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Der Heiratsspezialist

Der Heiratsspezialist

Titel: Der Heiratsspezialist
Autoren: Heinz G. Konsalik
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rannte zu ihr und riß sie hoch.
    »Das war phantastisch!« sagte er und drückte sie an sich; sie zitterte, als käme sie aus einem Schneefeld. »Wie du schießen kannst …«
    »Ich habe noch nie geschossen!« schrie sie gegen seine Brust. »Ich habe noch nie eine Pistole in der Hand gehabt.«
    »Du hast uns das Leben gerettet!«
    »Ich habe einen Menschen getötet!« schrie sie. »Ich habe einen Menschen getötet!«
    Sie klammerte sich an ihn, schlug mit der Stirn immer wieder gegen seine Brust und war außer sich vor Entsetzen – und vor Erleichterung.
    »Ich habe ihn deinetwegen getötet«, stammelte sie. »Nur deinetwegen.«
    »Du mußtest es tun. Es blieb dir keine andere Wahl.«
    »Ich war ganz ruhig, ganz, ganz ruhig.« Sie schluchzte und grub die Nägel in seinen Rücken. »Ich habe ganz ruhig einen Menschen getötet, weil er dich töten wollte. Mein Gott, mein Gott, ich könnte es immer wieder tun, um dich zu retten. Es ist verrückt, wie ich dich liebe …«
    Sie drehte den Kopf zur Seite, sah Vorster mit seinem starren Gesicht im Schein der Lampe liegen und sackte ohnmächtig in Bobs Armen zusammen.
    Morgens um acht Uhr fuhr Bob Brook mit seinem Geländewagen bei Sheriff Brass vor. Keiner hielt ihn auf, keiner holte ihn aus dem Wagen. Die Polizisten, die gerade ihre Streifenwagen bestiegen, starrten Bob an, als lande er mit einem Ufo vor Brass' Office. Auch Brass selbst, der gerade gekommen war und ahnungslos zum Frühstücksabschluß eine Zigarette rauchte, die ihm die Lektüre der Morgenzeitung würzte, erstarrte, als Bob nach Durchquerung des Vorzimmers, in dem er eine gelähmte Sekretärin und zwei glotzäugige Polizisten hinterließ, in das Büro trat.
    »Guten Morgen!« sagte Bob unbefangen. »Heb' deinen Hintern hoch, Allen, und komm an die Luft! Ich bringe dir etwas mit.«
    »Sandra!« Brass schluckte krampfhaft. »Bob, bleib stehen. Ich bin verpflichtet, dich zunächst festzunehmen.« Brass erhob sich in Zeitlupe. »Alles andere wird sich später zeigen. Zunächst bist du sicher, weil wir ein psychiatrisches Gutachten haben, demzufolge du unter Schockeinwirkung stehst …«
    »Komm raus!« sagte Bob noch immer geduldig. »Ich habe einen Toten und einen Schwerverletzten im Wagen!«
    »Was hast du?« schrie Brass und streckte beide Arme in die Luft. »Bob, was hast du da angestellt?!«
    »Sandra hat geschossen. In Notwehr.«
    »Sandra?!«
    »Der Überlebende, ein Henry Roscoe, hat bereits ausgepackt. Sie haben gestern ›Wintermanns Casino‹ ausgeraubt. 32.462 Dollar. Das Geld ist vollzählig dabei! In einem Jutesack …«
    »Bob!« Allen Brass wischte sich über die Augen. »Ich begreife nichts mehr! Wie kommst du an die beiden Burschen?!«
    »Durch ein Trompetenkonzert von Leopold Mozart. In D-Dur.«
    »Natürlich! Natürlich.« Brass nickte schwer, als sei sein Kopf mit Blei gefüllt. »Wenn ich das alles hinter mir habe – das verspreche ich dir –, gehe ich in eine Nervenheilanstalt und mache eine Kur. Das kann ja keiner aushalten!«
    Las Vegas entdeckte in diesen Tagen aufs neue seine innige Liebe zu Bob Brook. Die Radiogesellschaften überschlugen sich mit Angeboten, die Zeitungen lauerten Bob und Sandra auf, Staatsanwalt Ambro Seck zog seine Anklage wegen Kidnapping zurück, die ›Schlacht in der Wüste‹, wie man Sandras Verzweiflungstat euphorisch nannte, erschien in den Zeitungen als einsame Heldentat. Man zeigte den Banditen Roscoe mit zerschmettertem Arm, man brachte Fotos des toten Vorster, man veröffentlichte ein Gruppenbild, auf dem McDolland und Juliane, Richter de Trajano und Sheriff Brass, Bob Brook und Sandra und als Krönung Jenny in einem tief ausgeschnittenen Kleid zu sehen waren, aber die große Story von der Entführung aus Liebe und das Interview mit Bob Brook selbst ließen auf sich warten.
    Sandra diktierte den Fernsehstationen ihre Bedingungen: Bob wird nur zur Verfügung stehen, wenn er mit einem Sinfonie-Orchester das Trompetenkonzert von Telemann und das Konzert in C-Dur von Albinoni spielen kann. In diesem Falle würde er auf jedes Honorar zu Gunsten der Waisenkasse der Polizei und des Aufbaus der Kirche ›Der flammende Rosenkranz‹ verzichten. McDolland war so hingerissen, daß er vor den Fernsehkameras ein zu Herzen gehendes Dankgebet sprach.
    Las Vegas hatte einen Helden mehr. Die Größen des Show-Geschäftes gratulierten Bob Brook, Filmsternchen betrachteten es als eine Ehre, an der Seite Bobs fotografiert zu werden, ein Frauenmagazin fragte an, ob
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