Post in seine Hände gelangt? Der grün und blau geschlagene Piittisjärvi blieb tapfer:
    »Und wenn du mich totschlägst, einen Freund verrate ich nicht.«
    Piittisjärvi hielt stand, obwohl ihn der Kommissar ein zweites Mal durchprügelte. Als der Kommissar wütend die Zelle verließ, rief ihm der Postbote nach:
    »So einem Hund verrate ich keine Postgeheimnisse!« Der Kommissar ließ sich die Klubberaterin Sanelma
    Käyrämö kommen und unterzog sie einem scharfen Verhör, doch sie gestand nichts, obwohl der Kommissar ihr mit dem Fluch des Landwirtschaftsklubverbandes und des Gouverneurs drohte. Sie brach in Tränen aus und flehte um Gnade für Huttunen, sie sagte, wenn dieser Gelegenheit bekäme, sich zu erklären, dann käme er freiwillig aus dem Wald. Der Kommissar merkte sich diese Worte. Verächtlich fuhr er die Beraterin an:
    »Soll ich Ihnen sagen, was ich von Frauen halte, die Irre beschützen? Sie sind schlimmer als Huren!«
    Im Lager am Puukkobach wurden die Hunde auf Huttunens Spur angesetzt. Mit peitschenden Schwänzen sausten sie los und führten die Soldaten stromaufwärts. Huttunens Spuren waren frisch, die Hunde gerieten in Erregung, krachend brachen sie durchs Unterholz. Dabei knurrten und kläfften sie, obwohl es ihnen die Hundeführer verboten.
    Huttunen angelte am Puukkobach am Rand eines Sumpfes mit Fliegen. Er hatte ein paar Äschen gefangen und dachte bereits an die Rückkehr in sein Lager. Er zündete sich eine Zigarette an und starrte betrübt in das langsam dahinfließende Wasser. Es ging auf den Abend zu. Huttunen beschloß, an Sanelma Käyrämö zu schrei­ ben. Er mußte ihr von den letzten Ereignissen berichten. Jetzt, da die Mühle nicht mehr verkauft werden konnte, war es wohl am klügsten, diese Gegend zu verlassen und sich weiter nach Norden zurückzuziehen, sich tief in der Einöde eine Hütte zu bauen und darin zu über­ wintern. Er müßte sich Skier hobeln und Fässer zim­ mern, müßte Beeren sammeln und Vögel schießen. Vielleicht wäre es gut, für den Winter einen Elch zu räuchern.
    Das scharfe Ohr des Einsiedlers hörte weiter unten am Bach Hundegebell. Wenn er angestrengt lauschte, konnte er leise Männerstimmen vernehmen. Er hob sein Fernglas und spähte zum gegenüberliegenden Ufer des Sumpfes. Im Licht er Abendsonne sah er behelmte Soldaten in grauen Uniformen. Zwei große Wolfshunde rannten am Bachufer entlang auf ihn zu. Er ahnte, daß die Jagd keinem anderen als ihm galt. Er lud den Stut­ zen, ließ sein Angelzeug und die Fische am Ufer liegen und ergriff augenblicklich die Flucht. Sein Ziel war der kleine Hügel auf der anderen Seite des Sumpfes.
    Bald erreichten die Hunde den Angelplatz und mach-ten sich über die Fische her. Huttunen nahm einen der Köter ins Visier und drückte ab. Der Spürhund winselte und sank tot zu Boden. Die Jäger gingen sofort in Dek­
    kung. Der zweite Hund kam über den Sumpf zu dem Hügel gerannt, auf dem Huttunen mit dem Stutzen an der Wange auf der Lauer lag.
    Als der Hund bis auf fünfzig Meter herangekommen war, erschoß ihn Huttunen ebenfalls. Der Hund fiel auf die Seite und blieb still liegen. Die Grenzjäger bildeten eine Kette und stürmten auf
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