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Der Herr der Unruhe

Der Herr der Unruhe

Titel: Der Herr der Unruhe
Autoren: Ralf Isau
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Ralf Isau
    D E R H E R R D E R U N R U H E

    Mit Illustrationen
    von Tina Dreher

    R A L F I S A U

    R O M A N
    E H R E N W I R T H
    Ehrenwirth
    ist ein Imprint der Verlagsgruppe Lübbe
    Originalausgabe
    Copyright © 2003 by Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG, Bergisch Gladbach
    Textredaktion: Helmut W. Pesch
    Satz: Kremerdruck GmbH, Lindlar
    Gesetzt aus der ITC Berkeley Oldstyle
    Druck und Einband: Friedrich Pustet, Regensburg
    Alle Rechte, auch die der fotomechanischen und
    elektronischen Wiedergabe, vorbehalten.
    Printed in Germany
    ISBN 3-431-03392-X
    Sie finden die Verlagsgruppe Lübbe im Internet unter
    www.luebbe.de und die Webseite des Autors unter
    www.isau.de
    1 3 5 4 2
    Für Roman
    Die Zeit verwandelt uns nicht,
    sie entfaltet uns nur.
    MAX FRISCH
    INHALT
    1. Der Sohn des Uhrmachers
    Nettuno, 1932 9
    2. Der Fremde
    Nettuno, 1938 26
    3. Der Flüchtling
    Außerhalb von Nettuno, 1932 37
    4. Der Walzenbändiger
    Nettuno, 1938 65
    5. Der Leblosen Liebling
    Wien, 1932 98
    6. Der Hüter der Lebensuhr
    Nettuno, 1938 114
    7. Der Lehrling
    Wien, 1934 158
    8. Der Beobachter
    Anzio, 1939 168
    9. Der Ahasverische
    Wien, 1934-1935 180
    10. Der Gespaltene
    Nettuno, 1939 195
    11. Der Standhafte
    Wien, 1938 247
    12. Der Zeuge
    Rom, 1943 261
    13. Der Goldsucher
    Pontinische Sümpfe und Rom, 1941 306
    14. Der Zerstreute
    Wien, 1932 326
    15. Der Wiederauferstandene
    Nettunia, 1943 330
    16. Der Todgeweihte
    Rom, 1943 358
    17. Der Thora-Schüler
    Wien, 1938 374
    18. Der Störenfried
    Rom, 1943-1944 379
    19. Der Delinquent
    Nettunia, 1944 424
    20. Der Herr der Unruhe
    Nettunia, 1944 455
    21. Der Späher vom Forte Sangallo
    Nettunia und Genzano di Roma, 1944 484
    Epilog 500
    Anmerkungen des Autors 505

    Nettuno, 1932

    er tägliche Umgang mit Unruh, Anker, Spirale und all den
    Danderen Teilen filigraner Uhrwerke formt gemeinhin eher
    feinsinnige Menschen von stiller, zurückhaltender Wesensart.
    Ein polterndes, aufbrausendes Gehabe ist ihnen fremd. Darauf baute Nico, als er sich auf dem Heimweg wappnete, seinem Vater gegenüberzutreten. Ein flaues Gefühl in der Magengrube spürte er trotzdem.
    »Hast wohl die Hosen gestrichen voll«, sagte neben ihm
    Bruno, ein kräftig gebauter, beinahe schon dicker Junge mit glattem schwarzem Haar und weithin hörbarer Stimme. Während man Bruno durchaus zutraute, ein Scheunentor im Sturm einzurennen, ohne ernstere Blessuren davonzutragen, hätte dem schmächtigen Nico von derartigen Unternehmungen jeder sofort abgeraten. Zu seinem Leidwesen wurde der Sohn des Uhrmachermeisters, obwohl er den Kinderschuhen allmählich ent-wuchs, bisweilen immer noch für ein Mädchen gehalten. Nicht unerheblich trugen dazu seine großen braunen Augen bei, deren auffallend lange Wimpern das weibliche Geschlecht gemeinhin vor Neid erblassen ließen. Zum Steinerweichen konnte er daraus blicken, eine Wirkung, die er an Abenden wie diesem besonders zu schätzen wusste.
    Die beiden Dreizehnjährigen polterten durch die enge Via
    Sacchi. Ihre Schatten wurden von einer schmutzigen Laterne, die hinter ihnen an einer Hauswand hing, gespenstisch in die Länge gezogen.
    »Keine Ahnung, wovon du sprichst«, brummte Nico. Er hatte 9
    seinem besten Freund noch nie etwas vormachen können. Die Hände in den Hosentaschen vergraben, blickte er finster auf das vom letzten Regenschauer noch feuchte Kopfsteinpflaster.
    »Ich sage nur ein Wort: Sabbat. Du hast ihn gebrochen.«
    »Und du hast mich dazu angestiftet.«
    Bruno drückte die Brust heraus und hob abwehrend die
    Hände. »Ich bin Katholik und hab nicht den geringsten Schimmer, wie viele Schritte ihr am Ruhetag laufen dürft, bevor aus einem Spaziergang eine Reise wird.« Er kicherte. »Eure kompli-zierten Bräuche werd ich nie begreifen. Also gib bitte nicht mir die Schuld.«
    »Ja, ja, ich weiß. Und du bist ein Heiliger. Ein Scheinheiliger.«
    »Es war deine Entscheidung, aus dem Fenster zu klettern und mit mir zur Festung zu gehen.«
    »Ach! Dann hast du das Steinchen wohl nur zufällig an meine Scheibe geworfen.«
    »Ich wollte dir wenigstens gesagt haben, dass Don Alberto uns in sein Gemäuer einlädt.«
    Die Rede war von Baron Alberto Fassini Camossi, der im Forte Sangallo, gleich neben der befestigten Altstadt von Nettuno, residierte. Durch großzügige Aufträge förderte er das örtliche Kunst-handwerk. Auch den Vätern der beiden Jungen, dem begnadeten Uhrmachermeister Emanuele dei Rossi sowie dem Maler und Re-staurator Evaristo Sacchi, hatte der Mäzen schon
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