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Der Heiratsspezialist

Der Heiratsspezialist

Titel: Der Heiratsspezialist
Autoren: Heinz G. Konsalik
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zusammen beten?«
    »Danke.«
    »Wenn ich jemanden überreden kann … Sind Sie auch sicher, daß Sie verkaufen wollen?«
    »Absolut!«
    »Steve wird im Grab rotieren wie ein Propeller! Nicht nur sein Herz hing an dem Laden – der Saloon war sein Leben!«
    »Ich bin Künstler –«, sagte Bob milde.
    »Und davon können Sie leben? Spielen Sie in einer Band?«
    »Nein. Ich bin Organist in der Methodistenkirche von Atlanta.«
    »Oh, mein lieber Bob. Warum wußte ich das nicht vorher?« McDolland drückte Bob kräftig die Hand. »Daraus kann man etwas machen! Der erste Ice-Saloon der Welt mit Orgelmusik. Die Leute sind verrückt genug, um in Scharen zu Ihnen zu rennen!« McDolland fuchtelte aufgeregt mit beiden Händen. »Steve hatte doch recht: Sie sprudeln vor Phantasie.«
    Am Tag, an dem Steve Hamilton begraben worden war, bekam das himbeerrote Haus an der Ausfallstraße noch mehrmals Besuch. Eine halbe Stunde, nachdem Pfarrer McDolland gegangen war, klopfte es wieder. Eine respektgebietende Erscheinung trat ein. Der blitzende Sheriffstern auf der Brust und der weiße, an den Seiten hochgebogene Stetson waren kaum mehr als Dekoration für diesen imponierenden Gast, der ein Muskelprotz wie aus einem Prospekt für Bodybuilding war, mit kantigem Gesicht, grauen Adleraugen und wiegendem Gang, John Wayne hätte vor Eifersucht erblassen müssen.
    Bob bot dem Mann einen Stuhl an. Der Riese nahm den Hut ab und warf ihn gekonnt auf den Tisch. Helden des Westens gibt es nicht nur in Hollywood.
    »Sie kennen mich nicht?« fragte er und schob sein Kinn vor.
    »Leider nicht!« Bob lächelte freundlich. »Ich nehme an, das ist ein großer Fehler. Aber ich bin erst diese Nacht angekommen.«
    »Allen Brass. Sheriff vom 3. Außenbezirk.«
    »Toll!« sagte Bob.
    »Steve gehörte zu meinem Bezirk.«
    »Sonst wären Sie ja auch nicht hier, Sheriff.«
    »Sagen Sie Allen zu mir, Bob! Steve war mein Freund. Sein Neffe ist es genauso.«
    »Ist mir ein Vergnügen, Allen!« So unkompliziert geht das also, dachte Bob. Da kommt einer herein, drückt mich symbolisch an die Brust, und schon bin ich mit einer der wichtigsten Behörden in Las Vegas fast verwandt. Einen Sheriff als Freund soll man hegen und pflegen wie ein Orchideenliebhaber seine Pflänzchen – besonders hier in der Wüste, in der Stadt der hunderttausend Spieler, Millionäre und Gangster kann eine solche Freundschaft wertvoller sein als Geld. »Und was nun?«
    »Das frage ich Sie, Bob.«
    »Einen Whisky?«
    »Außer Dienst – immer. Und ich bin jetzt nicht im Dienst.« Sheriff Brass sah aufmerksam zu, wie Bob das Glas vollgoß, und nickte anerkennend. »Hatten Sie schon Besuch?«
    »Ja.«
    »Aha! Galezzano!«
    »Nein. Pfarrer McDolland.«
    »Was wollte der denn?«
    »Er gab mir inneren Beistand und trank eine halbe Flasche aus.« Bob spürte plötzlich ein unschönes Gefühl in der Magengegend. »Wer ist Galezzano?«
    »Luigi Galezzano besitzt einen Fruchthandel in Las Vegas. Sein Hauptgeschäft besteht aber darin, den Einzelhandel zu beobachten, höflich ausgedrückt. Er ist für diesen Bezirk hier zuständig. Keiner weiß, wieviel Steve an Galezzano zahlte.«
    »Und da läuft er noch frei herum?«
    »Wir können ihm nichts beweisen, Bob.«
    »Wie immer! O freies Amerika!«
    Allen Brass verzog den Mund, wölbte die dicke Unterlippe vor und trank. Dabei schluckte er Luft, rülpste und stellte das Glas wieder auf den Tisch. »Bob, werden Sie nicht zynisch. In Las Vegas ist das völlig unangebracht. Las Vegas ist die einzige Stadt in den USA, die fast vollständig in der Hand der Mafia ist, jeder weiß das, und keiner sagt was. Hier hängt nämlich zuviel Kapital! Wir können uns nur bemühen, die öffentliche Ordnung aufrechtzuerhalten. Schlägereien und Schießereien gehören dagegen zum Geschäft. Steve hat es nie darauf ankommen lassen.«
    »Ich verstehe, Allen.« Bob nickte. »Galezzano wird Pech haben – ich zahle nicht. Ich verkaufe die Bude.«
    »An wen?« Brass schrieb mit dem Zeigefinger eine Zahl auf die Tischplatte. »In Las Vegas gibt es 2.148 Ice-Saloons, Buden, Gaststätten, Hotels, Spielhallen und andere Stellen, wo Eis verkauft wird. Ich habe mir – Steve zuliebe – die Gewerbestatistik geben lassen. Entweder Sie machen weiter, Bob, oder hier verfault alles!«
    »Ich bin nicht zum Eisrühren geboren, Allen. Ich habe studiert.«
    »Was?«
    »Trompete, Klavier – und Kirchenmusik.«
    »Kirchenmusik?« Brass starrte Bob entsetzt an. »Das ist ja pervers! Und Sie
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